Reid 2 Die ungehorsame Braut
einen letzten Kuss. »Bei Gelegenheit sollten wir das in einem richtigen Bett wiederholen«, raunte er mit einem verlegenen Lächeln. »Und dann, mein Liebes, lasse ich mir alle Zeit der Welt, um dich zu verwöhnen, wie es dir gebührt. Es tut mir leid, wenn ich gerade wie ein Grünschnabel über dich hergefallen bin.«
Ophelia legte ihm behutsam den Finger auf die Lippen. »Mach dir keine Gedanken, ich habe es genossen, ehrlich.«
»Nett, dass du das sagst, aber so langsam habe ich den Verdacht, dass ich in deiner Gegenwart meine gute Kinderstube vergesse.«
»Sollte das ein Kompliment sein?«
»Aber natürlich doch.« Rafe grinste. Mal wieder.
»An deiner Stelle wäre ich vorsichtig, mich nett zu nennen«, neckte sie ihn. »Oder du musst mich auf der Stelle nach London zurückbringen, weil deine Mission hiermit erfüllt ist.«
Mit einem Hüsteln öffnete Raphael die Tür und schob sie sanft auf den Flur hinaus. »Geh und mach dich ein wenig frisch, meine Tante dürfte jeden Augenblick herunterkommen.«
Mit einem verlegenen Blick hielt Ophelia ihm ihre zerrissene Unterhose hin und fragte: »Wärst du so freundlich, das hier für mich ins Feuer zu werfen? Sadie darf sie auf keinen Fall finden.«
»Natürlich doch.«
Nachdem Ophelia ihm das Kleidungsstück gegeben hatte, drehte sie sich um und eilte die Treppe nach oben.
Es kostete sie einige Zeit und Anstrengung, die blutigen Flecken, die von ihrer Deflorierung herrührten, zu beseitigen. Aber sie musste es tun, damit Sadie keinen Wind davon bekam, dass sie sich mit Rafe vereint hatte. Schließlich wusste Sadie, wann Ophelia ihre Periode hatte. Doch so sehr sie sich auch Mühe gab, die Flecken waren hartnäckiger als erwartet. Entnervt versteckte sie den Unterrock unter ihrer Matratze. Sobald sie ein wenig Zeit erübrigen konnte, würde sie ihn in kleine Stücke schneiden und den Flammen übergeben. Keine Beweise, keine neugierigen Fragen.
Da das lavendelfarbene Kleid völlig zerknittert war, entschied Ophelia, ein neues anzuziehen. Vor lauter Sehnsucht nach Rafe beeilte sie sich damit, frisierte ihr Haar und lief nach unten.
Enttäuscht musste sie jedoch feststellen, dass Rafe nicht mehr im Salon weilte. In der Hoffnung, er möge bald zurückkehren, stellte sie sich mit dem Rücken zum Fenster. Wie von selbst glitt ihr Blick zu dem Sofa. Würde sie je wieder auf dem Möbel sitzen können, ohne zu erröten?
Es dauerte eine Weile, bis die Tatsache, dass sie jetzt eine vollwertige Frau war, bis zu ihr durchdrang. Eigenartig, aber irgendwie fühlte sie sich kein bisschen anders. Nein, das stimmte nicht ganz. Es fühlte sich wunderbar an. Und sie war Rafe unendlich dankbar dafür, dass er ihr ein unvergessliches Erlebnis bereitet hatte. Seinetwegen würde sie bis an ihr Lebensende mit einem versonnenen Lächeln auf den Lippen an diesen besonderen Tag zurückdenken.
Mit seiner Tante am Arm betrat Rafe wenig später den Salon.
Auch er hatte sich umgezogen und sich das Haar gekämmt, um die Spuren ihres Liebesspiels zu beseitigen. Ophelia hoffte inständig, dass ihn niemand beim Verlassen des Salons gesehen hatte. Schließlich gehörte Rafe zu jenen Männern, die stets akkurat gekleidet und frisiert waren.
Durch Esmeraldas Anwesenheit gab es für Ophelia leider keine Gelegenheit mehr, einige persönliche Worte mit Rafe zu tauschen. Als er ihr jedoch ein verstohlenes Lächeln zuwarf, machte ihr Herz einen Satz.
Nach dem gemeinsamen Mittagessen schlug Rafe vor, dass sie sich in sein Arbeitszimmer zurückziehen sollten.
»Dort kann ich mich im Moment besser konzentrieren als im Salon«, flüsterte er, während er Ophelia den Flur hinunterbegleitete.
Ophelia wusste nur zu gut, was er meinte. Also würde es vorerst nicht noch einmal zum Liebesspiel kommen, denn jedes Mal, wenn er vorschlug, in einen anderen Raum zu gehen, wollte er ihre kleinen Sünden diskutieren. Aber heute machte ihr selbst das nichts aus. Sie fühlte sich stark genug, um mit jedem Thema fertig zu werden, das er anschnitt.
»Heute möchte ich mit dir über Sabrina sprechen«, sagte er und nahm hinter seinem Schreibtisch Platz.
»Lieber nicht«, murmelte Ophelia. Dennoch lächelte sie Raphael an. Sie wollte unter keinen Umständen, dass er sie für schwierig hielt. Wegen ihrer diffusen Gefühle Sabrina Lambert gegenüber wäre es ihr am liebsten, er würde dieses Thema ausklammern.
Schweigend besah sich Rafe den Brieföffner, den er zur Hand genommen hatte. Doch Ophelia hatte ihn
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