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Reigen des Todes

Reigen des Todes

Titel: Reigen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Billard-Queue in der Hand durch die Gegend gehüpft.«
    Der Redakteur blinzelte hinter seiner randlosen Brille, nahm die mächtigen Umrisse der Nechybaschen Figur wahr, gähnte herzhaft und streckte sich.
    »Soll ich Ihnen auch einen ›Goldblatt‹ bestellen, auf dass Sie munter werden?«
    »Nein, lieber einen Türkischen.«
    »Haben S’ letzte Nacht wieder gelumpt?«
    »Ach wo! Um Mitternacht war ich schon im Bett. Aber heut Vormittag haben wir eine Redaktionssitzung gehabt. Die war ganz schön anstrengend. Außerdem hält mich der Mordfall Vestenbrugg auf Trab.«
    »Wieso? Was gibt es Neues?«
    »Das sollte ich Sie fragen, Nechyba. Sie sind der ermittelnde Polizist.«
    Nechyba rührte in seinem ›Goldblatt‹ und brummte etwas Unfreundliches. Leo Goldblatt konnte aber die Gelegenheit nicht vorbeigehen lassen, ohne weiter zu sticheln. »Und außerdem: Was es Neues gibt, lesen Sie in meinen Artikeln.«
    »Sie sind mir ein sauberer Freund. Da nimmt man Sie als einzigen Journalisten zu einer Großrazzia mit und als Dank bekommt man solche blöden Antworten. Wer Sie zum Freund hat, braucht bei Gott keine Feinde.«
    »Werden S’ nicht sakral, Nechyba. Lassen S’ den lieben Gott aus dem Spiel. Ich hab ja nur ein bisserl einen Spaß gemacht. Die einzige wirklich interessante Neuigkeit im Mordfall Vestenbrugg ist, dass er ein ›süßes Mädel‹ gehabt hat, der er eine recht geräumige Wohnung in der Salesianergasse gezahlt hat. Dort ist er nach dem Dienst von der Rennwegkaserne immer hinspaziert. Ein perfektes Liebesnest, das sich der Herr Oberstleutnant da eingerichtet hat. Und das Beste daran war: Kein Mensch hat davon gewusst.«
    »Und wie sind Sie ihm auf die Schliche gekommen?«
    »Wie ich nach einer ganzen Serie von Artikeln angestanden bin und nicht mehr gewusst hab, was ich noch schreiben soll, hab ich einen Aufruf verfasst. Dass sich doch bitte alle Personen, die nur irgendwie Kontakt zum Oberstleutnant hatten, bei mir in der Redaktion melden sollen. Für zielführende Hinweise hab ich natürlich auch eine Belohnung in Aussicht gestellt.«
    »Und wer hat sich gemeldet?«
    »Lauter Schwindler und Schwindliche 23 . Letztendlich aber auch die Vermieterin der besagten Wohnung. Eine herausgeputzte Alte, die am Vestenbrugg einen Narren gefressen hat. So wie die von ihm geschwärmt hat, hätt s’ ihn wahrscheinlich am liebsten selbst vernascht. Die Miete hat der Vestenbrugg am Anfang immer sehr pünktlich und irgendwann mit immer größerer Verspätung bezahlt. Jetzt nach seinem Tod ist er ihr noch drei Monatsmieten schuldig. Als sie in der Zeitung gelesen hat, dass der Herr Oberstleutnant verstorben ist, hat sie das Mädel stante pede aus der Wohnung hinausgeschmissen. Ich glaub, das hat der Alten richtig Spaß gemacht. So ein bisserl als Revanche dafür, dass sie selbst beim Vestenbrugg nicht zum Zug gekommen ist.«
    »Ja, ja, die Weiber … Manche sind auf Uniformen ganz narrisch.«
    »Sie sagen es, Nechyba. Deshalb mein Rat: Wenn S’ einer Frau imponieren wollen, borgen Sie sich am besten eine Uniform von einem Sicherheitswachebeamten aus.«
    »Reden S’ keinen Unsinn. Wem soll ich denn imponieren wollen? Und warum auch? Ich bin doch seit mittlerweile drei Jahren glücklich verheiratet.«
    »Na, da schau her! Da darf ich ja gratulieren. Wer ist denn die Glückliche?«
    »Sie kennen s’ eh … die Köchin. Die Frau Aurelia. Aber die hab ich doch schon geheiratet, bevor Sie aus unserem Gretzl 24 und aus dem Café Sperl verschwunden sind.«
    »Jetzt, wo Sie’s sagen, kann ich mich dunkel erinnern.«
    »Apropos: Ihr Verschwinden ist mir bis heute rätselhaft. Warum sind S’ denn so plötzlich aus der Gegend am Naschmarkt weggezogen?«
    »Das würden S’ wohl gerne wissen …«
    »Steckt ein Weibsstück dahinter? Am Ende gar Ihre Nachbarin, die dicke Endlweber?«
    Statt eine Antwort zu geben, bestellte Leo Goldblatt beim Ober einen doppelten Trebernen. Nechyba schloss sich der Bestellung an und beide Männer schwiegen, bis der Schnaps serviert wurde. Goldblatt stürzte seinen in einem Zug hinunter, holte dann tief Luft und legte los. »Ich sag Ihnen, Nechyba: Das Weib wollte mich zerquetschen. Buchstäblich! Die ist nicht nur von Monat zu Monat fetter geworden, sodass ich mir am Ende jedes Mal fast einen Bruch gehoben hab, wenn wir … na ja, Sie wissen schon. Sie hat mich auch sonst zu erdrücken versucht. Keinen Schritt konnte ich mehr machen, ohne dass sie nicht darüber Rechenschaft haben wollte. Und

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