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Reigen des Todes

Reigen des Todes

Titel: Reigen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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schließlich hat sie sich auch noch erdreistet, mir Ratschläge zu geben, wie ich meine Artikel schreiben soll …«
    Nechyba musste grinsen, als er sich die fette, nackte Endlweber auf dem kleinen, dürren Goldblatt vorstellte. »Also sind Sie geflohen. Recht haben S’ g’habt. Hätte ich an Ihrer Stelle auch gemacht. Ja, ja, die Weiber … Ich hab mit meiner Aurelia wirklich ein Glück. Die arbeitet den ganzen Tag hart. Und am Abend beziehungsweise an ihrem freien Tag ist sie froh, wenn s’ ihre Ruhe hat. So halt ich’s mit ihr recht gut aus.«
    »Es ist alles ein Glück, was kein Unglück ist, Nechyba. Ich für meinen Teil hab die Endlweber noch vor unserer geplanten Hochzeit verlassen. Ich bin eines Abends nach der Arbeit einfach nicht mehr nach Hause gegangen. In der Redaktion hab’ ich mich verleugnen lassen und privat bin ich eine Zeit lang in einer kleinen Pension in der Josefstadt untergetaucht. Die Gegend im 8. Bezirk hat mir gefallen, und so hab ich mir dort eine neue Wohnung gesucht. Da leb ich jetzt wieder nach meinem alten Grundsatz: Ich bin Freibeuter. Meine Beute ist meine persönliche Freiheit.«

II/2.
    Leicht beschwipst verließ Nechyba das Landtmann. Vor dem Kaffeehaus holte er tief Luft und genoss die imposante Kulisse, die das benachbarte Burgtheater vor dem dämmrigen Abendhimmel abgab. Er hatte Lust auf etwas Bewegung und beschloss, zu Fuß in die Salesianergasse zu gehen und Vestenbruggs Wohnungsvermieterin einen Besuch abzustatten.
     
    Eine ältere Frau mit glattem, nach hinten zu einem Knoten gebundenem Haar, spitzer Nase und Knopfaugen öffnete die Tür. Sie sah den riesigen Mann ängstlich an und keifte: »Was wollen S’ denn? Ich kenn Sie nicht. Gehen S’ weg, sonst ruf ich die Polizei!«
    »Die ist schon da. Also reden S’ keinen Blödsinn, sonst werd’ ich ungemütlich.«
    «Was? Sie sind Polizist? Haben S’ einen Ausweis bei sich?«
    Nechyba schnaufte grantig, kramte in seinem Sakko und zog seine Polizeiagenten-Kokarde heraus. Er hielt sie ihr kurz vor ihre Knopfaugen und brummte: »Wollen S’ eine Vorladung ins Polizeigebäude? Oder reden wir jetzt vernünftig miteinander?«
    Die Spitzmaus zeterte: »Man kann ja nie wissen! Die Zeiten sind unsicher. Es treibt sich so viel Gesindel in der Stadt herum. Lauter Fremde …«
    »So ein Blödsinn! Aber von mir aus … Reden S’, was wollen. Mich interessiert nur eines: Was wissen Sie über den Oberstleutnant Vestenbrugg?«
    Ihr Gesicht verklärte sich und ihre Stimme wurde weich. »Das war ein feiner Herr … Nur sein Umgang hat nicht zu ihm gepasst.«
    »Meinen S’ das Mädel, das da gewohnt hat und das er ausgehalten hat?«
    »So eine ordinäre Person! Mir gegenüber hat sie ja versucht, die feine Dame zu spielen. Aber ich hab das gleich durchschaut. Das Mensch kommt vom Grund 25 . Mir kann man nichts vormachen. Ich bin bei den heiligen Schwestern im Sacré Coeur erzogen worden.«
    Das merkt man leider, dachte sich Nechyba.
    »Dieses Geschöpf, Steffi Moravec hat sie geheißen, hab ich vor etwas über einer Woche aus der Wohnung hinausgeschmissen. Stellen Sie sich vor: Keinen Heller hat die mehr gehabt. Die hat nur vom Geld des Barons Vestenbrugg gelebt. So eine ist das. Übrigens: Wer zahlt mir eigentlich die drei offenen Monatsmieten?«
    »Sie können ja auf’s nächste Kommissariat gehen und eine Betrugsanzeige aufgeben. Was mich interessiert, ist: Wie hat denn diese Steffi Moravec ausgeschaut?«
    »Eine ordinäre Person! Dunkle lange Haare, dralle Figur, ein Gesicht wie eine Porzellanpuppe und eine Oberweite … na, da würden Sie schaun, Herr Inspector.«
    Nechyba musste an die ebenfalls nicht allzu geringe Oberweite seiner Aurelia denken und schmunzelte. Irgendwas klingelte in seinem Gehirn. Der Name Steffi sowie die Personenbeschreibung gaben ihm das Gefühl, dass ihm das Mädel schon einmal über den Weg gelaufen war.
    »Ist die Wohnung schon wieder vermietet?«
    »Wie stellen Sie sich das vor? In wirtschaftlich so schlechten Zeiten kann man eine Dreizimmerwohnung nicht ohne Weiteres vermieten. Ja, wenn’s ein Loch wäre, gäb’s viele Interessenten. Aber das ist eine schöne, große Wohnung und wir sind hier ein anständiges Haus. Irgendein Gesindel lassen wir hier nicht einziehen.«
    Nechyba war erleichtert. Er ließ sich von der Spitzmaus die im nächsten Stockwerk gelegene Wohnung aufsperren und begann sie systematisch zu durchsuchen. Dies gestaltete sich infolge der einbrechenden Dunkelheit und der

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