Reigen des Todes
so.«
Die Moravec, die sich bis dahin still wie ein Mäuschen verhalten hatte, wusste, dass das ihre Chance war. Sie räusperte sich. Schwarzer, der völlig auf seine Darsteller konzentriert war, erschrak. Als er die Moravec sah, lächelte er aber charmant.
»Ah, das Fräulein Moravec. Küss die Hand.«
Die Moravec reichte ihm die Hand zum Kuss, den er formvollendet andeutete. Mit leichtem Spott in der Stimme verkündete sie: »Also ich möchte mich ja nicht einmischen, aber ich wüsste schon, wie Sie die kleine Szene da gespielt haben wollen. Und genieren tu ich mich auch nicht.«
Schwarzer schaute ihr kurz in die Augen, drehte sich dann um und sagte: »Lena! Sei so gut und mach ein bisserl Pause. Schöberl, nimm die Lena und geh mit ihr in die Küche. Dort kannst du ihr einen Kaffee kochen. Ich ruf euch, wenn ich euch brauch.«
Die Moravec sah ein abgemagertes Subjekt hinter den Kulissen hervortreten, das gehorsam nickte, die Lena bei der Hand nahm und mit ihr verschwand. Als sich die Tür hinter den beiden geschlossen hatte, fragte die Moravec: »Wo ist eigentlich mein Verlobter?«
»Ah, der Hans! Der ist für mich unterwegs. Der bringt einen Scheck zur Bank und kauft diverse Requisiten für unseren nächsten Dreh ein. Gratulation übrigens zur Verlobung.«
»Ach, das ist nicht so ernst zu nehmen. Wissen S’, das haben wir nur wegen der Videtzky, dem Hansi seiner Vermieterin, getan. Weil, sonst hätte mich die Alte nicht in seinem Untermietzimmer wohnen lassen.«
»Keine Zweck-Ehe, sondern eine Zweck-Verlobung, sozusagen«, schmunzelte Schwarzer. »Na ja, also zeigen S’ mir einmal, wie Sie die Rolle der Schuhkäuferin anlegen wollen. Das ist übrigens der Blasius, er spielt den Schuhmacher. Blasius, das ist das Fräulein Moravec. Steffi mit Vornamen, wenn ich mich recht erinnere.«
»Servus, Blasius«, flötete die Steffi. Dann drehte sie sich zu Schwarzer um, legte vertrauensvoll eine Hand auf seine Schulter und sprach: »Gell, Sie sind nicht bös, wenn’s nicht gleich klappt? Im Übrigen, sagen S’ doch bitte Steffi zu mir.«
Schwarzer grinste. »Welcher Mann kann Ihnen – äh, dir – böse sein, Steffi?«
»Ach, da hat’s schon einige gegeben«, antwortete sie kokett und setzte sich auf den Sessel, auf dem vorher Lena gesessen hatte. Ohne mit der Wimper zu zucken, raffte sie ihren hellen Sommerrock samt Unterrock über das Knie empor und spreizte ganz leicht die Beine, sodass man die Strumpfbänder sowie ein Haucherl von ihren nackten Oberschenkeln sehen konnte. Blasius, der offensichtlich noch nicht viele halb entblößte Frauenzimmer in seinem Leben erblickt hatte, stand mit offenem Mund da und starrte gierig zwischen ihre Beine. Die Moravec lächelte und fragte Schwarzer: »Ist’s so recht? Haben Sie sich das so vorgestellt?«
Schwarzer stand schon wieder hinter seiner Kamera und rief: »Ausgezeichnet! Blasius, geh auf deinen Ausgangspunkt, Steffi, bleib bitte in dieser Position, die ist wirklich formidabel! Ganz entzückend! Seid ihr so weit? Achtung, wir drehen!«
Die Moravec genoss die Szene. Blasius in der Rolle des Schuhmachers kniete vor ihr nieder und zog ihr einen Schuh aus. Danach nahm er einen anderen und zog ihr den umständlich an. Die Moravec rutschte mehrmals – wie eine ungeduldige Kundin – auf dem Sessel hin und her, wobei sie mit Bedacht immer weiter die Beine spreizte, sodass am Ende ihre beiden Beine samt Strumpfbändern und nackten Oberschenkeln zu sehen waren. Schwarzer, der wie wild an der Kamera kurbelte, brüllte Regieanweisungen. »Wunderbar! Macht’s weiter, Kinder! Jetzt noch den zweiten Schuh!«
Als auch der angezogen war, rief er: »Und jetzt, Steffi, steh resolut auf und schieb den Blasius einfach zur Seite. So … wunderbar … mach ein paar Schritte auf und ab. Wie wenn du die neuen Schuhe eingehen würdest … jaaa … wunderbar … Rundblende und aus!«
Steffi blieb stehen und schaute Schwarzer erwartungsvoll an. Der stürzte auf sie zu und umarmte sie. »Das hast wunderbar gemacht. Die geborene Schauspielerin. Blasius, was sagst du?«
Der grinste und antwortete: »Die Aussicht war leiwand. Aber darf i jetzt zum Schöberl und zur Lena in die Küche gehen und einen Kaffee trinken?«
»Freilich. Geh nur.«
Die Steffi schmiegte sich eng an Schwarzer, sodass der gar nicht auf den Gedanken kam, die Umarmung zu beenden. Mit schelmisch blitzenden Augen fragte sie ihn: »Wie ist das eigentlich beim Film? Kann man da zum Beispiel noch ein Stückerl
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