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Reigen des Todes

Reigen des Todes

Titel: Reigen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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benommen und nicht viel besser gelaunt als zuvor taumelte Hans Popovic aus der Ordination in der Berggasse. Das war ein merkwürdiges Erlebnis … Wenn er den Schöberl nicht so gern haben würde und wenn der nicht sein einziger Freund wäre, hätte er nie diesen Arztbesuch gemacht. Ein merkwürdiger Arzt, dieser Doktor Freud. Mit seiner leicht gebeugten Haltung, dem vorgestreckten Kopf und dem kritisch forschenden Blick. Sehr ernst, aber gleichzeitig auch sehr freundlich. Und dieses Ordinationszimmer! Es war mit schweren Perserteppichen ausgelegt und mit einer Couch ausgestattet. Auf die musste sich Popovic legen. Besonders merkwürdig war, dass auf der Couch ebenfalls ein schwerer Perserteppich lag. Am Kopfende gab es einen weiß bezogenen Polster. Als er auf der Couch lag, wo er sich zuerst völlig unwohl fühlte, setzte sich Freud auf einen Stuhl, der hinter dem Kopfende der Couch stand. Da konnte Popovic ihm nicht einmal mehr ins Gesicht sehen! Und daraufhin hatte ihn der Arzt aufgefordert, seine Probleme und Sorgen zu schildern. Zuerst fiel ihm einfach nichts ein. Schweigend lag er da. Schweigend saß der Professor hinter ihm. Schließlich, weil ihm fad war, begann er von der Steffi zu erzählen. Von der gemeinsam verbrachten Jugend im Ratzenstadl, von dem Tod ihrer Eltern und ihrer Aufnahme bei den Schwestern des Marienstiftes. Davon, dass sie sich aus den Augen verloren und neuerlich Kontakt aufgenommen hatten. Schließlich informierte er den Professor auch über all die Gemeinheiten und Grauslichkeiten, die sie ihm in den letzten Monaten angetan hatte. Gerade als er dabei war, ihm von Steffis Anbiederungsversuchen an seinen Chef, den Schwarzer, zu erzählen, sprang Doktor Freuds Hund plötzlich auf, schüttelte sich und ging zur Tür. Freud räusperte sich. »Mein lieber Herr Popovic, Ihre Analysestunde ist leider um. Was halten Sie davon, wenn Sie nächsten Freitag um drei Uhr wieder bei mir vorbeischauen?«
    Popovic, der total überrascht und verdattert war, stimmte zu. Er bezahlte den Arzt und verließ wankend dessen Ordination. Als er aus dem dunklen Hausflur hinaus in die Berggasse trat, blendete ihn das Sonnenlicht. Er ging hinunter zur nächsten Stadtbahnstation und fuhr zurück in den 3. Bezirk. Immer noch war er von dem plötzlichen Ende der Therapiesitzung verblüfft. Und da er ein ungeheures Bedürfnis hatte, weiter über sich und die Steffi zu sprechen, ging er die Fasangasse hinauf zur Gastwirtschaft ›Zum Alten Heller‹. Er setzte sich an einen langen Tisch, an dem zwei Tschecheranten 73 vor ihren halb geleerten Biergläsern lümmelten und lud sie auf eine Runde Barack ein. Dann begann er sich seinen Kummer von der Seele zu reden. Als er schließlich alles Geld, das er in der Tasche hatte, gemeinsam mit seinen Zechgenossen versoffen hatte, machte er sich unsicheren Schrittes auf den Heimweg. Obwohl seine Beine schwer wie Blei waren, fühlte er sich irgendwie befreit. All seinen Kummer war er losgeworden. In wahren Redekaskaden war sein ganzes Gwirgst 74 mit der Steffi aus ihm herausgebrochen. Vielleicht hatte der Professor Freud doch recht, dass man sich das alles einfach von der Seele reden musste? Gleichzeitig fasste er den festen Entschluss, die Steffi zur Rede zu stellen. Gleich jetzt, wenn er nach Hause kommen würde. Dezidiert würde er ihr verbieten, nochmals an seinem Arbeitsplatz aufzutauchen. Als seine Verlobte könne sie ihn ja nicht vor seinem Arbeitgeber lächerlich machen! Das würde er nicht dulden.
     
    Daheim angekommen, fand er mit seinem Schlüssel nicht ins Schloss der Wohnungstür. Er war so betrunken, dass er einfach nicht aufsperren konnte. Zum Glück hörte die alte Videtzky seine Aufsperrversuche und öffnete schließlich die Tür. Erleichtert grüßte er sie und taumelte in das Vorzimmer.
    »Wunderbar, Frau Videtzky. Wunderbar, dass Sie mich gehört haben.«
    Die Alte aber spitzte ihre dünnen Lippen, sodass man die Unzahl von Runzeln, die sie um den Mund hatte, noch deutlicher sah. Mit stechendem Blick und galliger Stimme antwortete sie: »Sie sind ja schrecklich betrunken. Genieren Sie sich!«
    Popovic, dem im Moment niemand seine gute Laune verderben konnte, umarmte die Alte und lallte: »Warum sind S’ denn immer so streng mit mir?«
    Sie entwand sich seiner Umarmung und begann loszuschimpfen. »Sie sind ein völlig haltloses, charakterlich nicht gefestigtes Subjekt. Wenn Sie so weitermachen, sehe ich mich genötigt, Ihnen zu kündigen. Allmählich verstehe ich

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