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Rein Wie Der Tod

Rein Wie Der Tod

Titel: Rein Wie Der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl
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Himmel spiegelten sich in den Scheiben.
    Lautlos erhob er sich. Setzte einen Fuß auf den Rasen, dann auch den anderen. Wenn jetzt jemand aus dem Fenster sähe, würde er ihn entdecken. Noch sechs Meter. Vier Meter. Drei Meter. Da erkannte er, dass hinter den Scheiben die Gardinen vorgezogen waren. Er schlich sich bis an die Hauswand. Presste das Ohr gegen das Holz. Lauschte. Hörte Weinen. Blitzschnell war er wieder in der Vergangenheit. Spürte den gleichen Blutgeschmack im Mund wie vor zwanzig Jahren. Dieselbe Panik. Er konnte nicht mehr.
    Sein Körper schaltete auf Autopilot. Er rannte über den Rasen, erreichte die Treppe zur Terrasse und nahm sie in drei Schritten.
    Mattis Langeland hörte die Schritte und setzte sich verblüfft auf.
    In der nächsten Sekunde war Frølich über ihm. Griff nach seinem Arm. Rollte ihn auf den Bauch. Stemmte ein Knie in seinen Rücken. Einen Arm unter den Hals. Zog nach hinten. Mattis schrie. Frølich wickelte Klebeband um seine Hände und begriff endlich, was der Mann schrie:
    »Andreas! Andreas!«
    Frølich drehte sich zur Glastür herum. Niemand zu sehen. Er wandte sich wieder Mattis zu, der mit auf dem Rücken gebundenen Händen dabei war, zur Treppe zu hechten. Frølich stellte ihm ein Bein und der nackte Oberkörper donnerte auf die Dielen.
    Er griff nach seinem Fußgelenk und zog den schreienden Mann zurück. Fesselte das Fußgelenk mit einer Handschelle an das Verandagitter. Das Gitter war altersschwach, aber es würde halten.
    Sofort hielt Mattis die Klappe. Sie wechselten einen Blick. Mattis atmete schwer und kniete sich hin. Frølich kehrte ihm den Rücken zu, ging langsam auf die Verandatür zu.
    Er öffnete die Glastür. Drinnen war es vollkommen still. Er stand in der Tür und lauschte. Immer noch Stille.
    Der Wohnraum wirkte wie ein verlassenes Festlokal. Leere Zigarettenpackungen und leere Bierflaschen auf einem Tisch. Eine Treppe führte hinunter ins Erdgeschoss.
    Iselin Gravs Stimme in seinem Kopf: Ich glaube nicht, dass sie tot ist.
    Frølich warf einen Blick durch das Fenster nach draußen - grüne Baumkronen.
    Warf einen Blick über die Schulter. Mattis Langeland hatte aufgehört, am Geländer zu rütteln. Sie sahen sich an.
    Frølich drehte sich um und ging in den Raum. Niemand zu sehen. Kein Laut zu hören.
    Die Treppe endete in einer Ecke. Das Einzige, womit er sich vereidigen konnte, war die Taschenlampe.
    Auf dem Absatz auf halber Treppe blieb er stehen. Sein Herz. Er hörte es schlagen. Sein Blick vernebelte sich. Das Zirpen der Zikaden kam zurück. Er blinzelte, um besser sehen zu können, wankte und sagte zu sich selbst: Hier sind keine Zikaden. Keine Zikaden. Geh weiter!
    Frølich riss sich von der Wand los. Atmete mit offenem Mund, bis seine Lungen wieder normal funktionierten.
    Er trat einen Schritt vor und musste sich am Geländer festhalten, um nicht zu fallen. Lief ganz nach unten. Niemand wartete dort auf ihn. Jetzt spürte er einen sauren Geruch. Erbrochenes. Schweiß. Stickige Luft. Weiter. Hier roch es nach Schlafzimmer.
    Frølich ging weiter. Die Luft vibrierte. Es gab zwei offene Türen. Eine links und eine rechts. Die eine führte in ein Zimmer. Die andere ...
    Plötzlich schlug ein Fenster. Er hörte das Klirren von Glas und dann Schritte, die über Felsen liefen. Andreas versuchte, abzuhauen, aber das sollte ihm nicht gelingen. Frølich war auf dem Weg zurück, aber in dem Moment, wo er sich umdrehte, entdeckte er den Spiegel. Er blieb wie festgefroren stehen. An der Wand des Schlafzimmers hing ein riesiger Spiegel, der die Details des Zimmers umrahmte. Die Lampen an der Decke. Zwei Kameras auf Stativen, der Körper auf dem Bett.
    Frølich ließ Andreas laufen und ging stattdessen langsam durch die offene Tür in das Zimmer hinein.

31
    Als er sich dem Hauseingang näherte, wurde die Tür von einer dicken Frau in einem langen, roten Kleid geöffnet. Gunnarstranda huschte hindurch, bevor die Tür wieder ins Schloss fiel, drehte sich um und sah ihr nach. Sie schien über den Boden zu gleiten wie ein Spielzeugroboter, der auf unsichtbaren Rädern rollte.
    Valeur wohnte im zweiten Stock. Gunnarstranda musste dreimal klingeln, bevor die Tür von dem Mann geöffnet wurde, den er von den Fotos kannte. Er trug Jeans und ein lockeres gelbes Hemd. Hinter der Knopfreihe ein Kugelbauch. Seine kurzen groben Bartstoppeln waren grau und ließen ihn ungepflegt aussehen. Valeur betrachtete den Polizisten mit leicht nach hinten geneigtem Kopf, um seine

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