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Reine Glückssache

Reine Glückssache

Titel: Reine Glückssache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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darin. Es dauerte einen Moment, bis ich begriff, und als es so weit war, hielt ich vor Schreck die Hand vor den Mund. Es waren Bilder eines Toten. Einer Frau. Zwischen die Augen geschossen. Die Fotos waren Vergrößerungen, zu grob, um das Opfer zu erkennen. Auf einem Foto war eine Augenbraue zu sehen, und ein geöffnetes, blindes Auge. Die anderen beiden Fotos dokumentierten die Wucht der Zerstörung, die der Austritt der Kugel am Hinterkopf angerichtet hatte.
    Ich ließ die Fotos auf den Boden fallen, rannte zum Telefon und rief Joe an.
    »Jemand ist in meine Wohnung eingebrochen«, sagte ich.
    »Und er hat mir Blumen dagelassen und einige Fo-Fo-Fotos. Soll ich die Polizei anrufen?«
    »Meine Süße – ich bin bei der Polizei.«
    »Dann werde ich also beschützt. Na gut, ich wollte es nur nachprüfen.«
    »Soll ich vorbeikommen?«
    »Ja. Komm schnell her.«

4
    Die Fäuste in die Seiten gestemmt, stand Morelli da, sah die Blumen auf dem Tisch und die Fotos, die noch immer verstreut auf dem Boden lagen. »Als hättest du ein Schild draußen an der Tür: Verrückte und Verfolger willkommen. Ständig brechen Leute bei dir ein. So was habe ich noch nie erlebt. Du hast die allerneuesten Sicherheitsschlösser an deiner Tür, aber die halten anscheinend keinen ab.« Er sah mich scheel an. »Die Tür war doch abgeschlossen, oder etwa nicht?«
    »Ja, natürlich war die Tür abgeschlossen.« Meine Güte!
    »Glaubst du, dass das hier ernst gemeint ist?«
    Morelli sah mich an, als würde ich eine Fremdsprache sprechen. »Jemand ist in deine Wohnung eingebrochen und hat dir Bilder von Schusswunden dagelassen! Glaubst du etwa, dass das nicht ernst gemeint ist?«
    »Ehrlich, ich habe den totalen Horror, aber eigentlich hatte ich gehofft, du würdest mir sagen, dass ich nicht gleich überreagieren soll. Ich hatte auf die abwegige Möglichkeit gesetzt, dass du das hier für einen abgeschmackten Witz halten würdest.«
    »Ich finde das zum Kotzen!«, sagte Morelli. »Warum habe ich keine Freundin mit ganz normalen Problemen? Ein Fingernagel gebrochen, die Periode bleibt aus oder verliebt in eine Lesbe.«
    »Und was jetzt?«, fragte ich.
    »Jetzt melde ich das der Polizei und bringe ein paar Kollegen her, die Beweise sichern und Fingerabdrücke nehmen sollen. Hast du irgendeine Ahnung, womit das hier in Zusammenhang stehen könnte?«
    »Nein. Absolut keine Ahnung. Nicht die geringste.«
    Das Telefon klingelte, und ich ging in die Küche, um abzuheben.
    »Ich bin fest davon überzeugt, dass es mit Ranger und mir klappen würde«, sagte Valerie. »Du bist mit ihm befreundet. Du könntest mich mit ihm verkuppeln.«
    »Du bist im neunten Monat, Valerie. Das ist kein guter Zeitpunkt, um dich mit jemandem zu verkuppeln.«
    »Findest du, dass ich bis nach der Geburt damit warten soll?«
    »Ich finde, du solltest es lieber ganz lassen.«
    Valerie stieß einen tiefen Seufzer aus und legte auf.
    Valerie mit Ranger verkuppeln – ich glaube, ich spinne.
    »Du lachst ja«, sagte Morelli.
    »Valerie will, dass ich sie mit Ranger verkupple.«
    Da musste auch Morelli lachen. »Das gefällt mir. Zieh dir lieber eine Rüstung an, wenn du das Ranger erzählst.« Morelli machte den Kühlschrank auf, holte einen Rest Pizza heraus und aß das Stück kalt. »Ich glaube, es wäre klug, aus der Wohnung auszuziehen. Ich weiß nicht, was hinter dieser Sache steckt, aber das Ganze einfach zu ignorieren fällt mir auch nicht leicht.«
    »Und wo soll ich hinziehen?«
    »Zu mir natürlich, Pilzköpfchen. Das hätte einige Vorteile.«
    »Zum Beispiel?«
    »Ich würde dir deine Pizza aufwärmen.«
    Morelli wohnte in einem zweistöckigen Reihenhaus, das er von seiner Tante Rose geerbt hatte. Es lag etwa achthundert Meter vom Haus meiner Eltern entfernt und hatte einen fast identischen Grundriss, ein Zimmer ging ins nächste über … Wohnzimmer, Esszimmer, Küche. Im ersten Stock waren drei Schlafzimmer und ein Badezimmer, unten hatte Morelli noch eine Toilette eingebaut. Langsam eignete er sich das Haus an. Die Holzböden waren alle frisch abgezogen und versiegelt, nur Tante Rose’ verblasste altmodischen Gardinen waren übrig geblieben. Mir gefiel die Mischung, und irgendwie täte es mir Leid, wenn das Haus ganz und gar in Joes Besitz übergehen würde. Der Gedanke, dass Tante Rose’ Gardinen überdauerten, hatte etwas Tröstliches. Nichts gegen Grabsteine, aber Gardinen sind doch um einiges persönlicher.
    Wir standen auf der kleinen Veranda, und Morelli

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