Reine Glückssache
der mich verfolgt, direkt oder indirekt mit TriBro in Zusammenhang steht.«
»Wenn du spekulieren dürftest – könntest du dazu einen Namen aus dem Hut zaubern?«
»Bart Cone. Das liegt auf der Hand.«
Ranger telefonierte und bat um Unterlagen über Bart Cone. In meiner Fantasie stellte ich mir vor, dass der Anruf in das Nervenzentrum der Bat Cave ging. Keiner weiß, woher Ranger seine Autos bezieht, seine Klienten, sein Geld. Er betreibt mehrere Firmen, die alle in irgendeiner Weise mit Objekt- und Personenschutz zu tun haben. Und er hat einen Haufen Männer auf seiner Gehaltsliste, die über Fähigkeiten verfügen, die außerhalb von Gefängnismauern selten anzutreffen sind. Seine rechte Hand heißt Tank, Panzer, der Name sagt doch alles.
Zwanzig Minuten später erschien Tank mit einem Umschlag in der Hand im Restaurant. Er lächelte und begrüßte mich mit einem Nicken. Er nahm sich ungefragt eine Scheibe von dem italienischen Weißbrot und ging wieder.
Ranger und ich lasen uns das Material durch, fanden aber wenig Neues. Bart war geschieden und wohnte in einem Haus im Norden der Stadt. Offiziell hatte er keine Schulden, seine Kreditkarten waren gedeckt, und er tilgte regelmäßig seine Hypothek. Er fuhr einen zwei Jahre alten schwarzen BMW. Zu den Unterlagen gehörten auch diverse Zeitungsausschnitte über den Mordprozess und ein Porträt der Ermordeten.
Zum Zeitpunkt ihres Todes war Lillian Paressi sechsundzwanzig Jahre alt. Sie hatte dunkelblondes Haar, blaue Augen und besaß, nach dem Zeitungsfoto zu urteilen, eine durchschnittliche Figur. Sie war hübsch, Typ Mädchen von nebenan, trug ihr Haar lockig und schulterlang, im Gesicht ein nettes Lächeln. Sie war ledig, wohnte allein in einem Apartment in der Market Street, zwei Straßen von der Luncheonette entfernt, dem Restaurant, wo sie als Kellnerin gearbeitet hatte.
Sehr entfernt, könnte man sagen, sah sie mir ein bisschen ähnlich. Kein hübscher Gedanke, wenn man in einem ungelösten Mordfall ermittelt, der das Zeug zu einer Mordserie hat. Andererseits passt die Beschreibung auf die Hälfte der weiblichen Bevölkerung von Burg, es gab also eigentlich keinen Anlass, sonderlich besorgt zu sein.
Ranger beugte sich vor und strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr. »Sieht ein bisschen wie du aus, Babe«, sagte er.
»Sei vorsichtig.«
Na, super.
Ranger sah auf meinen Pastateller. Ich hatte alles aufgegessen, bis auf eine Nudel. In Rangers Mundwinkeln zuckte ein Lächeln.
»Ich will nicht dick werden«, sagte ich.
»Und diese eine Nudel macht den Kohl fett?«
Ich sah ihn misstrauisch an. »Worauf willst du hinaus?«
»Hast du noch Platz für einen Nachtisch?«
Ich seufzte. Für Nachtisch habe ich immer Platz.
»Den Nachtisch wirst du im Blue-Bird-Luncheonette essen«, sagte Ranger. »Die haben bestimmt leckeren Kuchen. Und wenn du schon mal da bist, kannst du die Kellnerin ausfragen. Vielleicht hat sie diese Paressi ja gekannt.«
Wir hatten die Hälfte des Weges durch die Stadt zurückgelegt, und ich sah zum vierten Mal in meinen Außenspiegel. »Wir werden von einem schwarzen Geländewagen verfolgt«, sagte ich.
»Das ist Tank«, stellte Ranger klar.
»Tank folgt uns?«
»Tank folgt dir.«
Normalerweise hätte mich diese drastische Einmischung in meine Privatsphäre geärgert, aber momentan fand ich es keine schlechte Idee, mir einen Bodyguard an die Seite zu stellen.
Das Blue Bird hockte mitten zwischen kleinen Geschäften in der Second Avenue. Das Viertel gehörte nicht gerade zu den angesagtesten der Stadt, aber heruntergekommen wirkte es auch nicht. Die meisten Läden waren in Familienbesitz und wurden auch von Familienangehörigen geführt. Die Ladenfronten aus gelbem Backstein waren nicht durch Graffiti oder Einschusslöcher verunziert. Die Mieten waren einigermaßen erschwinglich und begünstigten kleine Gewerbetreibende: Es gab hier einen Schuster, einen kleinen Werkzeugladen, eine Secondhand-Boutique, ein modernes Antiquariat und dazwischen das Blue-Bird-Luncheonette.
Das Blue Bird war ungefähr so groß wie zwei nebeneinander gestellte Eisenbahnwagons. Es gab einen Tresen mit acht Hockern, eine Kuchenvitrine und eine Kasse. An der hinteren Wand reihten sich die Tische. Der Boden war schwarzweiß gemustertes Linoleum und die Wände, wie der Name schon sagt, blau gestrichen.
Wir setzten uns an einen Tisch und studierten die Speisekarte. Es gab die übliche Auswahl an Hamburgern, Tunfischsandwiches und Kuchen. Ich bestellte
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