Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Reine Glückssache

Reine Glückssache

Titel: Reine Glückssache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
Vom Netzwerk:
ein Limonenbaiser, Ranger einen Kaffee, schwarz.
    »Wie bitte?«, sagte ich, beide Hände flach auf den Resopaltisch gestützt. »Kaffee? Ich dachte, wir sind zum Kuchenessen hier.«
    »Ich mag den Süßkram nicht, der hier im Angebot ist.«
    Erneut wurde mir ganz flau im Magen. Ich wusste aus eigener Erfahrung, was für Süßkram Ranger lieber verzehrte.
    Die Kellnerin stand mit gezücktem Bleistift und Notizblock da. Sie war Ende fünfzig: gefärbtes blondes, hoch aufgetürmtes Haar, dick geschminkte Augen, in einem perfekten Bogen aufgetragener Lidstrich, schillernder, blassweißlicher Lippenstift. Sie hatte einen üppigen Busen, der von ihrem weißen T-Shirt kaum im Zaum gehalten wurde, über ihre schmalen Hüften spannte sich ein Minirock aus Spandex, an den Füßen trug sie schwarze Gesundheitsschuhe.
    »Wir haben alle möglichen Kuchensorten hier, Honey«, sagte sie zu Ranger.
    Ranger warf ihr einen kalten Blick zu, und sie wich unwillkürlich einen Schritt zurück. »Vielleicht doch nicht«, sagte sie.
    »Ich bin nur selten in dieser Gegend«, erklärte ich der Kellnerin, »aber meine jüngere Schwester kannte mal ein Mädchen, das hier gearbeitet hat. Die hat immer gesagt, das Essen hier wäre echt spitze. Vielleicht haben Sie die Freundin meiner Schwester ja gekannt. Sie hieß Lillian Paressi.«
    »Ach je, Honey. Natürlich habe ich die gekannt. Sie war ein liebes Ding. Alle mochten Lillian gern. Es war schrecklich, was mit ihr passiert ist. Sie wurde umgebracht, an ihrem freien Tag. Ich konnte es kaum glauben, als ich es hörte. Und den Schuldigen haben sie nie gefasst. Eine Zeit lang hatten sie einen Verdächtigen, aber das hat sich nicht bestätigt. Eins sage ich Ihnen: Wenn ich wüsste, wer Lillian umgebracht hat, ich würde dafür sorgen, dass er seinen Prozess nicht mehr erlebt.«
    »Eigentlich habe ich gelogen, was meine Schwester betrifft«, sagte ich. »Wir ermitteln in dem Mordfall Lillian. Es gibt ein paar neue Erkenntnisse.«
    »Habe ich mir gleich gedacht«, sagte die Kellnerin. »Bei meinem Job kriegt man gute Menschenkenntnisse, und Ihrem Rambo steht der Bulle ins Gesicht geschrieben. Jemand hier aus dem Ort hätte Kuchen bestellt.«
    Ranger sah mich an und zwinkerte mir zu. Beinahe wäre ich vom Hocker gefallen. Es war das erste Mal, dass Ranger gezwinkert hatte. Ranger und Zwinkern, das passte irgendwie nicht zusammen.
    »Hatte Lillian einen Freund?«, fragte ich.
    »Nichts Ernstes. Früher war sie mal mit einem Jungen ausgegangen, aber dann hatten sie Schluss gemacht. Sie hatte ihn schon seit Monaten nicht mehr gesehen. Der Junge hieß Bailey Scrugs. So einen Namen vergisst man nicht so schnell. Die Polizei hat sich ihn auch schon vorgeknöpft. Soweit ich weiß, war sie mit niemandem fest liiert, als sie ermordet wurde. Sie war ziemlich deprimiert, nachdem das mit Scrugs zu Ende war, und sie hat viel Zeit vor dem Computer verbracht. Chatten und so’n Zeug.
    Wissen Sie, was ich glaube? Ich glaube, das war eher so ein Zufallsmord. Irgend so ein Irrer hat sie draußen im Wald spazieren sehen. Die Welt ist voller Irrer.«
    »Ich weiß, es ist alles schon eine Weile her«, sagte ich.
    »Aber versuchen Sie, sich zu erinnern. Hatte Lillian Sorgen? Angst? Ärger? Ist irgendwas Ungewöhnliches vorgefallen? Hat zum Beispiel jemand mit einem Betäubungsgewehr auf sie geschossen?«
    »Die Polizei hat mir genau die gleichen Fragen gestellt. Damals wusste ich nicht, was ich denen sagen sollte. Erst Monate später ist mir wieder etwas eingefallen. Ich konnte mich nicht dazu durchringen, es jemandem zu sagen. Es war irgendwie eine komische Sache, und dann war ja auch schon so viel Zeit vergangen, da habe ich es am Ende für mich behalten.«
    »Was war es denn, was Ihnen wieder eingefallen ist?«
    »Wahrscheinlich ist das blöd, aber ich erzähl’s jetzt trotzdem. Zwei Tage, bevor sie umgebracht wurde, hat jemand eine rote Rose und eine weiße Nelke an ihrem Auto hinterlegt, hinter den Scheibenwischer geklemmt, zusammen mit einer Karte. Auf der Karte stand einfach nur,
Schönen Tag noch,
mehr nicht. Lillian war ziemlich stinkig deswegen. Sie hat die Blumen reingeholt und sie weggeworfen. Wahrscheinlich war es das, was mich gestört hat, als ich mich wieder daran erinnerte. Sie hat nichts dazu gesagt, zum Beispiel, von wem die Blumen waren oder so. Glauben Sie, dass das irgendwie von Bedeutung ist?«
    »Schwer zu sagen«, meinte Ranger.
    »Reden Sie mal mit ihrem Nachbarn«, sagte die Kellnerin.
    »Carl

Weitere Kostenlose Bücher