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Reine Glückssache

Reine Glückssache

Titel: Reine Glückssache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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brauche.
    »Nicht mal eine Zahnbürste?«, fragte ich. »Nicht mal einen frischen hautengen Slip?«
    Tank rang sich ein Lächeln ab.
    Na gut. Ich lief zu meinem Wagen und raste nach Hause. Mit quietschenden Reifen kam ich zum Stehen. Zwei Stufen auf einmal nehmend, rannte ich, barfuß, die Schuhe in der Hand, die Treppe zu meiner Wohnung hinauf. Tank war schon vor mir da, im Hausflur. Er machte die Wohnungstür auf und trat ein. Auf dem Boden verstreut lagen vier postkartengroße Farbfotos. Wir bückten uns, um sie uns anzusehen, ohne etwas anzurühren. Die Fotos zeigten einen Mann, dessen Kopf zur Hälfte weggeschossen war. Wie bei der ersten Bilderserie waren auch diese Fotos vergrößert, um die Identität des Opfers zu verschleiern. Mein erster Gedanke war: Carl Rosen.
    »Erkennst du den Mann?«, fragte Tank.
    »Nein.«
    Tank schloss die Wohnungstür und gab mir eine Pistole.
    »Bleib hier stehen. Ich durchsuche solange die anderen Zimmer.« Wenig später kam er zurück. »Niemand da. Auch keine weiteren Fotos, soweit ich sehen kann. In den Schubladen habe ich nicht nachgeguckt.«
    »In Ordnung«, sagte ich. »Wir machen Folgendes: Wir lassen die Fotos an ihrem Platz liegen. Und wir wollen versuchen, Fingerabdrücke, die jemand hinterlassen hat, möglichst nicht zu verwischen. Ich packe meine Sachen so schnell es geht, und dann nichts wie raus hier. Wenn wir am Flughafen eingecheckt haben, rufe ich Morelli an. Wenn ich ihn jetzt gleich anrufe, muss ich mich zur Befragung bereithalten, und wir würden die Maschine verpassen.«
    »Mir ist alles recht«, sagte Tank.
    Zehn Minuten später war ich aus der Wohnung, eine zweite Garnitur Kleider und nur das Wichtigste an Schminke in einer Einkaufstasche, die ich mir über die Schulter schlang. Mein Auto ließen wir auf dem Parkplatz stehen und fuhren mit Tanks Geländewagen.
    Connie wohnte in Burg, sie stand als Nächste auf unserer Abholliste. Wir hupten einmal kurz, als wir vor ihrem Haus hielten, und Connie kam angehuscht. Connies Haus war ein schmales Einfamilienhaus, ähnlich der Doppelhaushälfte meiner Eltern, nur dass die andere Hälfte bei Connie platt gemacht worden war. Früher hatte Vito Grecci in der angrenzenden Haushälfte gewohnt. Vito war ein Kassierer der Mafia, der einmal zu viel eine schmale Kasse ablieferte. Am Tag darauf fing Vitos Haus unerklärlicherweise Feuer, und Vito fand sich auf der Müllhalde in Camden wieder. Zum Glück wurde das Feuer durch die Schutzwand zwischen den beiden Hälften aufgehalten und sprang nicht über. Bei der Zwangsversteigerung des Grundstücks erstand Connie Vitos ausgebrannte Hälfte, riss die Ruine nieder und baute nichts Neues stattdessen. Connie gefiel das leere Grundstück. Sie stellte einen frei stehenden Swimmingpool mit einem umlaufenden Steg aus Kiefernholz in dem neu entstandenen Nachbargarten auf und einen kleinen Bildstock für die Jungfrau Maria, dafür, dass sie ihr Haus verschont hatte.
    Lula wohnte am anderen Ende der Hamilton Avenue, ganz in der Nähe des Bahnhofs. In dem Viertel saß nicht das dicke Geld, aber es behauptete sich, Jahr für Jahr. Lula hatte eine kleine Zweizimmerwohnung im ersten Stock gemietet. Das Haus war eine bessere graue Schindelhütte, mit viktorianischem Stuck. Letztes Jahr hatte der Besitzer die Schnörkel rosa angestrichen. Irgendwie passte das zu Lula.
    Lula wartete schon am Bürgersteig, als wir in ihre Straße bogen. Sie hatte zwei riesige Koffer dabei, um die Schulter hing ein voluminöser Lederbeutel, und in der Hand hielt sie noch eine große Einkaufstasche aus Stoff.
    Tank schmunzelte. »Die sind bestimmt randvoll mit Schweinekoteletts.«
    »Wir bleiben doch nur über Nacht«, sagte ich zu Lula, als sie auf den Rücksitz neben Connie kletterte.
    »Das weiß ich auch, aber ich will für alles gerüstet sein. Und ich konnte mich nicht entscheiden, was ich anziehen sollte. In einem Koffer sind nur Schuhe. Man kann doch nicht ohne Ersatzschuhe nach Las Vegas fahren. Wie viele Paar Schuhe hast du mit?«, fragte Lula mich.
    »Nur die Schuhe, die ich anhabe, und meine Turnschuhe.«
    »Und du?«, fragte sie Connie.
    »Ich habe vier Paar dabei«, sagte Connie.
    »Und Chefchen?«, sagte Lula zu Tank. »Wie viele Schuhe hast du?«
    Tank musterte Lula im Rückspiegel und sagte nichts.
    Lula drehte sich um und zählte die Gepäckstücke im Kofferraum des Geländewagens. »Tanks Koffer fehlt«, stellte sie fest. »Wo ist dein Koffer, Tank?«
    »Tank hat keinen Koffer«, sagte ich.

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