Reine Glückssache
zurück.
Ein Mitarbeiter, angetan mit Gummihandschuhen, zog alle Kleidungsstücke aus meiner Einkaufstasche. Zwei Bikinihöschen, eine Jeans, zwei weiße T-Shirts, weiße Strümpfe, Turnschuhe, ein Reisenecessaire mit Tampons (für alle Fälle), Haarspray, Lockenbürste, diverse Schminkutensilien. Vierzig, fünfzig Leute, die vorbeigingen, bestaunten meine Unterwäsche, und zwei Frauen empfahlen mir eine andere Tamponmarke.
Alles wurde wieder in meiner Tasche verstaut, und man sagte mir, ich könnte weitergehen. Lula, hinter mir, machte Stunk. Sie musste die gleiche Tortur über sich ergehen lassen, und man entdeckte Brathähnchen in ihrer Handtasche.
»Unverpackte Lebensmittel sind jenseits der Sicherheitsschleuse nicht erlaubt«, sagte der Mitarbeiter zu Lula.
»Und was soll ich essen, wenn ich Hunger habe?«, wollte Lula wissen. »Ich will Supermodel werden. Ich mache eine Diät. Ich brauche dieses Brathähnchen. Was ist, wenn während des Fluges kein Essen gereicht wird?«
»Am Gate sind Kioske, die verkaufen Lebensmittel«, wurde Lula belehrt.
Ich sah mir das Brathähnchen auf dem Gepäcktisch an. Eine Keule und eine Brust. Die Sicherheitsleute suchten vermutlich nach Hähnchenkeulenbomben.
»So was kann ich nicht leiden«, sagte Lula und schulterte ihre Tasche. »Ich musste meine Schuhe ausziehen, meine Jacke, jemand hat unter meinen BH gegrapscht, und ich musste meinen Gürtel ablegen. Und guckt euch das an: Ich kann den obersten Knopf meiner Stretchhose nicht mehr zumachen. Jetzt wissen alle Bescheid. Was für eine erniedrigende Erfahrung! Aber was am schlimmsten ist: Sie haben mir mein Hühnchen weggenommen!«
Connie war ohne Probleme durchgerauscht. »So ist das eben jetzt«, stellte Connie fest. »Wir wollen mehr Sicherheit haben, oder? Dafür müssen wir eben auch ein kleines Opfer bringen.«
»Halt die Klappe«, sagte Lula. »Leute, die einfach durchgewunken werden, kann ich nicht ausstehen.« Ihre Augen traten hervor und sie reckte das Kinn. »Ich verspüre eher Angst«, fuhr sie fort. »Wenn ich mich durch diese Aktion sicherer fühlen soll, dann hat es bei mir nicht funktioniert. Jetzt kann ich an nichts anderes mehr denken als an Terroristen. Vorher habe ich nie an Terroristen gedacht. Ich muss unbedingt was essen. Schinken. Wo gibt’s hier Schinken?«
Es wurde angesagt, dass unsere Maschine nun für uns bereitstünde und wir an Bord gehen könnten. Tank hatte die Sicherheitsschleuse noch immer nicht passiert. Ich wusste, dass er keine Waffen am Leib trug. Er hatte alle im Truck eingeschlossen, als wir den Wagen abstellten. Man holte einen Hund, und zwei bewaffnete Sicherheitsbeamte traten an ihn heran. Anscheinend hatte man Schmauchspuren von Sprengstoff an Schuhsohlen und Kleidung entdeckt. Wer hätte das bloß gedacht? Der Personalausweis lag vor, ebenso die Genehmigung zum Mitführen einer Waffe, aber die Mitarbeiter der Flugsicherheit ließen das nicht gelten.
Tank warf mir einen Blick zu, aber ich verzog keine Miene. Auf keinen Fall würde ich ihm zur Rettung eilen. Ich wollte kein Risiko eingehen. Womöglich hätte man mich noch der Mittäterschaft bezichtigt! Ich hatte Angst, die Flughafengestapo würde mich in irgendein Verlies schleppen und meine Körperöffnungen absuchen.
Rasch nahm ich Lula an die Hand, Connie kam hinter uns her. Uns blieben nur noch wenige Minuten bis zum Einstieg.
»Was ist mit Tank?«, fragte Lula.
»Er holt uns schon noch ein.« Vielleicht. Vielleicht auch nicht.
Wir kamen an den Flugsteig, und Lulas Augen traten hervor, wild blickte sie um sich. »Wo gibt es hier denn Brathühnchen?«, sagte sie. »Ich sehe nur Doughnuts und Eis und Bagels und Brezeln. Das darf ich alles nicht essen. Wo ist der Stand mit den Wurst- und Fleischsachen?«
»Vielleicht kriegen wir ja während des Fluges was zu essen«, sagte ich. »Es ist Abendessenszeit, wenn wir in der Luft sind, vielleicht bekommen wir dann ja was.« Vielleicht ein Tütchen Erdnüsse, aber die auch nur in der ersten Klasse.
Wir saßen alle drei in der sechsten Reihe. Lula saß am Mittelgang, ich saß neben ihr, Tanks Platz war leer. Connie saß auf der anderen Seite des Mittelgangs.
Ich rief Morelli an und sagte ihm, dass ich wieder Fotos in meiner Wohnung gefunden hätte.
»Aber ich muss dir was erklären«, fuhr ich fort. »Ich sitze gerade im Flugzeug. Singh ist in Las Vegas, und ich fliege hin, um ihn festzunehmen. Ich habe mir gedacht, du gehst einfach in meine Wohnung und, äh, kümmerst
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