Reine Glückssache
bei deinem Blut schwören müssen, dass du mich beschützt?«
»Er hat mich gefragt, ob ich eine angemessene Krankenversicherung hätte.«
Der Regen hatte aufgehört, und es war eine Luft wie im Dampfkessel. Das Gras wuchs, und die ölgetränkten Wasserpfützen verdampften. Noch eine Stunde, und die Sonne würde hell am Himmel stehen, durch den Ozondunst schimmern.
Ein Tag wie geschaffen für Sommersandalen, aber ich hatte Turnschuhe angezogen, denn in Sandalen zu rennen ist schwierig. Und ich dachte mir, die Wahrscheinlichkeit, dass ich heute gezwungen wäre zu rennen, könnte durchaus hoch sein. Ob vor dem Webmaster wegrennen oder hinter ihm her, das war noch offen. Wie auch immer, ich war gerüstet.
Ranger war zu Tigerauge geworden. Er war immer wie in Trance. Und heute kam ich mir auch so vor, als wäre ich in Trance. Natürlich bestand die Möglichkeit, dass ich nach meinem phänomenalen Sex Wahnvorstellungen nachhing, aber Scheiß drauf, ich fühlte mich gut. Und an mein Haarbüschel dachte ich kaum noch. Na gut, ich gebe es zu, ein bisschen dachte ich schon noch dran.
Die Polizeiwache von Trenton befindet sich in der Perry Street, nicht zu verwechseln mit der Wache von Beverly Hills. Keine Topfpalmen, kein schicker malvenfarbiger Teppich. Malvenfarbige Teppiche vertragen keinen mit Pfefferspray getränkten Rotz.
Morelli führte mich in einen kleinen Raum mit einem Tisch und zwei Stühlen. Er schloss ein Tonbandgerät an und drückte den Einschaltknopf. Ich sah mich um, ich war bereit, alles zu gestehen. Man brauchte sich nur in diesen kleinen kahlen Raum zu setzen, unter das flackernde Neonlicht, und schon fühlte man sich schuldig.
Ich hangelte mich von Satz zu Satz durch meine Unterhaltung mit Steven Klein, nannte jede Einzelheit, an die ich mich erinnern konnte. Als wir an die Stelle kamen, an der ich durch den Stromstoß bewusstlos geworden war, schaltete Morelli das Gerät aus und rief Ranger an. »Sie gehört dir«, sagte er in den Hörer. Er legte auf und sah mich an. »Bildlich gesprochen.«
Ranger fuhr einen schwarzen Porsche Carrera. Er trug schwarze Cargohosen, ein schwarzes T-Shirt, das am Bizeps wie aufgemalt aussah, schwarze Bates Boots und, für jeden sichtbar, eine Glock am Hüftgurt. Ranger war in Bodyguard-Manier.
»Hast du keinen von deinen Männern überreden können, Babysitter für mich zu spielen?«, fragte ich ihn.
Er sah mich schräg von der Seite an. Lachen tat er nicht gerade, aber er sah auch nicht unzufrieden aus. »Heute gehörst du mir ganz allein, Babe.«
Aus Rangers Mund hörte sich das irgendwie anders an.
»Ich weiß ja nicht, was du heute so vorhast«, sagte ich, »ich jedenfalls will zum Friseur in der Shopping Mall und ihn um Beistand anflehen. Ich kann den Blick von Tigerauge nicht aushalten, wenn mein Haar Schlagseite hat.«
Auf dem Weg zur Mall klärte ich Ranger über das Spiel auf. »Es muss Bart Cone sein«, sagte ich. »Jemand hat Steven Klein nach Las Vegas geschickt, um Singh zu eliminieren. Und so viele Leute waren es ja nicht, die gewusst haben, dass Singh in Las Vegas ist. Cone gehörte zu ihnen.«
»Vielleicht ist es auch jemand aus der näheren Umgebung von Cone«, sagte Ranger. »Er hat noch zwei Brüder, und die drei haben gemeinsame Freunde und Bekannte. Die Polizei hat ihre Fühler bestimmt weit ausgestreckt, aber es könnte nicht schaden, wenn du mit den Cones mal persönlich sprichst. Es soll vorkommen, dass ein Mann einer Frau etwas verrät, was er einem Polizisten nie im Leben sagen würde.«
Ranger parkte den Porsche vor dem Eingang zum Einkaufszentrum, und wir spazierten die Ladenzeile ab bis zum Frisiersalon. Unterwegs kamen wir an dem Dessousgeschäft Victoria’s Secret vorbei, und ich konnte nicht widerstehen, Ranger auf die Probe zu stellen.
»Angenommen, ich würde mir gerne einen Tanga kaufen«, sagte ich zu Ranger. »Würdest du mit in den Laden kommen?«
Ranger setzte sein schmales Lachen auf. »Soll das ein Angebot sein?«
»Bei dir ist immer alles Angebot und Nachfrage.«
»Ich bin Söldner«, sagte Ranger. »Was denkst du denn?«
Seit einigen Jahren lasse ich mir meine Haare von Mr. Alexander schneiden. Eigentlich heißt der Mann Alexander Dubkowski, aber kein Mensch sagt Al oder Alex oder gar Alexander zu ihm. Er wird mit Mr. Alexander angeredet, wenn man einen anständigen Haarschnitt haben will.
Wir betraten den Salon, und Mr. Alexander sah in unsere Richtung und atmete einmal tief durch. Ich war nicht nur die
Weitere Kostenlose Bücher