Reine Glückssache
wandelnde Katastrophe, aus Sicht des Friseurs, ich kam auch noch in Begleitung der SWAT. Und der Mann von der SWAT-Spezialeinheit machte die Leute im Allgemeinen nervös.
»Es ist mir ein Malheur mit meinem Haar passiert«, sagte ich zu Mr. Alexander. »Hätten Sie Zeit für mich?«
Mr. Alexander erbleichte trotz seiner Sonnenstudiobräune. Wahrscheinlich befürchtete er, Ranger würde den Laden kurz und klein schlagen, wenn ich nicht auf der Stelle einen Termin bekäme. »Ich könnte Sie zwischen zwei Kunden reinquetschen«, sagte er, wies mir einen Stuhl zu und legte mir einen Umhang um. Er wühlte kurz in meinen Haaren, biss sich auf die Unterlippe. »Ich muss etwas abschneiden«, sagte er.
Panik. »Aber es wird nicht richtig kurz, oder? Eigentlich hatte ich an eine Haarverlängerung gedacht.«
»Ich bin zwar gut, aber ich bin nicht Gott«, sagte er. »Es muss hier und da geschnitten werden.«
Ich seufzte resigniert. »Also gut. Schneiden Sie.«
»Machen Sie einfach die Augen zu«, sagte er. »Ich sage Bescheid, wenn es vorbei ist.«
Zwischendurch blinzelte ich mal mit den Augen, und Mr. Alexander drehte sofort den Stuhl herum, so dass ich nicht mehr direkt vor dem Spiegel saß. »Nicht mogeln!«, ermahnte er mich. Als er fertig war, drehte er mich wieder zum Spiegel hin, und wir beide hielten den Atem an.
Das Haar war kurz. Hinten länger, am Halsansatz etwas gewellt. An den Seiten so knapp, dass meine Ohren zu sehen waren. In die Stirn hingen ein paar vereinzelte Strähnen. Das Ganze wirkte irgendwie vermurkst und windzerzaust.
Ranger trat von hinten an mich heran und begutachtete mich. »Süß«, lautete sein Kommentar.
»Das letzte Mal, als ich das Haar so kurz trug, war ich vier Jahre alt.«
Als wir wieder im Auto saßen, drehte ich mich zu Ranger und fragte ihn: »Findest du meine Frisur wirklich süß oder wolltest du nur nicht, dass ich loskreische?«
Er strich mit der Hand über meinen Kopf. »Es ist sexy«, sagte er. Und er küsste mich. Zungenkuss, mit allem Drum und Dran.
»He«, sagte ich. »Das dürfen wir eigentlich nicht.«
Ein Lächeln huschte über seine Mundwinkel. »Morelli hat mir gesagt, heute würdest du ganz mir gehören.«
»Das war bildlich gesprochen. Er vertraut dir.«
Ranger drehte den Zündschlüssel um. »Dir vertraut er. Ich habe keinen Vertrauensvertrag mit ihm abgeschlossen.«
»Und was ist mit mir? Kann ich dir vertrauen?«
»Meinst du, mir dein Leben anvertrauen oder deinen Körper?«
Die Antwort darauf wusste ich bereits, deswegen fragte ich gleich weiter: »Wo fahren wir hin?«
»Zu TriBro.«
Zwanzig Minuten später befanden wir uns in dem Gewerbegebiet, in dem TriBro seinen Sitz hatte. Ranger bog auf den Parkplatz einer Lager- und Speditionsfirma und stellte den Motor ab.
Ich sah zu ihm hinüber. »Was ist los?«
Er fasste hinter mich und holte eine schwarze Plastikbox mit einem Schnappverschluss hervor. »Ich gebe dir einen Sender mit. Ich will sichergehen, dass dir da drin nichts passiert.«
»Kommst du nicht mit rein?«
»Wenn ich dabei bin, macht doch sowieso keiner den Mund auf.«
Ich sah ihn erstaunt an.
Ranger grinste wieder schief. »Manchmal verängstige ich die Leute.«
»Nein! Nicht möglich! Schon mal daran gedacht, die Waffe abzulegen? Oder dich wie ein normaler Mensch zu kleiden?«
Er klappte die Box auf und holte ein streichholzschachtelgroßes Aufnahmegerät hervor. »Ich muss mein Image verteidigen.«
Ich trug ein schwarzes Top und Jeans. Die Jeans waren ein heißes Stöffchen, aber wenigstens verdeckten sie die Schrammen und Narben auf meinem Bein. Den Verband am Arm konnte ich schlecht verbergen. Mein Herz setzte kurz aus, als mir klar wurde, wo Ranger mir den Sender befestigen würde. »Ich glaube, ich brauche keinen Sender«, sagte ich.
Ranger zog mir das Hemd aus der Hose und glitt mit der Hand darunter. »Du willst mir doch nicht den Spaß verderben, oder? Ich habe mich so darauf gefreut.« Mit zwei über Kreuz gelegten Klebebändern heftete er den Sender an mein Brustbein, direkt unterhalb des BHs. Das Kabel mit dem Mikrofonstecker am Ende verlief zwischen meinen Brüsten. »Und los geht’s«, sagte Ranger. Er riss den Porsche herum, fuhr vom Parkplatz der Lager- und Speditionsfirma herunter und auf den von TriBro.
Also, sagte ich mir, gehen wir das Ganze noch mal durch: Ich habe meine Sprinterschuhe an, und ich trage einen Sender zum Mithören. In meiner Umhängetasche stecken Elektroschocker und Pfefferspray. Und
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