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Reinen Herzens

Reinen Herzens

Titel: Reinen Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Reich
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hatte und das sich in der vergangenen Nacht in ein berauschendes Feuerwerk verwandelt hatte. Es war weg. Keine Schmetterlinge. Nichts, egal wie oft sie die Bilder und Gefühle heraufbeschwor, da war – nichts. Er hatte sich nicht verändert, wie auch, und doch war seine erotische Aura, die sie von Anfang an in ihren Bann gezogen hatte, wie weggeblasen. Sicher, sie fand ihn nach wie vor attraktiv, genoss seine Nähe, aber es löste nichts mehr aus. Sie verstand sich selbst nicht mehr. Wie oft hatte sie von einer solchen Nacht geträumt, und nun, da ihre Sehnsucht sich erfüllt hatte, löste das Objekt ihrer Begierde keinerlei Reaktion mehr aus. Als habe sich ihre verrückte Verliebtheit gerade durch die Erfüllung ihres Traumes in heiße Luft aufgelöst. Aber das ist doch absurd, dachte sie irritiert, es hätte ihre Gefühle doch vertiefen sollen. Das Einzige, das sie tief in ihrem Inneren fand, war zu ihrer eigenen Überraschung ein warmes, inniges Gefühl von Nähe und – Freundschaft. Keine Erotik, kein Kribbeln, keine Schmetterlinge mehr. Noch seltsamer fand sie, dass es ihr nichts ausmachte. Im Gegenteil. Sie fühlte sich seltsam befreit.
    Er schlug die Augen auf, sah sie an, lächelte. »Guten Morgen, Larissa.« Er setzte sich auf, lehnte sich wie sie an das Kopfteil des Bettes.
    »Äh … guten Morgen …«, erwiderte sie, noch ganz in ihren verwirrenden Gedanken gefangen. Instinktiv zog sie die Bettdecke fester um sich. Und jetzt?, schoss es ihr plötzlich durch den Kopf. Was, wenn er das alles ganz anders sah? Was, wenn er etwas für sie empfand, wenn er eine Beziehung wollte? Magda, dachte sie, liebe Güte, an sie hatte sie überhaupt nicht gedacht … O Gott, in was für eine blöde Situation hatte sie sich da hineinmanövriert? Mal wieder nicht an die Folgen gedacht, wie?, ließ sich ihre innere Stimme vernehmen.
    »Und jetzt?«, fragte Anděl, der Larissa amüsiert betrachtete, als habe er ihre wirren Gedanken gelesen. »Noch immer verliebt – oder geheilt?«
    Sie riss erschrocken Mund und Augen auf. Auf diese Frage war sie nicht vorbereitet gewesen. Aber er hatte mit ihr ins Schwarze getroffen. Lüge oder Wahrheit? Die Wahl fiel ihr erstaunlicherweise nicht schwer. »Geheilt«, erwiderte sie und grinste verlegen. »Und du?«
    »Ebenfalls. Eine Amour fou stirbt eben nur, wenn man sie mit aller Konsequenz auslebt.«
    »Das war Absicht?«
    »Nein. Der Sex war nur die einzige Möglichkeit, rauszukriegen, was es wirklich ist – Illusion oder Liebe.«
    »Du hast nicht gewusst, wie es ausgehen wird?«, fragte sie erstaunt.
    Er schüttelte den Kopf. »Nein. Ich hätte jedenfalls auf den Ausgang der Sache keine Wetten abgeschlossen. Aber ich musste es wissen.«
    Larissa nickte. »Verstehe ich. Tja, die Schmetterlinge sind weg.«
    »Und die Gedanken wieder frei.«
    Sie nickte. »Komisch. – Freunde?«
    Er zog ihre Hand an seine Lippen, hauchte einen Kuss darauf und zwinkerte ihr zu. »Ja. Freunde.«
    Seltsam, dachte er, dass ich kein schlechtes Gewissen habe. Das hatte nichts mit seiner geliehenen Identität zu tun und auch nichts mit seinen Gefühlen für Magda. Die hatten durch diese Nacht nicht nur nichts von ihrer Intensität eingebüßt, sondern waren sogar stärker geworden. Die Sehnsucht nach ihr meldete sich mit aller Wucht zurück – alles inklusive. Zu ihr wollte er zurück. So schnell wie möglich. Irgendwie hatte diese Nacht mit Larissa ihn aus dem seltsamen Traum geholt, der sein Leben gewesen war, seit er aus seinem kurzzeitigen Tod aufgewacht war. Er strich Larissa, die ihn mit fragenden Augen betrachtete, über die Wange.
    »Danke«, sagte er ernst, und bevor sie etwas erwidern konnte, fügte er gewohnt ironisch hinzu: »Da wir jetzt sonst nichts zu tun haben, können wir uns genauso gut an die Arbeit machen. Erst faxen wir die Fotos, dann surfen wir eine Runde im Internet. Ich glaube nämlich, ich habe eine Idee, was diese Kugel sein könnte.«
    Eine halbe Stunde später hatten sie die Fotos gefaxt und saßen beim Frühstück im hauseigenen Restaurant. Neben Anděls leerem Teller stand Larissas Laptop, er tippte immer wieder etwas ein und starrte konzentriert auf den Bildschirm.
    »Und?«, fragte Larissa mit vollem Mund und spülte den Bissen mit einem Schluck Kaffee herunter.
    »Hast du schon mal von Kugelhaufenreaktoren gehört?«
    »Nein. Reaktor wie Kernreaktor?« Ihr wurde mulmig zumute.
    Er nickte. »Ich glaube, dieses Ding ist eine Moderatorkugel, wie sie in solchen Kugelhaufen- oder

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