Reinen Herzens
interessiert.
»Am nächsten Morgen wachte ich auf und war verheiratet … und schwanger.« Lieber Himmel, dachte sie, was, wenn … Sie mochte den Gedanken lieber nicht zu Ende führen.
Jirka lachte. »Ich kann dich beruhigen. Auf dem Standesamt waren wir gestern Nacht nicht mehr.«
»Jirka, gibt es etwas, an das ich mich erinnern sollte?« Sie bemühte sich um einen leichten Plauderton, obwohl ihr ganz und gar nicht danach war. Sie nahm seit Jahren keine Pille mehr, und wenn sie gestern so betrunken gewesen war – nicht auszudenken. Sie versuchte nachzurechnen. Mehr Glück als Verstand, dachte sie halbwegs erleichtert.
»Du meinst ein Mann morgens in deiner Wohnung, die zerwühlten Laken, du mit nichts als zauberhaften Dessous im Bett …« Er blickte sie mit vielsagendem Blick über den Tassenrand an und nippte wieder an seinem Kaffee.
»Großer Gott, ich glaube das nicht … so betrunken kann ich doch nicht gewesen sein! Jirka, was … was habe ich … haben wir getan?« Ihre Stimme klang schrill in ihren Ohren. Panik durchflutete sie. Ich habe die Nacht mit ihm verbracht … ich kann das doch nicht wirklich getan haben … Himmel, wie hatte sie das David antun können? Wie in aller Welt sollte sie ihm das je erklären können? Nie im Leben hätte sie sich vorstellen können, dass sie sich einmal auf zu viel Alkohol und ein betörendes Parfüm würde herausreden müssen. Ein grauenhafter Gedanke! Die kurze Erleichterung machte einem schlechten Gewissen Platz. Sie nahm einen Schluck Kaffee, hielt sich krampfhaft an der Tasse fest. Er rumorte in ihren Eingeweiden. Ihr Magen krampfte sich zusammen. Wenn du David jemals wiedersiehst, musst du es ihm ja nicht auf die Nase binden, beschwichtigte sie eine innere Stimme, so was kann passieren, sogar dir. Und sie hatte sich noch über Davids Affäre mit Eva echauffiert. Recht geschieht es dir, mokierte sich ihre innere Stimme, nun hast du auch deinen kleinen Sündenfall.
»Keine Panik«, erwiderte Jirka beschwichtigend, »es ist im Grunde nichts weiter passiert.« Er zwinkerte ihr zu.
Magda wurde plötzlich speiübel, ihr Magen rebellierte. Sie sprang auf, stellte die Kaffeetasse auf den Nachttisch, erwischte aber nur die Kante, die Tasse kippelte und fiel klirrend zu Boden. Der Kaffee ergoss sich über das Parkett, doch sie achtete nicht weiter darauf, stolperte in Richtung Bad. Ihr Magen zog sich krampfhaft zusammen, sie hielt sich schwankend am Türrahmen fest und übergab sich. Ein Schwall rote Flüssigkeit spritzte wie ein Wasserfall aus ihrem Mund auf die weißen Badfliesen. Sie taumelte. Jirka sprang zu ihr und hielt sie fest. Sie fühlte seine Hände auf ihren nackten Oberarmen. Ihre Haut glühte unter seinem sanften, aber festen Griff. Sie würgte und erbrach sich noch einmal. Wie grauenhaft peinlich, dachte sie. Da stand sie in nichts als Unterwäsche, noch immer benommen von dem vielen Alkohol, kotzte sich die Seele aus dem Leib und hatte keine Ahnung, was sie alles getan haben mochte.
»Geht es wieder?«, fragte er fürsorglich.
Magda nickte. Er ließ sie los, blieb aber im Türrahmen stehen. Sie stieg vorsichtig über die rote Lache und spülte sich den Mund am Waschbecken. Nachdem sie sich noch etwas Wasser ins Gesicht gespritzt hatte, sah sie sich im Bad um. Warum nur hatte sie keinen Morgenmantel? Die Handtücher hatte sie gestern Morgen in die Wäsche geworfen und die frischen lagen im Schrank im Schlafzimmer. Weit und breit war nichts, was sie sich hätte überwerfen können. Sie straffte die Schultern und drehte sich mit so viel Würde, wie sie in dieser überaus peinlichen Situation aufbringen konnte, um. Jirka war ins Schlafzimmer zurückgegangen und hatte die Kaffeetasse aufgehoben.
»Alles in Ordnung?«, fragte er. »Du solltest dich besser wieder ins Bett setzen. Ich hole was zum Aufwischen. Und zwei Aspirin.« Er ging zur Tür.
Sie ging zurück zum Bett und zog die Decke bis zum Kinn. Bevor sie sich um die Sauerei kümmerte, musste sie wissen, was genau passiert war.
»Warte«, sagte sie, »was genau heißt im Grunde nichts weiter ?« Wie weit waren sie gegangen? Fetzen ihres sinnlichen Traumes tanzten vor ihrem geistigen Auge. Wie viel war Traum, wie viel Realität gewesen? Immerhin trug sie noch ihre Unterwäsche. Aber das musste nicht viel heißen, sie konnte sich nicht einmal erinnern, sich ausgezogen zu haben. Der Schmerz in ihrem Kopf ließ etwas nach, dafür war ihr heiß und kalt zugleich. Zu ihrem eigenen Erstaunen wusste sie
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