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Reinen Herzens

Reinen Herzens

Titel: Reinen Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Reich
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nicht recht, ob sie lachen oder heulen sollte. Ist der Ruf erst ruiniert, schoss es ihr durch den Kopf, lebt es sich ganz ungeniert. Sie verkniff sich ein Grinsen.
    »Na ja, ich habe dich aus dem Ráj hierhergelotst, der Aufzug hat glücklicherweise funktioniert, wir sind nach oben gefahren, die Wendeltreppe musste ich dich allerdings rauftragen. Ich habe dich ins Bett gelegt – und dann habe ich dich ausgezogen …«
    » Du hast mich ausgezogen?« Sie zog die Decke fester um sich. O Gott, sie hatte doch nicht geträumt. Bilder ihres Traumes stiegen wieder auf. Sie hoffte gegen alle Wahrscheinlichkeit, dass sie sich irrte. Es musste ein Traum gewesen sein. Sie hatte von David geträumt … seine Hände gespürt … oder doch nicht?
    »Na, du warst dazu nicht in der Lage, und sonst war niemand da. Und ich dachte mir, dass es sich in einem Kostüm und einer engen Bluse sicher nicht besonders gut schläft.«
    »Und dann?« Sie versuchte, die schemenhaften Bilder zu verdrängen.
    »Und dann habe ich mich auch ein bisschen entkleidet – im Anzug schläft es sich nämlich auch nicht besonders – und mich hingelegt und dann …« Er schmunzelte und zuckte die Achseln.
    »Komm zur Sache, Jirka«, unterbrach sie ihn ungeduldig. Sie hatte keinen Nerv für solche Spielchen. »Haben wir dann … miteinander …«, sie wedelte verlegen mit den Händen in der Luft herum, »… du weißt schon, was ich meine …« Sie fühlte sich wie ein Idiot. Stotterte herum wie ein Teenager. Ihr Kopf glühte. Sie wünschte, sie könnte im Erdboden versinken, grinste verlegen.
    »Nein, haben wir nicht – leider.« Er lachte. »Keine Sorge. Kein Techtelmechtel unter der Bettdecke. Du hast geschlafen wie ein Stein, kaum dass wir durch die Wohnungstür waren. Ich gebe zu, die Versuchung war groß, aber der Gentleman in mir hat gewonnen. Nein, im Ernst – wir haben nur in einem Bett geschlafen, wie Brüderchen und Schwesterchen. Heiliges Indianerehrenwort.« Er legte die Rechte auf seine Brust.
    Magda ließ sich erleichtert in die Kissen sinken. Die Bettdecke rutschte herunter. Sie zog sie erschrocken wieder bis zum Kinn. Dann lachte sie. »Großer Gott, was bin ich für ein Idiot! Ich dachte schon … ich habe geträumt … ach, irgendeinen Blödsinn … Ich wollte dir nicht unterstellen, dass du … nein, ich habe es dir unterstellt – oder eher mir …«, stammelte sie verlegen. »Entschuldige, bitte.« Es war nur ein Traum gewesen. Nur ein Traum. Dem Himmel sei Dank.
    »Träume sind Schäume – aber danke für das Kompliment.« Er verneigte sich leicht. »Ich hole was zum Aufwischen – anziehen kannst du dich heute Morgen ja wohl selbst, oder brauchst du Hilfe?«
    Sie lachte auf und warf ein Kissen nach ihm. »Ich brauche auch ein Aspirin«, rief sie ihm nach und ging ins Bad. Glücklicherweise nur ein Traum, beruhigte sie erleichtert ihr schlechtes Gewissen. Was du da betreibst, ist Wunschdenken wider besseres Wissen, meine Liebe, flüsterte eine schadenfrohe innere Stimme, du hast das nicht nur geträumt. Jedenfalls sicher nicht alles. Im Zweifel für den Angeklagten, widersprach sie und wusste doch, dass das kein Freispruch wegen erwiesener Unschuld war. Nur einer aus Mangel an Beweisen. Ein Freispruch zweiter Klasse – aber besser als keiner.
    Jirka ging lächelnd die Treppe hinunter. Die sinnliche Fahrt im engen Aufzug, ihrer beider verrutschte Kleidung, und die ganz und gar nicht geschwisterliche Umarmung in ihrem Schlafzimmer, die nicht nur in einem langen, leidenschaftlichen Kuss gegipfelt hatte, behielt er, ganz Gentleman, für sich.

34
    Lež není otázka morálky, nýbrž příslušné loajality
    Lüge ist keine Frage der Moral, sondern der Loyalitäten.
    Larissa schreckte aus ihrem Traum auf. Sie sah sich schlaftrunken um. Es war hell, Sonnenstrahlen fielen durch den hellen Vorhang auf den Parkettboden vor dem Fenster. Sie warf einen Blick auf den Radiowecker auf dem Nachttisch. Neun Uhr. Sie setzte sich auf und drehte sich um, zur anderen Seite des breiten Bettes. Neben ihr lag Martin – nein, David, korrigierte sie sich – und schlief. Sie betrachtete ihn. Der Traum deiner schlaflosen Nächte, dachte sie und lächelte versonnen. Wer hätte das gedacht, dass ausgerechnet dieser Traum wahr werden würde. Was für eine Nacht … Die Bilder stiegen vor ihrem inneren Auge auf, Stunden voller Leidenschaft. Sie lächelte, versank in der Erinnerung, wartete auf das vertraute Kribbeln, das sie immer in seiner Gegenwart gespürt

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