Reinheit: Chronik der Freiheit - Band I (German Edition)
jetzt auch viele Menschen in den reichen Gebieten rebellieren. Sie fordern einen besseren Umgang mit den armen Menschen. Darüber hinaus erreichen uns immer mehr Videos, die scheinbar Truppen der Regierung zeigen, wie sie andere Menschen misshandeln.“
Hinter dem Nachrichtensprecher erschien ein Fenster mit einem Standbild darin. Nichts in di esem Studio war real vorhanden.
Einige Sekunden später startete das Video und man sah schwer bewaffnete Männer, die einen offensichtlich wehrlosen Mann misshandelten.
Links von dem Video war noch immer der Nachrichtensprecher zu sehen, der allerdings keine Miene verzog, als wäre dieses Verhalten vollkommen normal.
Dann stoppte das Video, als einer der Soldaten den wehrlosen Mann in den Kopf schießen wollte. Der Mann lag ohnehin bewusstlos am Boden. Vermutlich hatten die Soldaten ihn bereits zu Tode getreten.
„Unglaubliche Bilder“, mischte sich der Nachrichtensprecher schließlich ein. „Natürlich können wir uns nicht sicher sein, ob diese Bilder echt sind oder schlichtweg nur Propaganda. Eine offizielle Stellungnahme konnten wir bislang nicht bekommen, aber wir arbeiten daran. Denn ein solches Fehlverhalten seitens der Regierung darf natürlich nicht ungestraft bleiben.“
Bloomquvist musste sich beeilen. Mit seinem Elektroauto raste er die Landstraße entlang. Er achtete aber peinlich genau darauf, nicht das Tempolimit zu überschreiten, denn eine Polizeikontrolle konnte er jetzt nicht gebrauchen und er wusste, dass die Drohnen der Verkehrswacht überall lauern.
Vor sich sah er einen Transporter der Regierung, aber er wusste nicht, ob es der Wagen war, der auch Serah transportierte.
In seinem Kopf spielten sich fürchterliche Szenen ab. Was sie mit ihr anstellen würden. Sie kannten keine Grenzen, keine Skrupel.
Obwohl Bloomquvist Serah kaum kannte, spürte er eine gewisse Verantwortung für sie. Er musste ihr zu Hilfe kommen.
Bloomquvist drosselte allmählich sein Tempo und passte es an die Geschwindigkeit des Transporters an. Unauffällig zu folgen, war sein Ziel.
Als der Transporter in eine kleine, scheinbar u nbedeutende Landstraße einbog, wusste er, dass dieser Transporter Serah beinhaltete. Denn diese Landstraße, die kaum mehr als eine Piste aus Schlamm und Dreck war, war gleichzeitig der einzige Weg zum Internierungslager.
Und augenblicklich schoss ihm eine weitere Fr age in den Kopf: Warum haben sie Serah entführt?
Alles an ihrer Einreise war legal. Es hätte keinen Grund für eine Verhaftung oder Verfolgung durch das Innenministerium gegeben.
Wäre der Wagen kein schwerer Transporter gewesen, hätte Bloomquvist einfach versucht, ihn zu rammen. Aber mit seinem kleinen Wagen hätte er es nicht geschafft.
Der Transporter wurde immer langsamer und Bloomquvist immer nervöser. Hier gab es keinen Grund, um anzuhalten. Aber womöglich hatte Bloomquvist mit seinem Verhalten doch zu viel Aufmerksamkeit erregt?
„Was macht dieser Typ da?“, fragte der Beifahrer des Transporters misstrauisch.
Nun sah auch der Fahrer in den Seitenspiegel. Ein kleines, unscheinbares Auto war ihnen gefolgt und sogar , als er den Transporter stoppte, blieb auch der Wagen stehen.
„Sollen wir ihn kontrollieren?“, fragte ein Soldat, der im hinteren Teil des Transporters saß.
„Ja, aber passt auf die Fracht auf“, befahl der Fahrer misstrauisch und noch immer mit dem Blick auf den Seitenspiegel ruhend.
Plötzlich gingen die beiden hinteren Türen des Transporters auf und ein einzelner Mann in schw erer Montur sprang aus dem Inneren des Wagens heraus.
Bloomquvist schluckte schwer. Dieser Mann hä tte ihn problemlos töten können, wenn er denn wollte.
Langsam näherte sich der scheinbare Soldat dem Auto. Er musterte es eingehend und dann verblieb sein bohrender Blick direkt auf Bloomquvists G esicht.
Er lief zur Fahrertür und blieb davor stehen.
Bloomquvist ließ die Scheibe herunter. „Was kann ich für sie tun?“, fragte er mit einem möglichst autoritären Ton. Bloomquvist war sich durchaus bewusst, dass er noch diese Uniform trug. Sie war sein letzter Ausweg.
Der Soldat musterte auch die Uniform und man merkte, wie er so langsam Haltung annahm.
„Entschuldigen sie, mein Verhalten muss sie verunsichert haben. Sicher hielten sie mich für eine Gefahrenquelle, aber ich bin zufälligerweise auch auf dem Weg zum Lager“, erklärte Bloomquvist freundlich, aber autoritär.
Der Soldat sagte nichts, er
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