Reinheit: Chronik der Freiheit - Band I (German Edition)
zu bringen, während viele andere Menschen die Allee einfach zu verlassen versuchten.
An uns zogen zahlreiche andere Gleiter vorbei, die ebenfalls die Lackierung der Regierung trugen, doch sie beachteten uns gar nicht. Wahrscheinlich glaubten sie, dass wir einige wichtige Leute in S icherheit brachten.
„Hier wird gleich die Hölle los sein“, erklärte Bloomquvist konzentriert. „Wenn sie dich jetzt finden würden, würden sie dich vermutlich au fknüpfen vor Wut. Immerhin hast du ihre schöne Parade gestört.“
Es war Sarkasmus in seiner Stimme zu hören und ich musste sogar etwas schmunzeln. „Wer kann es ihnen verdenken? Ich wollte gerade ihren Präs identen töten.“
Obwohl die Mission offiziell gescheitert war, weil mein Ziel lediglich eine Attrappe war, fühlte es sich irgendwie gut an. Ich hatte meinen ersten Einsatz gehabt und wäre da kein Double gewesen, wäre der Präsident jetzt tot. Damit hat der Widerstand ein Zeichen setzen können. Wir konnten damit zeigen, dass wir mächtig genug waren, um sogar den Präsidenten zu bedrohen, auch wenn er das sicher nicht ernst nahm. Er wird sich eher darüber amüsieren, dass unser Plan schief gelaufen ist.
Wir flogen schnellstmöglich aus der Stadt und der sicheren Zone heraus.
„Wir werden wieder zu mir fliegen. Dort können wir uns ausruhen und neue Pläne für den nächsten Einsatz schmieden.“
Die tiefe Stimme hallte wieder durch den kleinen Raum der Limousine. „Wir haben die Attentäterin vermutlich gefunden. Sie entfernt sich mit einem Regierungsgleiter gerade aus der Stadt. Sollen wir sie verfolgen.“
Maximilian wirkte fast verträumt, als er aus dem Fenster der Limousine sah. Seine Sekretärin hatte ihn noch nie so erlebt.
„Ja, das sollten wir tun“, sagte er schließlich, ohne auch nur seinen Blick zu verändern.
„Wollen sie ihr persönlich folgen? Dann hole ich auch einen Gleiter für sie.“
Erst jetzt sah er nach vorne auf die getönte Scheibe, die den Fahrer vom Rest des Wagens trennte. „Ja, ich werde sie persönlich verfolgen.“
Die Sekretärin sah besorgt drein. „Halten sie das wirklich für eine gute Idee? Was ist, wenn sie wi eder versuchen wird, sie zu töten?“
„Organisieren sie einen ausreichenden Wac hschutz“, befahl der Präsident.
„Jawohl“, bestätigte sein Fahrer.
Ich schloss meine Augen ein wenig, denn ich war müde. Die sanften Bewegungen des Gleiters waren nicht sehr hilfreich dabei, wach zu bleiben.
Und irgendwie hatte ich kein allzu gutes Gefühl bei unserer Reise. Ich machte mir ernsthafte So rgen um Bloomquvists Familie.
Immer mal wieder sah ich kurz zu ihm herüber. Er flog den Gleiter sehr konzentriert, aber er zeigte auch keinerlei Anzeichen von Sorge.
Hin und wieder sah ich auch nach draußen. Ich sah die weiße Schneelandschaft, die kleineren und größeren Wälder.
Vor meinem geistigen Auge sah ich immer wi eder die Szene meines Schusses. Das Loch im Kopf des falschen Präsidenten.
„Ich will dich ja nicht stören“, sagte Bloomquvist plötzlich. „Aber wir werden von einer Drohne ve rfolgt.“ Er deutete auf einen kleinen Bildschirm innerhalb der Armaturen hin. Darauf zu sehen war ein Bild, das zeigen sollte, was hinter uns geschah.
„Siehst du diesen kleinen Ball, der leicht silbern im Sonnenlicht glänzt?“
Ich brauchte einen Moment, denn durch den Schnee, der sich im Hintergrund befand, war die Drohne kaum noch zu erkennen. Sie flog einige Meter hinter und unter uns.
„Was sollen wir tun?“
Bloomquvist überlegte kurz. „Entweder schießen wir sie ab oder wir führen sie auf eine falsche Fährte. Mir scheint, dass diese Drohne über keinerlei Verteidigungssysteme verfügt, aber sie werden sicher bald einen Ersatz schicken.“
Das heißt, sie wollten uns wirklich verfolgen und aufspüren. Mein Gefühl hatte mich nicht betrogen.
„Hat denn dieser Gleiter irgendwelche Waffensysteme an Bord?“
Bloomquvist deutete auf einen weiteren Bil dschirm hin. Er zeigte die Landschaft, die unter uns war und mitten im Bild war ein Fadenkreuz zu sehen. Direkt vor dem Bildschirm befand sich auch ein Joystick, der mir bislang nicht aufgefallen war. „Die Waffe befindet sich am Bug des Gleiters. Ich müsste das Teil also schnell wenden und du eröffnest das Feuer.“
Ich nickte entschlossen. Mir war nicht bewusst, ob ich es schaffen würde, aber ich musste es ve rsuchen.
„Bist du bereit?“ Bloomquvist hatte das Steue rgerät
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