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Reinheit: Chronik der Freiheit - Band I (German Edition)

Reinheit: Chronik der Freiheit - Band I (German Edition)

Titel: Reinheit: Chronik der Freiheit - Band I (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florian Hottenrott
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Präsident, der wichtigste Mann der Europ äischen Union, begab sich auf einen solchen Paradeumzug, ohne dass er irgendwelche Sicherheitsmaßnahmen hat ergreifen lassen? War das möglich?
    War er vielleicht so von sich und seiner Persö nlichkeit überzeugt, dass er gar nicht daran dachte, dass ihn jemand hätte töten können?
    Hielt er sich womöglich für unbezwingbar?
    Ich weiß es nicht. Mich interessierte das in diesem Moment auch nicht, denn ich hatte das Ziel, das ich haben wollte. Würde mir dieser Schuss gelingen, wären alle Probleme beseitigt gewesen.
    Ich hätte meine Rache bekommen.
    Mit genau diesem Gedanken legte sich mein Finger auf den Abzug. Ich beobachtete ihn weiter. In meinem Kopf erarbeitete ich eine perfekte Situation für meinen Schuss.
    Es waren zahllose Kameramänner hier, also w aren auch die Medien anwesend. Wahrscheinlich sah sich dieses Event die halbe Union an. Was wäre also beeindruckender gewesen als ein Schuss während seiner Rede? Dann hätte alle Welt gesehen, wie er stirbt.
     
     
     
     
    „Und hier sehen wir sogar den Präsidenten, der hier persönlich erschienen ist“, kommentierte die sichtlich aufgeregte Nachrichtensprecherin.
    Hinter ihr im Studio war eine Übertragung in Echtzeit zu sehen. Gerade konnte man mit ansehen, wie der Präsident sich langsam seinen Weg durch die Masse der Menschen bahnte. Dabei ließ er es sich nicht nehmen, Fotos machen zu lassen und Hände zu schütteln.
    „Es scheint, dass Maximilian heute einen guten Tag hat, denn üblicherweise ist er nicht so aufg eschlossen dem Publikum gegenüber. Hier können wir ganz gut sehen, wie er ein Bad in der Menge zu nehmen scheint.“
    Nur schwerfällig kam der Präsident voran. Langsam erklomm er die wenigen Stufen, die zu dem improvisierten Podest heraufführten.
    Er stellte sich selbstbewusst und winkend hinter das Rednerpult, ließ sich bejubeln und wartete darauf, dass sich die Menge wieder beruhigte. Er wollte seine Rede beginnen.
    Es dauerte einige Minuten und selbst dann hö rte man noch immer vereinzelte Menschen, die ihn bejubelten. Doch der Präsident begann, zu sprechen.
    „Meine lieben Bürger und Bürgerinnen, ich b egrüße sie herzlich zu diesem festlichen Umzug. Sicher haben sie sich gefragt, wieso ein Mann wie ich, der die Öffentlichkeit üblicherweise meidet, hier bin. Ich werde es ihnen sagen. Es ist meine Pflicht für mein Volk, für die Bürger der Union, für jeden Menschen hier zu sein. Vielen von uns, die sich hier versammelt haben, steckt der Schock über den plötzlichen Verlust Catherine Monroes noch in den Knochen und ich kann es verstehen.“
    Eine andächtige Stille herrschte im Publikum. Ein seltener Moment.
    „Aber ich bin auch hier, um ihnen persönlich zu versichern, dass die Gerüchte bezüglich einer Umstrukturierung der Union falscher Natur entstammen. Ich habe so etwas nie vorgehabt und dementsprechend wird es solche Pläne auch nicht geben.“
    Die Masse jubelte wieder auf. Wahrscheinlich auch wegen der Erleichterung, die diese Nac hricht verbreitete.
    „Ich habe mir das Ziel gesetzt, die Arbeit me iner Vorgängerin nicht nur weiterzuführen. Ich wollte sie übertreffen, aber dies heißt nicht, dass ich das ganze Konzept, welches sie erarbeitet hatte, über den Haufen werfe.“
    Ein weiterer Schwall des Jubels ergoss sich förmlich über dem Präsidenten.
     
     
     
     
    Auch Bloomquvist konnte die Rede des Präsidenten verfolgen und er wusste sehr genau, was gerade in Serah vorgehen musste.
    Sie hatte jetzt die ideale Möglichkeit, Rache zu üben. Bloomquvist hätte ihr diese Rache von Herzen gegönnt.
    Doch aus irgendeinem Grund tat sie nichts.
    Er beobachtete sie. Serah lag nur auf dem Dach, das Gewehr im Anschlag, aber sie gab ke inen Schuss ab.
    War sie sich unsicher?
     
     
     
     
    Ich starrte unentwegt durch das Zielfernrohr.
    Meine Gedanken oder eine innere Stimme schrien mich an, ich solle abdrücken. Jetzt war meine Zeit gekommen, doch ich lag nur da. Konnte nichts machen.
    Ich war gelähmt.
    Mein Finger zitterte.
    Die Gedanken rasten.
    Ich versuchte , ruhig zu atmen. Meine Konzentration wieder zu sammeln. Ich musste mich auf den wesentlichen Punkt dieser Mission fokussieren – Eliminierung eines wichtigen Ziels.
    Welches Ziel hätte diesen Titel mehr verdient als der Präsident persönlich?
    Sein Kopf befand sich direkt in meinem Fadenkreuz. Nur mein Verstand und die Bewegung meines Zeigefingers trennten den Präsidenten davon, tot zu

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