Reinheit: Chronik der Freiheit - Band I (German Edition)
diesen Worten sogar ein wenig geehrt. Niemals zuvor hatte mich jemand als ‚wertvoll‘ bezeichnet.
„Gut, ich werde dich zu einem späteren Zei tpunkt kontaktieren, wenn ich weiß, wann die nächsten Operationen sind.“
Mein Körper spannte sich an und ich stieß mich sanft von der kalten Wand ab. So leise wie möglich lief ich die Treppen wieder nach oben zurück in mein Zimmer.
Maximilian blickte aus seinem Panoramafenster hinaus auf Brüssel. Er hatte sich dieses Penthouse schon vor einigen Jahren zugelegt. Als er wusste, dass er für die Union als Minister arbeiten würde, brauchte er einen neuen Wohnsitz in der Hauptstadt.
Er genoss einen hochwertigen Rotwein und las einige Akten, die er noch zu überprüfen hatte.
Mit einem halben Auge verfolgte er dabei auch noch die aktuellen Nachrichten im Fernsehen. Die Aufstände wurden immer zahlreicher. Früher lehnten sich nur die armen Menschen auf, doch jetzt solidarisierten sich auch noch die Reichen mit ihnen. Eine höchst merkwürdige Situation.
Er hatte keinerlei ethische Bedenken, wenn er darüber nachdachte, hart gegen diese Aufständ ischen vorzugehen. Denn Maximilian hatte als Präsident die Verpflichtung, auf der einen Seite die Union zu bewahren und auf der anderen Seite die Menschen, die der Union angehören, vor allen Gefahren zu schützen. Durch ihr unberechenbares Verhalten machen diese Rebellen sich zu einer Gefahr, die beseitigt werden muss.
So Maximilians Logik. Außerdem gaben ihm die Rechte der Union auch die Möglichkeiten an die Hand, um einzugreifen.
In seinem Ohr hallten die Worte der Präsidentin wider. „Im größten Notfall haben wir ein Vertragswerk geschaffen, dass die demokratische Union vorübergehend in einen Polizeistaat verwandelt. Unter diesen Umständen haben wir alle Möglichkeiten in der Hand, die Situation wieder unter Kontrolle zu bekommen.“
Monroe wollte dieses Werk niemals durchsetzen, aber sie gab es bei Maximilian in Auftrag, denn sie wollte auf jede Situation vorbereitet sein.
Vielleicht, dachte sich Maximilian, war es langsam an der Zeit, dieses Werk umzusetzen?
Maximilians Telefon klingelte. Er nahm den Hörer ab. „Ja? Was gibt es?“
Seine Sekretärin war dran und sie klang äußerst nervös. „Wir haben sie gefunden!“
Maximilian warf die Akte vor Schreck auf den Boden. Dabei rollte auch noch sein teurer Kuge lschreiber zu Boden.
Ein heftiges Klopfen an meiner Zimmertür riss mich aus dem Schlaf. Mein Misstrauen sorgte i mmer wieder dafür, dass ich meine Tür abschloss, wenn ich schlief.
„Serah, bitte, du musst schnell aufwachen!“ Sams Stimme klang genauso aufgeregt wie ihr Klopfen. „Wir haben Probleme!“
Blitzschnell, denn ich wusste, dass irgendwas nicht stimmte, ich hatte es im Gefühl, stand ich auf und lief zur Tür. Ich schloss sie schnell auf und schon hatte sie Sam von außen geöffnet.
Das freundliche Lächeln war in ihrem Gesicht gewichen und eine von Angst und Panik erfüllte Miene blickte mich an.
„Schnell, wir müssen von hier verschwinden. Sie haben uns aufgespürt.“
Wenn ich zurückdenke, dann weiß ich nicht mehr, was ich in diesem Moment gedacht habe. Für mich brach eine Welt zusammen. Die Siche rheit, an die ich fast geglaubt hätte, war plötzlich verschwunden.
Ich lief zum Stuhl, der vor meinem Schreibtisch stand und zog meine Kleidung an. Zusätzlich pac kte ich noch ein paar Möglichkeiten zur Verteidigung ein – Messer und eine Pistole.
Ungeduldig wippte Sam Auf und Ab. Sie war panisch. „Bloomquvist hat die Kinder bereits zu einigen Nachbarn gefahren. Wir sollen ihm jetzt folgen“, erklärte sie.
Ich nickte ihr zu, als ich zum Aufbruch bereit war.
Sie erwiderte das Nicken und lief mit mir die Treppen nach unten. Gemeinsam verließen wir das Haus und ich hatte nicht einmal Zeit, Abschied zu nehmen.
Sam deutete auf einen modernen Geländewagen hin. „Schnell, steige ein! Ich fahre uns hier weg.“
Als ich zu dem Wagen lief, hörte ich ein leises Geräusch. Es klang wie eine Fliege, die direkt an meinem Ohr vorbeiflog. Meine Sinne waren geschärft. Ich richtete meinen Blick in den Himmel. Irgendetwas musste dieses Geräusch verursacht haben.
Sam hatte sich bereits in das Auto gesetzt und den Motor gestartet, was es mir unmöglich mac hte, dieses Geräusch zu orten, denn der Motor war zu laut.
Ich saß kaum in dem Wagen, da gab sie bereits Vollgas und warf hinter uns eine gewaltige Wolke aus weißem Schnee auf. Sie
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