Reinheit: Chronik der Freiheit - Band I (German Edition)
Croon ebe nso verwundert. „Können sie die Wracks vergrößern? Suchen sie nach den Menschen, die sich in diesen Fahrzeugen befanden.“
Die Anzeige bewegte sich und zeigte relativ schnell alle bisherigen Wracks, doch nirgends war eine Leiche sichtbar.
„Geben sie den Soldaten vor Ort den Befehl, dass sie die Wracks durchsuchen sollen. Ich will genauso wissen, auf wen wir da geschossen haben“, befahl der Präsident entschlossen.
„ Können sie sich einen Reim darauf machen?“, fragte der Leiter der Anlage.
Maximilian verzog die Mundwinkel und schütte lte seinen Kopf. „Nein, absolut nicht. Wenn sie sich nicht wehren, dann sind das keinesfalls Soldaten. Selbst wenn sie den Befehl haben, keinen Krieg zu riskieren, werden sie sich ganz sicher nicht abschießen lassen.“
„Ich denke, sie hätten sich dann viel eher zurüc kgezogen“, fügte De Croon hinzu.
Wir waren nicht einmal zwei Stunden unterwegs, dann erreichten wir wieder unseren Bunker. Bloomquvist war überrascht, wie sich der Wide rstand, während seiner Abwesenheit entwickelt hatte.
Langsam schob sich das massive Stahltor zur Se ite und Sam ließ den Wagen ebenso langsam in das Innere der Anlage rollen. Kaum waren wir eingefahren, schon schloss sich das Tor hinter uns wieder.
Es war immer wieder gefährlich, denn wir kon nten unmöglich sicherstellen, dass uns niemand gefolgt ist.
Ich half Bloomquvist dabei, aus dem Wagen au szusteigen. Er war abgemagerter, als ich dachte. Es war wohl ein Wunder, dass er überhaupt so problemlos mit uns fliehen konnte.
„Ich werde ihn dann mal in meine Obhut ne hmen“, verkündete Sam lächelnd, als sich Bloomquvist gerade auf meine Schultern gestemmt hatte.
Bereitwillig und ebenso lächelnd verlagerte er sein geringes Gewicht nun auf die Schultern seiner Frau.
„Du solltest dich ausruhen, Serah“, riet mir Sam noch immer mit ihrem warmen Lächeln im Gesicht. Sie schien ihre Freude und Hoffnung wiedergefunden zu haben.
Zusammen zogen sie davon und verschwanden hinter einer Tür.
„Einer der Soldaten meldet uns, dass er einige Insassen der Fahrzeuge bergen konnte“, meldete ein Mitarbeiter der Zentrale.
„Dann lassen sie mal sehen“, forderte der Präs ident.
Die Anzeige schaltete sich kurz um. Nun sah man nicht mehr die Luftbilder. Stattdessen füllte ein ausgebranntes Wrack, von dem man kaum noch auf ein Auto hätte schließen können, die komple tte Anzeige.
De Croon hielt den Atem an.
Eine tiefe Stimme hallte durch die Zentrale. „Dies ist der Wagen, in dem ich die Insassen gesehen habe. Ich weiß, ich hätte erst einmal um Erlaubnis fragen müssen, aber ich hielt die Untersuchung unserer Feinde für viel zu dringend.“
„Ist schon in Ordnung, Soldat“, beschwichtigte der Präsident den hörbar nervösen Mann.
„Okay, ich öffne jetzt das Wrack genauso, wie ich es zuvor schon einmal getan habe.“ Das Bild begann, zu wackeln. Wahrscheinlich hielt der Soldat die Kamera selbst in seiner Hand. Eine Hand schob sich langsam in das Bild und griff nach einer gelösten Platte, die wahrscheinlich einmal eine Tür gewesen war. Mit einem widerlichen Quietschen und dem leisen Stöhnen des Soldaten im Hintergrund, hob sich die Platte an und offenbarte eine halbverkohlte Leiche.
Die Haut war verbrannt, es war blankes Fleisch zu sehen.
De Croon wandte seinen Blick sofort ab und die Mitarbeiter taten es ihm gleich. Lediglich Maximilian beobachtete sehr genau, was auf der Anzeige geschah.
Es war ein Kopf erkennbar, Augenhöhlen, Zähne, ein paar Haare, die das Feuer nicht gefressen ha tte. Der Soldat fuhr mit der Kamera langsam an dem menschlichen Körper herunter. Brüste. Wahrscheinlich eine Frau. Die Kleidung war zu einem großen Teil bereits verbrannt, aber die Fetzen, die noch erkennbar waren, deuteten nicht daraufhin, dass diese Person zur russischen Armee gehörte.
„Was halten sie davon?“, fragte der Soldat ve runsichert.
„Ich denke, dass dies keine Soldatin ist“, murme lte Maximilian halb verständlich. „Haben sie noch andere Leichen finden können?“
„Wenn sie mir die Erlaubnis geben, untersuchen wir alle Fahrzeuge, Herr Präsident.“
Maximilian nickte. „Tun sie es.“
„Wie können sie da nur so hinsehen?“, fragte De Croon angewidert, aber irgendwie auch beei ndruckt. Er hätte eher damit gerechnet, dass Maximilian auch seinen Blick abwenden muss, denn dieser Anblick war zu abstoßend.
„Ich habe ein ungutes Gefühl, De Croon.
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