Reinheit: Chronik der Freiheit - Band I (German Edition)
Menschen auf die Straße gehen und protestieren. Unsere aktuelle Mission besteht darin, die Union zu erhalten und ihre Bürger zu schützen.“
„Wen bezeichnen sie denn als Bürger, Herr Pr äsident?“, fragte De Croon scharfzüngig. „Denken sie etwa, dass die armen Leute weniger wert wären? Wollen sie diesen Menschen ihren Status als Bürger aberkennen?“
Maximilian erhob sich von seinem Stuhl und lief um den hölzernen Schreibtisch herum. „Sie sollten sich beileibe nicht in die Belange der Politik einm ischen, De Croon. Überlassen sie dieses Geschäft lieber einem Profi.“ Sein Gesicht war ernst und die Stimme drohend.
De Croon trat einen Schritt zurück. Hatte er sich einschüchtern lassen? Er nickte.
Maximilian erwiderte das Nicken, lief zurück und nahm wieder Platz. „Sonst noch etwas?“
„Nein.“ Ohne ein weiteres Wort verließ der Le iter der Anlage das Büro.
„Serah? Aufwachen, schnell!“, ertönte Sams au fgeregte Stimme vor der Tür meines Zimmers. „Schnell, beeile dich bitte!“
Ich sprang sofort aus meinem Bett auf und lief, nur bekleidet mit meinem Nachthemd, zur Tür. Riss dieselbe auf und sah Sam fragend an.
Sie hielt mir ein Stück Papier vor mein Gesicht, aber so nahe an meinen Augen dran, dass ich die kleine Schrift kaum noch lesen konnte.
„Das haben wir gerade erhalten. Es ist unglau blich, aber wir wissen nicht, ob diese Aussagen stimmen.“
Ich nahm Sam vorsichtig den Zettel aus der Hand und las ihn aufmerksam durch.
Sam wippte ungeduldig mit ihren Füßen Hin und Her. Sie war sehr nervös und als ich den Zettel gelesen hatte, konnte ich ihre Nervosität durchaus verstehen.
„Wir müssen das weitergeben“, schlug sie ene rgisch vor. „Die Menschen werden sich umso mehr auflehnen, wenn sie von dieser Schandtat wissen.“
De Croon betätigte die Eingabetaste seines Co mputers und dann atmete er langsam aus. Es hatte sich viel Luft in ihm angestaut.
Möglichst bequem lehnte er sich in seinem Bür ostuhl zurück und beobachtete den langsam wachsenden Fortschrittsbalken auf dem Monitor vor sich.
Wir haben uns der Demokratie verpflichtet, dachte er sich. Er nickte sich selbst zu. Sicher tat er die richtigen Dinge.
Und natürlich war die Lage innerhalb der Union alles nur nicht stabil. Aber sollte ihn dieser Umstand wirklich davon abhalten, die Wahrheit zu sagen und sie zu verbreiten?
Bilder, Videomaterial und die Aussage des Präs identen höchstselbst hatte er in einer digitalen Akte zusammengestellt. Seinen Namen wollte er geheimhalten. Wenn man herausbekommt, dass er, der Leiter einer der wichtigsten und geheimsten Einrichtungen der Europäischen Union, derart vertrauliche Informationen weitergibt, wird ihm das seinen Kopf kosten.
Doch die Wahrheit, so schien es ihm, war ihm mehr wert als sein eigener Kopf und als jeder ihm gebotene Posten.
Er hoffte nur, dass er diese Materialien damit nicht in falsche Hände gab.
„Wie sollen wir solch wichtige Informationen verbreiten?“, fragte ich interessiert. Wir, also Sam, Bloomquvist und ich, hatten uns in einem Bespr echungsraum versammelt.
„Es gibt nur eine Möglichkeit“, erklärte Bloo mquvist, die Arme vor der Brust verschränkt, „wir müssen in einen großen Fernsehsender einbrechen und es irgendwie schaffen, dass sie die wichtigsten Daten senden.“
Sam stimmte ihrem Mann zu. „Es gibt viele Wege, die wir nutzen können, aber in diesem Fall benötigen wir vor allem Wege, die von vielen Menschen gesehen werden.“
Ich nickte ebenfalls. „Aber ich stelle mir das zie mlich schwer vor.“
„Ich bin noch nie in einen solchen Sender ei ngebrochen, aber ich kann mir gut vorstellen, dass sie deren Gebäude bei der aktuellen Lage gut bewachen lassen“, erklärte Bloomquvist.
Er sah deutlich besser aus. Rasiert und mit einem ordentlichen Festmahl sah er fast wieder wie der Alte aus.
„Es gibt aber eine Sache, die wir überprüfen müssen“, fügte Sam hinzu. „Woher können wir die Sicherheit nehmen, dass diese Informationen ke ine Fälschung sind?“
Bloomquvist nickte mit ernster Miene. „Das ist ein guter Punkt.“
Sam wandte sich zu mir herum. „Wir haben eine digitale Akte per Mail bekommen, aber wir können nicht nachverfolgen, von wo aus diese Mail gesendet worden ist.“
Ich nickte und verstand ihr Misstrauen.
„Uns bleibt keine andere Wahl, als dem Absender zu glauben“, sagte Bloomquvist. „Immerhin muss es sich hier um eine
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