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Reise durch die Sonnenwelt

Reise durch die Sonnenwelt

Titel: Reise durch die Sonnenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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stampfend. Wir sind eben da, wo wir sind, und wenn es von mir abhinge, so dürfte die Gallia niemals wieder zur Erde zurückkehren!«
Fußnoten
    1 Unter 252 Kometen zählt man 123 mit rechtläufiger (directer) und 129 mit rückläufiger (retrograder) Bewegung im Vergleich zu der aller Planeten.
     

Fünftes Capitel.
In dem der Schüler Servadac von Professor Palmyrin Rosette recht übel behandelt wird.
    Jetzt war also für unsere Grübler, diese Hypothesenschmiede, Alles klar, Alles enthüllt. Sie wurden von einem Kometen durch die grenzenlose Sonnenwelt entführt. Nach jenem Stoße war es die Erde gewesen, welche Hector Servadac durch den dichten Wolkenschleier im Weltraume verschwinden sah. Die Erdkugel hatte damals ebenso jene einzige und ganz außerordentliche Fluth des Gallia-Meeres verursacht.
    Indessen, dieser Komet sollte ja doch – wenigstens nach der Behauptung des Professors – zur Erde zurückkehren. Ob seine Berechnungen wohl verläßlich genug sein mochten, um diese Rückkehr zweifellos sicher zu stellen? Man wird zugeben müssen, daß die Bewohner der Gallia bezüglich dieses Punktes nicht völlig beruhigt sein konnten.
    Die nächstfolgenden Tage benutzte man zur häuslichen Einrichtung des neuen Ankömmlings. Dieser gehörte glücklicher Weise zu den Leuten, welche nicht viele besondere Ansprüche an das Leben stellen und sich leicht jeder Lage anbequemen. Da er Tag und Nacht nur in den Himmeln, unter den Sternen lebte und den im Weltraume umherschweifenden Himmelskörpern nachspürte, so machte er sich um Wohnung und Nahrung – höchstens den Kaffee ausgenommen – blutwenig Sorge. Es schien fast, als entginge die sinnreiche innere Ausstattung des Nina-Baues, welcher sich die Kolonisten rühmten, gänzlich seiner Beachtung.
    Kapitän Servadac gedachte seinem alten Lehrer das beste der vorhandenen Zimmer anzubieten. Dieser aber schlug das, offenbar wenig geneigt, das allgemeine Leben zu theilen, rundweg ab. Was er bedurfte, war ein möglichst frei und abgetrennt belegenes Observatorium, wo er sich ungestört seinen astronomischen Beobachtungen widmen konnte.
    Hector Servadac und Lieutenant Prokop bemühten sich also, ein ihm zusagendes Unterkommen auszumitteln, was ihnen auch ganz nach Wunsch gelang. In der Seitenwand der vulkanischen Bergmasse entdeckten sie etwa hundert Fuß über der Hauptaushöhlung, ein beschränktes Plätzchen, welches jedoch hinreichen mußte, einen Beobachter und dessen Instrumente aufzunehmen. Es bot den nöthigen Platz für ein Bett, einige Möbel, für Tisch, Lehnstuhl, Schrank, natürlich auch für das unumgängliche Fernrohr, welches eine seine Handhabung möglichst erleichternde Aufstellung erhielt. Ein schwacher Lavastrom, den man hierher ableitete, genügte zur Erwärmung des kleinen Raumes.
    Hier also richtete der Professor sich häuslich ein, verzehrte die Mahlzeiten, die man ihm zu bestimmter Stunde brachte, hier schlief er, übrigens möglichst wenig, rechnete während des Tages, beobachtete während der Nacht und betheiligte sich also fast gar nicht an dem Leben der Uebrigen. Alles in Allem erschien es auch am gerathensten, ihn in Anbetracht seiner eigenthümlichen Gewohnheiten sich selbst zu überlassen.
    Die Kälte wurde allmälig sehr lebhaft. Das Thermometer zeigte im Mittel stets dreißig Centigrade unter Null. Das Quecksilber schwankte in seinem Rohre hier niemals auf und ab, wie in den unbeständigeren Klimaten der Erde, sondern es fiel nur langsam, aber stetig. Dieses Sinken mußte andauern, bis die niedrigsten Temperaturgrade des Weltraumes erreicht waren, da auf eine Zunahme ja nicht eher zu rechnen war, als bis die Gallia sich in ihrer elliptischen Bahn der Sonne wieder näherte.
    Wenn die Quecksilbersäule im Thermometer aber niemals merkbar oscillirte, so rührte das von dem Fehlen jedes Windes her, der die Atmosphäre der Gallia bewegt hätte. Die Kolonisten befanden sich also unter ganz ausnahmsweisen klimatischen Verhältnissen. Kein Luftmolekül rührte sich von seiner Stelle. Alles, was gasförmig oder tropfbar flüssig war auf der Oberfläche des Kometen, schien vor Kälte erstarrt. Niemals kam es zu einem Gewitter, einem Platzregen, oder zeigten sich Dünste, weder am Zenith noch am Horizonte. Ebenso fehlten also jene feuchten Nebel und der trockene Höhenrauch, welche die Polarzonen des Erdsphäroïdes nicht selten einhüllen. Der Himmel bewahrte sich eine unveränderte und unveränderliche Klarheit, wobei der Tag von den Strahlen der

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