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Reise durch die Sonnenwelt

Reise durch die Sonnenwelt

Titel: Reise durch die Sonnenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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292.)
     
    – Ohne Widerrede.
    – Stellt diese Periode von zwei Jahren, während welcher unser Komet seine Revolution um die Sonne beendet, nicht das Gallia-Jahr vor?
    – Gewiß.
    – Muß nicht dieses Jahr, so wie jedes beliebige andere, in zwölf Monate getheilt werden?
    – Wenn Sie es so wollen, lieber Professor …
     

    Eines Tages legte der Professor seine Arbeit vor. (S. 294.)
     
    – Hier handelt es sich nicht darum, ob ich will …
    – Nein, nein, es ist richtig, in zwölf Monate! sagte Hector Servadac nachgebend.
    – Und wie viele Tage werden diese Monate zählen?
    – Nun, sechzig Tage, da diese um die Hälfte kürzer geworden sind.
    – Kapitän Servadac, entgegnete der Professor streng, überlegen Sie erst, was sie sagen …
    – Aber ich denke, ich gehe damit vollständig auf Ihr System ein, antwortete Hector Servadac.
    – Keineswegs.
    – Nun, so erklären Sie mir …
    – Nichts einfacher als das! fiel ihm Palmyrin Rosette in’s Wort, wobei er etwas mitleidig und wegwerfend die Achseln zuckte. Jeder Gallia-Monat umfaßt doch zwei irdische Monate, nicht wahr?
    – Ohne Zweifel, da das Gallia-Jahr zwei Erdenjahre währt.
    – Zwei Monate enthalten auf der Erde aber sechzig Tage?
    – Richtig, sechzig Tage.
    – Und folglich? … fragte Graf Timascheff zu Palmyrin Rosette gewendet.
    – Wenn zwei Monate auf der Erde sechzig Tage zählen, so ergiebt das hundertzwanzig Gallia-Tage, da die Dauer eines Tages auf der Gallia nur zwölf Stunden beträgt. Verstanden?
    – Vollkommen, Herr Professor, antwortete Graf Timascheff. Doch fürchten Sie nicht, daß dieser Kalender leicht verwirrend wirken werde?
    – Verwirrend! rief der Professor, schon seit dem 1. Januar zähle ich nicht mehr anders!
    – Unsere Monate würden folglich, fragte Hector Servadac, mindestens hundertzwanzig Tage zählen?
    – Was finden Sie Schlimmes dabei?
    – O, gar nichts, lieber Professor. Anstatt also jetzt im Mai zu leben, haben wir nun erst März?
    – So ist es, meine Herren; wir haben den zweihundertsechsundsechzigsten Gallia-Tag, der dem hundertdreiunddreißigsten auf der Erde entspricht. Heute ist demnach der 12. Gallia-März und nach weiteren sechzig Tagen …
    – Werden wir den 72. März zählen! rief Hector Servadac. Bravo! Nur immer logisch!«
    Palmyrin Rosette sah aus, als fragte er sich, ob sein früherer Schüler sich nicht etwa über ihn lustig mache; doch, da es schon etwas spät geworden war, verließen die drei Besucher das Observatorium ohne weitere Auseinandersetzung.
    Der Professor hatte also den Kalender für die Gallia festgestellt. Jedenfalls – und das sei hier im Voraus bemerkt – bediente er sich desselben nur allein und Niemand verstand ihn, wenn er etwa vom 48. April oder vom 118. Mai sprach.
    Inzwischen kam der Monat Juni – nach dem alten Kalender – heran, während welches die Gallia nur 16 1 / 2 Millionen Meilen Weg zurücklegen und sich bis auf 93 Millionen Meilen Weg von der Sonne entfernen sollte. Die Temperatur nahm zwar noch weiter ab, doch die Atmosphäre blieb ebenso rein, ebenso ruhig wie bisher. Das Leben auf der Gallia ging mit vollendeter Regelmäßigkeit, um nicht zu sagen Monotonie, vor sich. Diese Monotonie zu stören, bedurfte es nichts Geringeren, als jener närrischen, nervösen, launenhaften, ja zänkischen Persönlichkeit Palmyrin Rosette’s. Wenn er sich einmal herabließ, seine Beobachtungen zu unterbrechen und in der gemeinsamen Wohnung zu erscheinen, so war ein neuer Auftritt immer bald zu erwarten.
    Die Unterhaltung bewegte sich dann regelmäßig um das Thema, daß Hector Servadac und seine Gefährten, so groß auch die Gefahren eines neuen Zusammentreffens mit der Erde sein mochten, sich doch auf dessen einstigen Eintritt freuten. Das genügte, den Professor in Harnisch zu bringen, da dieser von einer Rückkehr am liebsten gar nichts hören wollte, und seine Studien auf der Gallia fortsetzte, als sollte er hier ewig leben.
    Eines Tages – am 27. Juni – platzte Palmyrin Rosette wie eine Bombe in den Hauptsaal hinein. Hector Servadac, Lieutenant Prokop, Graf Timascheff und Ben-Zouf befanden sich eben in demselben.
    »Lieutenant Prokop, rief er, beantworten Sie mir ohne Umwege und ohne von der Sache abzuschweifen, was ich Sie fragen werde.
    – Ich bin es gar nicht gewöhnt – entgegnete Lieutenant Prokop.
    – Gut, schon gut, schnitt ihm Palmyrin Rosette jedes weitere Wort ab, als habe er einen Gymnasiasten vor sich. Antworten Sie also: Haben Sie – ja oder

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