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Reise durch die Sonnenwelt

Reise durch die Sonnenwelt

Titel: Reise durch die Sonnenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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verschont geblieben, als der Stabsofficier dachte, denn es fehlten hier vier Flecken, Callaat-Chimah, Agmiß, Marabut und Pointe-Basse.
    Die Landvorsprünge, auf welchen dieselben lagen, hatten dem Stoße nicht zu widerstehen vermocht und sich von dem übrigen Lande getrennt. Nebenbei mußten sich unsere Wanderer überzeugen, daß ihre Insel außer ihnen selbst keine Bewohner habe, während die Fauna noch durch einige Wiederkäuer Vertretung fand, welche auf der Ebene umherschweiften.
    Kapitän Servadac und seine Ordonnanz hatten zu dieser Reise um ihre Insel fünf der neuen Tage, in Wirklichkeit also zweiundeinhalb frühere Erdentage gebraucht. Sechzig Stunden nach dem Aufbruch kehrten sie wieder zum Gourbi zurück.
    »Und nun, Herr Kapitän? begann Ben-Zouf.
    – Nun, Ben-Zouf?
    – … sind Sie General-Gouverneur von Algier!
    – Von Algier ohne Einwohner!
    – Was? Werde ich denn gar nicht gezählt?
    – Gewiß, Du bist also …
    – Die Bevölkerung, Herr Kapitän, die Einwohnerschaft.
    – Und mein Rondeau? murmelte der Kapitän, als er sich niederlegte, diese Mühe hätt’ ich mir wohl auch ersparen können.«
Siebentes Capitel.
In welchem sich Ben-Zouf über einige Vernachlässigungseitens des General-Gouverneurs zu klagen berechtigt glaubt.
    Zehn Minuten später lagen der General-Gouverneur und die »Bevölkerung« in tiefem Schlafe, und zwar in einem Raume des Wachthauses, da der Gourbi aus seinen Ruinen noch nicht wieder erstanden war. Den Schlummer des Officiers störte freilich immer noch ein wenig der Gedanke, daß es ihm trotz Constatirung so zahlreicher neuartiger Thatsachen nicht gelingen wollte, deren letzte veranlassende Ursache zu ergründen. Ohne eben gerade Kosmograph zu sein, erinnerte er sich bei einiger Anstrengung seines Gedächtnisses doch gewisser Grundgesetze, die er schon gänzlich vergessen zu haben glaubte. Er überlegte, ob nicht eine plötzliche Veränderung der Neigung der Erdachse zur Ekliptik alle jene Erscheinungen hervorrufen könne. Erklärte eine solche Veränderung aber auch den Ortswechsel der Meere und etwa den der Cardinalpunkte des Horizontes, so konnte sie doch weder eine Verkürzung der Tage, noch eine Verminderung der Schwerkraft auf der Oberfläche der Erdkugel zur Folge haben. Hector Servadac mußte diese Hypothese bald fallen lassen – was ihn nicht wenig wurmte, da er, wie man zu sagen pflegt, mit seinem Latein nun so ziemlich zu Ende war. Höchst wahrscheinlich schloß die Reihe der Ueberraschungen jetzt noch nicht ab und dann konnte ihn ja eine weitere fremdartige Erscheinung vielleicht auf den rechten Weg führen.
    Am nächsten Morgen beschäftigte Ben-Zouf zunächst die Bereitung eines kräftigen Frühstücks. Zum Kuckuck, der Mensch muß sich doch einmal stärken! Und er, er hatte ja Hunger für drei Millionen Algierer. Jetzt oder nie war es an der Zeit, mit einem Dutzend Eiern fertig zu werden, welche die Erdrevolution, die »das Land zerbrach«, doch verschont hatte. Mit einer nicht zu kleinen Schüssel Kuskussu, für deren Zubereitung die Ordonnanz den Meistertitel ehrlich verdiente, versprach das eine köstliche Mahlzeit.
    Der Kochofen fand sich ja im Wachthause vor, die Casserolen glänzten, als kämen sie eben aus des Kupferschmieds Händen, und frisches Wasser stand zur Hand in einem großen Alkazara, dessen poröses Material durch Verdunstung den Inhalt sehr kühl erhält. Durch drei Minuten langes Eintauchen in siedendes Wasser hoffte Ben-Zouf schmackhafte, halbweiche Eier zu gewinnen.
    Sofort zündete er also Feuer an und trällerte dazu wie gewöhnlich den Refrain eines Soldatenliedchens:
     
    »Giebt es denn Salz?
    Fehlt’s nicht an Schmalz
    Fleisch hast Du wohl
    Im Casserol?«
     
    Auf und ab gehend, beobachtete Kapitän Servadac neugierigen Blickes diese culinarischen Vorbereitungen. In der Erwartung neuer Erscheinungen, welche ihn seiner Ungewißheit entreißen könnten, achtete er gespannt auf Alles, was vor seinen Augen vorging, ob der Ofen wohl seine Schuldigkeit thun, ob die jetzt modificirte Luft ihm den nöthigen Sauerstoff zuführen werde u. dergl.
    Ja, der Ofen kam in Gang; mit hörbarem Blasen half Ben-Zouf etwas nach und bald schlug eine helle Flamme aus den mit Reisig gemischten Kohlen. Hier war also nichts Uebernatürliches zu sehen.
    Die Casserole ward auf das Feuer gesetzt, mit Wasser gefüllt, und Ben-Zouf wartete, bis es in’s Sieden kam, um die Eier hineinzulegen, die ihm so leicht vorkamen, als wären sie hohl.
    Das Gefäß

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