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Reise durch die Sonnenwelt

Reise durch die Sonnenwelt

Titel: Reise durch die Sonnenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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her häufige Flintenschüsse antworteten.
    Die Dobryna signalisirte ihre Ankunft durch einen Kanonenschuß und ging in dem kleinen Hafen des Cheliff vor Anker.
    In diesem Augenblick lief ein Mann mit dem Gewehre in der Hand herbei und sprang auf die Felsen am Ufer.
    Es war Ben-Zouf.
    Erst blieb er unbeweglich, die Augen auf fünfzehn Schritt Entfernung fixirt, »soweit das die Organisation des Körpers zuläßt«, wie die Instructions-Unterofficiere sagen, mit aller gebührenden Ehrerbietung stehen. Der brave Soldat vermochte sich aber doch nicht ganz zu bezwingen, sondern eilte seinem Kapitän, der eben das Land betrat, entgegen und küßte ihm zärtlich die Hände.
    Statt der sonst gewöhnlichen Bewillkommnungen, wie: »Welch’ Glück, Sie wieder zu sehen
! –
Ich wurde schon recht unruhig!« oder »O, wie lange blieben Sie weg!« u. dergl. rief Ben-Zouf vielmehr:
    »O, diese Schurken! Diese Banditen! O, das ist gut, daß Sie kommen, mein Kapitän! Diese Diebe! Diese Piraten! Diese elenden Beduinen!«
    »Aber was ist Dir denn, Ben-Zouf? fragte Hector Servadac, den diese grimmigen Ausrufe zu dem Glauben verleiteten, es sei eine Bande Araber in sein Gebiet eingebrochen.
    – Nun, diese Satansvögel da oben! antwortete Ben-Zouf. Seit einem Monat schon verschwende ich mein Pulver gegen diese Räuber. Je mehr ich davon todt schieße, desto mehr kommen wieder. Ich sage Ihnen, wenn wir diese geschnäbelten und gefiederten Kabylen gewähren ließen, bald fänden wir kein Getreidekörnchen mehr auf der Insel!«
    Graf Timascheff und Lieutenant Prokop, welche ebenfalls herzukamen, konnten mit Kapitän Servadac bestätigen, daß Ben-Zouf keineswegs übertrieb.
    Die reiche, während der großen Hitze im Januar, als die Gallia durch ihr Perihel ging, schnell gereifte Ernte wurde jetzt vielen Tausenden von Vögeln zur Beute. Nur ein kleines Ueberbleibsel derselben war dem gefräßigen Geflügel entgangen. Eigentlich sollte man freilich sagen, ein Ueberbleibsel dessen, was von der Ernte noch auf dem Halme stand, denn Ben-Zouf hatte während der Abwesenheit der Dobryna nicht gefeiert, wofür die zahlreichen Getreidefeime zeugten, welche da und dort auf den schon kahlen Feldern standen.
    Die Schaar von Vögeln, welche den Zorn des Kapitänsburschen so hell auflodern machte, bestand aus allen denen, die die Gallia bei ihrer Losreißung von der Erde zufällig entführte. Natürlich hatten jene auf der Insel Gourbi Zuflucht gesucht, wo sie allein Felder, Wiesen und Süßwasser fanden – ein Beweis, daß kein anderer Theil des Asteroïdes ihnen Nahrung zu liefern vermochte. Freilich suchten sie jetzt auf Kosten der Inselbewohner zu leben, ein Unterfangen, dem man mit allen erdenklichen Mitteln entgegentreten mußte.
    »Wir werden ihnen die Wege weisen, sagte Hector Servadac.
    – Das hoffe ich, mein Kapitän, erwiderte Ben-Zouf. Doch sagen Sie mir, was ist aus unseren afrikanischen Kameraden geworden?
    – Unsere afrikanischen Kameraden sind noch immer in Afrika, antwortete Hector Servadac.
    – Die wackeren Soldaten!
    – Gewiß; nur Afrika ist leider nicht mehr vorhanden, fügte Kapitän Servadac hinzu.
    – Kein Afrika mehrt – Aber Frankreich? …
    – Frankreich! O, das liegt jetzt weit von uns, Ben-Zouf.
    – Und mein Montmartre?«
    Diese Frage lag ihm vorzüglich am Herzen. Mit kurzen Worten erklärte Kapitän Servadac seiner Ordonnanz, was geschehen sei, und daß der Montmartre und mit ihm Paris, mit Paris aber ganz Frankreich, mit diesem Europa und mit Europa überhaupt die ganze Erdkugel jetzt achtzig Millionen Lieues von der Gallia entfernt lägen, die Hoffnung auf eine Rückkehr dahin also nahezu aufzugeben sei.
    »Ei was da! rief die Ordonnanz. Das wäre noch schöner! Laurent, genannt Ben-Zouf, vom Montmartre, und sollte den Montmartre nicht wiedersehen! Dummheiten, mein Kapitän, bei aller Hochachtung für Sie, das sind Dummheiten!«
    Dazu schüttelte Ben-Zouf mit dem Kopfe, wie ein Mann, den keine Macht der Erde eines Anderen zu belehren im Stande wäre.
    »Recht so, erwiderte ihm Kapitän Servadac. Hoffe Du, so viel es Dir beliebt. Man soll niemals verzweifeln! Das ist offenbar auch der Wahlspruch unseres anonymen Correspondenten. Doch denken wir nun auch daran, uns auf der Insel Gourbi häuslich einzurichten, als sollten wir für immer hier bleiben.«
    So im Gespräche hatte sich Hector Servadac, der dem Grafen Timascheff und dem Lieutenant Prokop vorausging, nach dem durch Ben-Zouf’s Sorgfalt wieder in Stand

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