Reise durch die Sonnenwelt
den diese eben so schnell bewilligten, als sie fest entschlossen waren, keinen Real zu bezahlen.
Am 3. Februar segelte die Hansa ab. Bei dem herrschenden Westwinde war die Tartane leicht zu führen. Man brauchte eben nur den Wind in den Rücken derselben blasen zu lassen. So hatten die improvisirten Seeleute also nur die Segel aufzuziehen, um ohne ihr Wissen nach der einzigen Stelle der Erdkugel zu gelangen, welche ihnen noch eine Zuflucht zu bieten vermochte.
In Folge dessen bekam denn Ben-Zouf eines schönen Morgens ein Fahrzeug zu Gesicht, welches der Dobryna keineswegs ähnelte, und das der Wind ganz sanft in den Hafen des Cheliff, an der ehemaligen rechten Seite des Flusses, hineintrieb.
Ben-Zouf unterzog sich des Berichtes über die Geschichte des Juden unter der Hinweisung, daß die noch sehr wohl assortirte Ladung der Hansa den Bewohnern der Insel von größtem Nutzen sein werde. Jedenfalls würde man Mühe haben, sich mit Isaak Hakhabut auseinanderzusetzen; unter den gegebenen Verhältnissen erschien es jedoch gewiß nicht ungerechtfertigt, dessen Waarenvorräthe zum allgemeinen Besten zu requiriren, da er sie doch nicht verkaufen konnte.
»Bezüglich der Streitfrage zwischen dem Eigenthümer der Hansa und seiner Passagiere, fügte Ben-Zouf noch hinzu, habe ich die Verabredung getroffen, daß dieselben nach dem Ermessen Sr. Excellenz des Herrn General-Gouverneurs ›bei Gelegenheit der nächsten Inspectionsreise‹ ihre Erledigung finden sollte.«
Hector Servadac konnte bei Ben-Zouf’s Bericht ein Lächeln nicht unterdrücken. Er versprach jedoch dem Juden Hakhabut, daß ihm Gerechtigkeit werden solle, was endlich seine endlosen Beschwörungen »des Gottes Israel’s, Abraham’s und Jakob’s« verstummen ließ.
»Wie könnten diese Leute aber überhaupt bezahlen? fragte Graf Timascheff, als der Jude zurückgetreten war.
– O, sie besitzen Geld, antwortete Ben-Zouf.
– Spanier … Geld! erwiderte Graf Timascheff. Das ist kaum zu glauben.
– Und doch ist es an dem behauptete Ben-Zouf, ich sah mit eigenen Augen englische Münzen in ihren Händen.
– Aha, bemerkte Kapitän Servadac, der sich des Besuches der beiden englischen Officiere in Ceuta erinnerte. Doch immerhin. Das wird später geordnet werden. – Wissen Sie, Graf Timascheff, daß die Gallia jetzt sehr verschiedene Repräsentanten der Bewohnerschaft des alten Europa trägt?
– Gewiß, Kapitän, antwortete Graf Timascheff, auf diesem Bruchstücke der früheren Erdkugel wandeln jetzt die Nationalitäten Frankreichs, Rußlands, Italiens, Spaniens, Englands und Deutschlands. Letzteres freilich ist durch jenen Juden nicht gerade am glücklichsten vertreten.
– Darüber enthalte ich mich am liebsten jeden Urtheils!« bemerkte Kapitän Servadac.
Fußnoten
1 Deine Gunst und eine Cigarre, ein Glas Xeres, mein Roß und meine Büchse, was giebt’s noch Besseres in der Welt. (Nach der Uebersetzung von Ch. Davillier.)
2 Bei den Alcarrazas, Chiclana, dem blühenden Weizen, Trebujena, den schönsten Mädchen, San Lucar de Barrameda.
Neunzehntes Capitel.
In welchem Kapitän Servadac einstimmig als General-Gouverneur der Gallia anerkannt wird.
An Bord der Hansa waren, einen zwölfjährigen Knaben, der ebenfalls dem Verderben entging, mitgezählt, damals zehn Spanier gekommen. Ehrfurchtsvoll empfingen sie Denjenigen, den ihnen Ben-Zouf als den General-Gouverneur der Provinz bezeichnet hatte, und nahmen nach dessen Verlassen der Lichtung ihre Arbeiten wieder auf.
Kapitän Servadac und seine Begleiter, hinter ihnen in gebührender Entfernung Isaak Hakhabut, begaben sich nach dem Küstenpunkte, wo die Hansa ankerte.
Die Situation war nun vollständig bekannt. Von der früheren Erde existirten außer der Insel Gourbi noch vier Eilande: Gibraltar im Besitze der Engländer; Ceuta, das die Spanier verlassen hatten; Madalena, wo man die kleine Italienerin auffand, und das Grabmal des heiligen Ludwig an der tunesischen Küste. Um diese Orte herum dehnte sich das Gallia-Meer, im Umfange etwa der Hälfte des alten Mittelmeeres, aus, um welches steile Felsenufer von unbekannter Substanz und Herkunft eine unübersteigliche Einrahmung bildeten.
Nur zwei von jenen Punkten waren bewohnt: der Felsen von Gibraltar, auf dem dreizehn für lange Jahre versorgte Engländer hausten, und die Insel Gourbi mit dreiundzwanzig Einwohnern, die sich von den eigenen Erzeugnissen ernähren mußten. Außerdem vegetirte jedenfalls auf irgend einem bislang nicht
Weitere Kostenlose Bücher