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Reise durch die Sonnenwelt

Reise durch die Sonnenwelt

Titel: Reise durch die Sonnenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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und Praktischeres war gar nicht zu ersinnen. Nur ein einziger Einwurf stand ihm entgegen.
    Der Wind wehte jetzt günstig, um nach Norden zu segeln, doch wenn es dann darauf ankäme, nach Süden zu steuern …
    »Das thut nichts, erklärte Kapitän Servadac, jetzt denken wir nur an die Hinfahrt! Wie wir zurückkehren, wird sich später finden.«
    Vermochte der You-You nun auch nicht so scharf gegen den Wind zu segeln, wie ein vom Steuerruder regiertes Boot, und mußte man auch annehmen, daß er bei etwaigem Wechsel des Windes ein wenig abwiche, so erlaubten ihm seine in das Eis etwas einschneidenden Kufen doch, auch bei Seitenwind noch zu segeln. Selbst wenn der Wind also zur Zeit der Rückfahrt nicht umschlagen sollte, so war es möglich, gleichsam zu laviren und auf diese Weise nach Süden vorwärts zu kommen. Doch davon konnte ja erst später die Rede sein.
    Der Mechaniker der Dobryna ging, von einigen Matrosen unterstützt, sofort an’s Werk. Gegen Abend war der You-You, der mit einer doppelten Armatur am Vordertheile aufgebogenen Eisens, einem leichten Dache in Form eines Roof (Deckschlasstätte der Schiffsmannschaft) und mit einem langen eisernen Bootsriemen versehen war, der ihn möglichst vor zu großer Abtrift bewahren sollte, zur Abfahrt bereit. Es versteht sich, daß man auch hinreichende Provision, Werkzeuge, Decken u. dgl. darin untergebracht hatte.
     

    »Dort! Dort!« rief der Kapitän. (S. 236.)
     
    Jetzt meldete sich aber Lieutenant Prokop, um an Graf Timascheff’s Stelle neben Kapitän Servadac Platz zu nehmen. Einerseits durfte der You-You nur zwei Passagiere aufnehmen, wenn man etwa in die Lage käme, mehrere Personen mit sich zurückzuführen, andererseits verlangte die Handhabung des Segels und die Sicherung der einzuhaltenden Richtung die Hand und die Fachkenntniß eines Seemannes.
    Graf Timascheff bestand zunächst zwar auf seinem Vorsatze, mußte sich aber Kapitän Servadac’s dringendem Ersuchen, für ihn während seiner Abwesenheit als Stellvertreter zu fungiren, zuletzt doch fügen. Gewiß war die Reise eine gewagte zu nennen. Den Passagieren des You-You drohten tausenderlei Gefahren. Schon einem mäßigen Sturme konnte das schwache Gefährt ja kaum Stand halten, und sollte Kapitän Servadac vielleicht überhaupt nicht wiederkehren, so konnte nur Graf Timascheff der natürliche Chef der kleinen Kolonie sein. Er stimmte also endlich bei, zurückzubleiben.
    Seinen eigenen Platz hatte Kapitän Servadac ihm auch nicht abtreten wollen. Uzweifelhaft war der Hilfesuchende Franzose; ihm, als französischen Officier, kam es also zu, jenem beizuspringen und zu helfen.
    Am 16. April schifften sich, wenn dieser Ausdruck hier erlaubt ist, Kapitän Servadac und Lieutenant Prokop mit Tagesanbruch auf dem You-You ein. Sie sagten ihren Gefährten Lebewohl, deren Erregung nicht gering war, als sie die Beiden fertig sahen, bei einer Kälte von fünfundzwanzig Grad in die grenzenlose, weiße Ebene hinauszugleiten.
    Die russischen Matrosen und die Spanier, Alle wollten dem Kapitän und dem Lieutenant noch einmal die Hände drücken. Graf Timascheff zog den edelmüthigen Kapitän an seine Brust und umarmte seinen braven Prokop. Ein herzlicher Kuß der kleinen Nina, deren große Augen die hervorquellenden Thränen nur mühsam zurückhielten, beschloß diese rührende Abschiedsscene.
     

    »Er lebt noch!« rief Lieutenant Prokop. (S. 237.)
     
    Einige Minuten später war der You-You, den seine Segel wie ein großer, mächtiger Flügel pfeilschnell entführten, schon jenseit des Horizontes verschwunden.
    Das Segelwerk des You-You bestand aus einer Brigautine und einem Klüversegel. Diese wurden so eingestellt, um mit dem vollen Rückenwind fahren zu können. Die Geschwindigkeit des leichten Fahrzeugs war eine ganz erstaunliche und schätzten sie dieselbe zu mindestens zwölf Lieues (etwas über 7 geogr. Meilen) in der Stunde. Eine am hinteren Ende des Deckes ausgesparte Oeffnung gestattete Lieutenant Prokop, den wohl verhüllten Kopf nach außen zu stecken, ohne sich mehr als nöthig der Kälte auszusetzen, und mit Hilfe des Kompasses die gerade Linie nach Formentera einzuhalten.
    Der You-You bewegte sich ungemein sanft vorwärts. Er zeigte nicht einmal jenes unangenehme Erzittern, welches man beim Fahren in den Waggons selbst der bestgebauten Eisenbahnen empfindet. Leichter auf der Oberfläche der Gallia, als er auf der der Erde gewesen wäre, glitt der You-You ohne Rollen und Stampfen dahin und gleichzeitig

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