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Reise in die arabische Haut

Reise in die arabische Haut

Titel: Reise in die arabische Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea M Ben Habibi
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die ‘Inshallah‘-Geschädigten wenden.
    Da kannste lange warten, du missgünstige Koffertante, philosophiere ich fiktiv zurück und freue mich darauf, aus dem eisigen Deutschland herauszufliegen.
    Die Gepäckschulden sind getilgt, die Pässe kontrolliert und ehe ich mich besinne, quetschen wir uns in unsere Flugsessel. Als Erstes probiere ich den Anschnallgurt aus. Ich bezweifle, dass dieser meinen korpulenten Bauch in Schach hält. Die Blöße, eine Verlängerung anzufordern, will ich mir nicht geben.
    »Yippie«, atme ich erleichtert auf. Ich muss den Gurt nur wenige Zentimeter in der Länge verstellen und schon sitzt er perfekt.
    Als wir donnernd abheben, wird mir schwindlig. Ich klammere mich an dem stabilen Haltegriff fest.
    I believe, I can fly … Ich fühle mich wie ein Adler, der durch die hohen Lüfte des Universums gleitet. Zuweilen konzentriere ich mich auf die Flugroute, die auf dem ausgeklappten Monitor zu verfolgen ist. Allerdings ist die Aussicht aus dem Fenster auch nicht zu verachten. Wir überfliegen die Alpen, die mit einem weißen Teppich bedeckt sind. Wir schweben über dunkle Wolken, die neuen Schnee auf die Berge bringen. Schließlich überqueren wir Italien. Der blaue Himmel lacht uns heiter und vergnügt an, das Sonnenlicht lässt meine Augen fast erblinden. Ich bin es nicht gewöhnt, in Deutschland von der Sonne geblendet zu werden.
    Als wir über das Mittelmeer durch die Luft sausen, wird mir blümerant. Ich durchblättere die Notfallbroschüre. Vor lauter Stress habe ich vergessen, wie man die Schwimmweste anlegt.
    Im Meer erscheint eine länglich geschwungene Küste. »Tunisia«, ruft Khalid emotional und klatscht in die Hände.
    Der Kopilot informiert uns mit französischem Dialekt: »Liebe Fluggäste, wir wärdän in Kürze in Monastir landän. Schnallän Sie sich bittä an und ställän Sie die Rückenlähnän sänkrächt. Blickän Sie aus däm räschten Fänstär und sähän Sie, wie wir die Mittelmärküschte ansteuärn. Heutä morschän habän wir 24° C, pärfäktäs Urlaubswättär. Wir hoffän, dass Sie dän Flug mit unsärär Tunisfly gänossän habän und wünschän Ihnän ärholsamä Färiän. Beslama, au revoir, aufwiedäsähän.«

Erste Eindrücke von Tunesien
     
    Mit schepperndem Getöse landen wir auf afrikanischem Betonboden. Alle Mitreisenden klatschen in die Hände.
    Verstört schaue ich meinen Geliebten an.
    »Man zollt dem Piloten Respekt, wenn die Maschine gut gelandet ist«, erklärt er mir.
    Plausibel, darum applaudiere ich, bis mich Khalid in die Lende pikst. »Genug.«
    Wie man hört, bin ich der Klatschnachzügler. Peinlich. Ich ahne nicht, dass mir gleich noch weitaus Unangenehmeres passiert.
    Das überladene Bordcase und der proppenvolle Rucksack ermöglichen mir nicht, meinen Winteranorak zu verstauen. Ich ziehe ihn vorerst an und schwitze, als säße ich in einer Sauna.
    Als ich in der kahlen, afrikanischen Flughafenhalle stramm stehe, ruft mich das WC. Khalid zeigt mir den Weg zum Abort. Die Damentoilette wirkt europäisch angeglichen.
    Somit negiert sich Mutters Statement: In Tunesien wird senkrecht gestrullert. Pass bloß auf, dass du nicht in das Loch fällst.
    Die arabisch verschleierte Kloputze dreht mir das Wasser zum Händewaschen auf und reicht mir einlagiges Toilettenpapier, um damit meine Finger trocken zu reiben.
    »Ein zuvorkommendes Völkchen, diese Tunesier«, denke ich. Im selben Moment hält die Toilettenfrau ihre Hand auf und fordert schweigend Bakschisch.
    Ich besitze kein tunesisches Geld. Außerdem habe ich die Dame nicht aufgefordert, mir den Wasserhahn aufzudrehen und mich mit hartem Toilettenpapier zu beglücken.
    Sie schaut bittend aggressiv, als ich mit den Schultern zucke, um ihr zu demonstrieren, dass ich in Afrika ärmer bin als manche Stubenfliege. Aus gutem Willen spendiere ich ihr meinen letzten Euro, der in meiner Anoraktasche steckt.
    Wohlwollend hält sie mir die Tür auf. Ich berichte Khalid von der tunesischen, hilfsbereiten Klopflegerin.
    »Du hast ihr doch kein Geld gegeben?«
    »Nö, hab‘ selber nix«, lüge ich grinsend.
    »Wie ich dich kenne, hortest du noch jede Menge Euros in deinen Taschen.«
    Schwindeln zwecklos, hier in Afrika fliege ich offenbar sofort auf.
    »Ich habe ihr einen Euro geschenkt, weil sie mich nett behandelte.«
    »Olivia, diese Putzfrau verdient in einem Monat circa dreihundert Dinar, das sind hundertsechzig Euro. Wenn jeder Deutsche einen Euro Trinkgeld gibt, erwirbt sie bald mehr als

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