Reise in die Niemandswelt
er dem Puppenspieler mit.
»Warum?«
Rhodan lachte bitter. »Weil er mich finden wird.«
»Wer?«
»Mein Verfolger. Derjenige, vor dem ich mich verberge.«
»Stell dich ihm«, riet der Puppenspieler.
Bevor Rhodan antworten konnte, brach etwas durch die Spiegel. Natürlich. Hatte er ernsthaft damit gerechnet, sein Gegenspieler würde brav seinen Weg durch das Labyrinth suchen? Rhodan sah den Schatten und stürzte sich, ohne zu zögern, auf ihn. Die verschattete Gestalt wich überrascht zurück, schien in einen der Spiegel einzutauchen. Rhodan schlug mit dem Ellenbogen gegen das Glas, das wie dünnes Eis zersplitterte.
Etwas packte ihn und schleuderte ihn in einen anderen Spiegel. Wieder Splitter. Splitter, die in andere Spiegel einschlugen wie Meteoriten und sie zerbersten ließen, Splitter, die ihm in die Brust fuhren, sogar in die Nasenwurzel zwischen den Augen. Er sah sich von allen Seiten, vertausendfacht, sah sich in endlose Spiegelschluchten stürzen.
»Trust me«, sagte der Puppenspieler mit verstellter Stimme. Er hatte aus seinem Haufen Marionetten eine befreit und in die Hand genommen. Die Puppe stellte einen Maahk dar, der seinen überlangen Arm ausstreckte. Der Arm mit der trichterförmigen Hand schwang langsam unter dem Spielkreuz hin und her.
Es war, als blickten die vier Augen, die unter der Schutzhaube der Marionette glühten, ihn an. »I am your only salvation.«
Was für eine lächerlich kleine Hand, dachte Rhodan.
Er griff zu.
*
Die Spiegelsplitter waren fort. Rhodan glitt dahin, fort von dem schwarzen Wirbel. Rhodan fühlte sich dem Sog der Turbulenz nicht mehr ausgesetzt. Es war ihm eine Freude, durch das Netzwerk zu gleiten, die Fäden entlang.
Netzreiter.
Er fühlte sich frei wie selten zuvor in seinem Leben. Der Ritt auf dem Netz erinnerte ihn vage an seine Zeit als Netzgänger.
Einen Begriff für Zeit hatte er nicht mehr.
Immer noch hielt jemandes Hand seine Hand, zog ihn sanft, aber unwiderstehlich. Führte ihn. Das Hochgefühl, das Rhodan bis eben gespürt hatte, schwand nach und nach.
Seine Füße berührten einen Boden.
In seiner Kindheit hatte er manchmal auf den Bildschirm eines Fernsehgerätes geschaut, nachdem sein Vater oder seine Mutter es ausgeschaltet hatten. Er hatte zugeschaut, wie das Bild sich schlagartig zusammenzog, wie nichts mehr blieb als ein leerer weißer Punkt, wie dann alles erlosch.
Er hatte sich vorgestellt, wie die ganze Welt, die er gerade noch betrachtet hatte, sich in diesem Punkt zusammenraffte und dann erlosch.
Genau so verschwand nun das Bild Andromedas und ihres Netzgespinsts.
Rhodan stand still.
Hatte er sich also doch alles nur eingebildet? Er machte einen Schritt. Sein Leib schmerzte, wund und weh wovon?
Von einem bloßen Traum?
Er sah sich um. Ein leerer Saal. Über den Boden verstreute Scherben. Die Ruine des Spiegellabyrinths.
Das ferne Licht zweier Monde: Io und Ganymed. Seine Augen gewöhnten sich langsam an das Halbdunkel. Vor ihm stand ein Maahk, reglos und still. Rhodan betrachtete ihn. Es fiel ihm wie immer schwer, individuelle Züge an der Kopfund Augenpartie eines dieser Wasserstoffatmer zu entdecken.
Schließlich erkannte Rhodan ihn.
Es war Grek 1.
Sein Butler.
Nicht der Grek 1 aus DARASTO, sondern der Maahk aus dem Polyport-Hof OROLOGION. Jener Grek 1, der sich ihm als Schattenmaahk offenbart hatte.
»Da bist du endlich«, sagte der Maahk. »Es war eine lange Reise.«
In den Untiefen von DARASTO
Ein Teil von Mondra Diamonds Plan hatte vorgesehen, Ramoz nach Perry Rhodan suchen zu lassen. So, wie das luchsähnliche Wesen im Polyport-Hof PERISTERA Diamond aufgespürt hatte, hofften sie nun darauf, dass es Perry finden könnte.
Eine vage Hoffnung, die sich schnell zerschlagen hatte. Denn einerseits hatte Ramoz keine Gelegenheit gehabt, Rhodans Spur aufzunehmen. Andererseits bestand zwischen Ramoz und Rhodan offensichtlich keine so innige Verbindung wie zwischen dem Luchsartigen und Mondra Diamond.
Die ersten zwei Sprünge waren vollständige Nieten gewesen.
Diamond hatte Grek 363 und Perbo Lamonca gebeten, sich noch einmal zu besinnen.
Nach dem dritten Sprung materialisierten sie in einem Meer dichter, feuchter Schwaden.
Für einen kurzen Moment fürchtete Diamond, sie hätten sich in einer Abteilung wiederverstofflicht, deren Umweltbedingungen den Bedürfnissen der Maahks angepasst war der Wasserstoffatmer.
Ramoz nieste, schien aber ansonsten nicht beeinträchtigt.
Diamond atmete probehalber flach durch
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