Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Reise in die Niemandswelt

Titel: Reise in die Niemandswelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
Vom Netzwerk:
ihr.
    Er vernahm mit jeder Faser seiner selbst die Wohlgesinntheit der Stimme. Schöpfte seine Kraft daraus. Ging eine Symbiose mit ihr ein.
    Sein Wille saugte sich an der Stimme fest, fand Halt.
    Tatsächlich. Sein Sturz verlangsamte sich deutlich.
    Trust me. Vertrau mir.
    Er stimmte der Stimme zu. Ja. Er würde sich ihr ganz und gar anvertrauen. Er würde ihr antworten, würde ganz und gar Antwort werden und damit unangreifbar für den Wirbel.
    Er begann sich zu öffnen.
    Plötzlich hörte er wieder das Pochen, die Schritte in seinem Schädel, vermischt mit einem ungläubigen Staunen, bissig und boshaft:
    »Hast du wirklich geglaubt, du kommst davon?«, fragte eine andere Stimme. »Du könntest dich entziehen? Einfach so? Schau dich um. Es ist alles anders, als du denkst.«
    Er schaute sich um und fand, dass die Stimme recht hatte.
    *
    Keine Rede mehr davon, dass er als körperloser Geist irgendwie metaphysische Gefilde in der Unergründlichkeit Andromedas durchstreifte.
    Was für ein blühender Unsinn aber auch. Stehe ich unter Drogen? Er versuchte, die Erinnerung an diese imaginäre Reise abzuschütteln, aber sie war zäh wie Teer, ein nachwirkender Albtraum.
    Es kostete ihn einige Zeit, sich zu orientieren. Wo war er? Es war Nacht. Wenn er nach oben schaute, war ein fremdartig vertrautes Firmament zu sehen. Zwei Monde am Himmel. Der eine von beiden schwefelgelb, mit orangefarbenen Flecken, blassvioletten Flächen: Io. Der andere von parallelen Streifen gezeichnet, das erfrorene Land von Ganymed. Am Horizont des Mondes, halb Jupiter, halb Sol zugewandt, leuchtete Galileo City.
    Vermutlich war er wieder zurück auf der Irene-Lieplich-Station und schaute durch ihre Panzertroplonkuppel in die Nacht.
    Wirklich wieder zurück? Vieles sprach dafür, dass er die Station eigentlich nie verlassen hatte.
    Er lachte. Er hatte sich hereinlegen lassen. Womit experimentierten die Wissenschaftler der Irene-Lieplich-Station wirklich?
    Mit psychotropen Drogen?
    Mit Halluzinationsmaschinen?
    Und in welchem Abschnitt ihrer Station befand er sich?
    Von den Terrassen sah er jedenfalls keine Spur. Er befand sich auf einer weiten Ebene. Das künstliche Licht war für die Nacht gelöscht worden; nur die beiden Monde leuchteten.
    Er sah einige Bauwerke, verrenkte, irgendwie gekippte, schräge Konstruktionen, deren Sinn und Zweck sich ihm nicht enträtselten.
    Es war still. In der Ferne glaubte er, einen Fluss plätschern zu hören.
    Und die Stimme, die ihn auf Englisch angerufen hatte? Verstummt. Natürlich. Sie war wahrscheinlich nichts als ein Teil der pharmazeutisch bewirkten Fata Morgana gewesen.
    Jedenfalls tat es gut, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Überhaupt: wieder Füße zu haben.
    Du solltest dich erst einmal waschen, dachte er zusammenhanglos.
    Warum eigentlich nicht? Er würde zum Fluss gehen und sich waschen. Bei dieser Gelegenheit vielleicht auch trinken.
    Er lauschte und orientierte sich. Dann machte er sich auf den Weg, hielt auf das Plätschern und Glucksen zu.
    Im Licht von Io und Ganymed kam er einigen der Konstruktionen näher. Das eine war eine hoch hinaufragende Wellenrutsche. Dann ein Haus, das wortwörtlich auf dem Kopf stand; sein Kamin schwebte keine Armlänge hoch über dem Boden, sein Keller zum Himmel gewendet.
    Ein anderes Gebäude anscheinend eine Art Hotel war bizarrerweise in der Form eines irdischen Elefanten gehalten. Vor dem Hotel drehte sich ein matt erleuchteter Globus, in dem Holografien von Frauen flackerten, alle mehr entals bekleidet. Er grinste. Diese Jupiteraner. Offenbar hatten sie einen Luna-Park gebaut. Ein Nickel-Imperium, ein Reich, in dem alle Lustbarkeiten nicht mehr als eine Fünf-Cent-Münze kosteten, einen Nickel eben.
    Aber offenbar war keine Saison, oder der Betrieb hatte Ferien. Außer ihm kein Mensch im Park. Die Vorbilder für die holografischen Damen, die man sich für ein paar Galax stundenweise verpflichten konnte, genossen ihren Urlaub wahrscheinlich irgendwo auf Ganymed, auf der Venus oder dem Mars. Oder auf Terra.
    Das Plätschern kam näher. Aus dem Geräusch hätte er auf ein kleines Gewässer geschlossen, einen Bach oder ein Rinnsal, das über Steine hüpfte.
    Der Fluss, an dessen Ufer er nun aber stand, war gewaltig wie der Mississippi. Das jenseitige Ufer entzog sich seinen Blicken. Das Wasser floss dahin, schwer wie schwarzes Blei. Io und Ganymed spiegelten sich fast unverzerrt in den trägen Fluten.
    Oder stand der Fluss etwa still?
    Rhodan ging in

Weitere Kostenlose Bücher