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Reise in die Unterwelt

Reise in die Unterwelt

Titel: Reise in die Unterwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Shea
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Zusammenarbeit denkt Ihr?« fragte Cugel.
    »Nun, an die einfachste Allianz überhaupt – erhöhte Wirkung durch den Zusammenschluß unserer Zauberkräfte. Die Mächte, die uns gegenüberstehen, sind beachtlich.«
    »Und welche Art von Mächten sind das?« warf Cugel ein. »Eine Erklärung der von uns erwarteten Aufgaben wäre vielleicht angebracht, ehe wir über ein Bündnis reden.«
    Polderbag nickte ein wenig steif. »Selbstverständlich. Die Dienste, die ich auszuführen habe – und ihr, falls ihr die angebotene Stellung annehmt –, sind die von Exorzisten. Einige der Matronen-Standhaften sind von einem Nachtgeist obszöner Natur besessen. In ihrer Verzweiflung, sie davon zu heilen, haben die Standhaften sogar ihre Abscheu vor Zauberei überwunden und sich meiner Dienste versichert.«
    »Da Ihr gerade von dieser Abscheu sprecht, könnt Ihr sie näher erklären? Denn ich verstehe nicht, was sie an Nacktheit und Zauberei so abstoßend finden«, bat Cugel.
    »Es liegt an ihrer Religion«, erwiderte der dicke Magier. »Für die Waddlawger sind Unbeweglichkeit und Konzentration die höchsten Tugenden.«
    »Ich verstehe immer noch nicht«, brummte Cugel kopfschüttelnd.
    »Nun, die Kunst, deren Jünger ich bin, beruht auf Mutation, auf Metamorphose. Ist es da ein Wunder, daß die Standhaften Zauberei als Hauptvergehen betrachten? Und was Fleischlichkeit betrifft, sie ist imstande, die Sinne zu erregen, und verstößt so gegen Immobilität und Konzentration. Die übertrieben strenge Art der Bestrafung – Tod auf der Streckbank – hat vielleicht etwas mit der Sparsamkeit der Standhaften zu tun. Alle auf diese peinvolle Art Dahingeschiedenen werden den Matronen-Standhaften ausgehändigt – als eine Art Wiedergutmachung für die, wenn auch indirekte Verletzung derer Gefühle durch Fleischlichkeit oder Zauberei.«
    »Aber was wollen die Matronen denn mit den Leichen?« staunte Cugel.
    »Sie dienen als Futter für die Newtfarmen der hochwohlgeborenen Damen. Die Newt sind die kleinen blaupelzigen Tiere, die Ihr gewiß bereits gesehen habt. Übrigens herrscht nie ein Mangel an Futter für sie, denn, abgesehen von Fremden wie wir – die meisten kommen aus dem Westen, aus dem Tal des Zoos – es gibt genügend Schwerverbrecher unter den einfachen Bürgern der Stadt, so daß die Streckbänke selten unbenutzt stehen.«
    Aufgeregt unterbrach Mumber Sull den Zauberer. »Habt Ihr ›Tal des Zoos‹ gesagt? Wäre es vielleicht gar möglich, daß Ihr wißt, wo es sich befindet?«
    »Welche Frage, hochverehrter Kollege. Ich bin in Millions Gather geboren und dort auch zu Hause.«
    »Und wo ist dieses Millions Gather?«
    Polderbag hob erstaunt die Brauen. »Ihr müßt wahrhaftig von sehr weither kommen. Millions Gather ist eine große Stadt am Nordende des Tals des Zoos. Sie ist die letzte irdische Metropole, die Simbilis XVI. erbaute, ehe er mit unbekanntem Ziel weiterreiste.«
    »Aha!« rief Mumber Sull mit funkelnden Augen. »Hört Ihr, Lehnsmann? Freund Polderbag, wir kommen nicht von so weit her, daß uns der Name Simbilis unbekannt wäre! Im Gegenteil, geschätzter Polderbag, wir sind Simbilis' Vasallen und befinden uns gerade jetzt auf der Suche nach ihm.« Der Than strahlte über das ganze Gesicht. »Wir sind also immer noch auf dem richtigen Weg!«
    Polderbags Augen verrieten seinen Zweifel. »Der Weg mag vielleicht richtig sein, denn das Tal des Zoos liegt etwa eine Monatsreise westlich von Waddlawg. Aber Äonen sind bereits seit des Erzzauberers Abschied von dieser Gegend vergangen.«
    »Trotzdem. Wir werden ihn finden. Hartnäckigkeit führt zum Ziel«, erklärte Mumber Sull überzeugt. Das gute Mahl und die noch bessere Nachricht hatten ihn entspannt. Er versicherte Cugel, daß er nun großartig schlafen würde, woraufhin er sich zurückzog.
    Cugels Müdigkeit hatte der Wein vertrieben. Er blieb zu einem weiteren Becher mit dem Zauberer sitzen.
    »Die Erwähnung des Namens Simbilis hat meine Laune leider nicht verbessert, denn sie erinnerte mich an meine Heimatstadt«, brummte Polderbag. »Und gerade von dort kommt all das Böse, das ich hier ausrotten soll.«
    »Oh! Wirklich? Wieso?«
    »Vielleicht ist Euch bekannt, daß Simbilis in das Tal des Zoos kam, um eine Verbindungsstraße zwischen der Ober- und Unterwelt zu bauen?«
    »Das erfuhren wir in Grag.«
    Polderbag nickte. »Simbilis hoffte, durch gute Handelsbeziehungen zwischen den zwei Welten weitere Kriege zu verhindern. Als er im Tal des Zoos ankam, hielt er

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