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Reise in die Unterwelt

Reise in die Unterwelt

Titel: Reise in die Unterwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Shea
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größten Staunen meine Dienste als Zauberer annahm. Und ich hatte wahrhaftig Grund zur Freude, denn mir wurde hier ein Leben in Sicherheit und Luxus geboten. Und genau das könnt auch ihr haben – wenn wir uns zusammenschließen!«
    Ehe Cugel noch antworten konnte, stürmte Seine Hocherhabene Standhaftigkeit Spurb zur Tür herein. »Zauberer!« brüllte er Polderbag an. »Dieser grauenvolle Dämon ist zurückgekehrt. Mein Weib schreit und schlägt um sich. Wenn sie nicht sofort geheilt wird, findet Ihr Euer baldiges Ende auf der Streckbank.«
    Polderbag zwang sich zu einem Lächeln. »Hochwohlgeborener Spurb, dieser unbedeutenden Zuckungen wegen braucht Ihr mich nicht zu bemühen.«
    »Schweigt!« donnerte Spurb. Er wandte sich an Cugel. »Werdet Ihr diesen Unfähigen begleiten?«
    »Wir arbeiten in der Regel nicht zusammen«, lehnte Cugel ab. Polderbag schnappte nach Luft. Spurb nickte.
    »Gut. Aber Ihr habt Euer heutiges Honorar erhalten und werdet deshalb einspringen müssen, wenn Polderbag keinen Erfolg hat.«
    Der Zauberer folgte Spurb, doch nicht ohne Cugel wutschnaubend etwas Unverständliches zuzuzischen. Mumber Sull blickte Cugel tadelnd an. »Wo bleibt Eure Ritterlichkeit? Haben wir, als wir diese Anstellung annahmen, nicht geschworen, den Erhabenen Matronen-Standhaften, die Damen von höchster Moral sind, zu dienen? Gibt es etwas Edleres für einen Mann?«
    »Hochwohlgeborener Than«, warf Cugel ein. »Ich pflichte Euch selbstverständlich bei, doch wie könnten wir in diesem Fall helfen, da wir auch nicht über die geringsten Zauberkräfte verfügen?« (Er hatte es nicht für nötig gehalten, Sull zu gestehen, daß er das Amulett des Mautners behalten hatte.)
    »Selbst das wäre kein Grund, unsere Dienste zu verweigern«, sagte der Than bestimmt. »Doch bin ich durchaus nicht ganz ohne Zauberkraft.« Er erklärte sie allerdings auch auf Cugels Frage nicht näher, sondern fuhr fort: »Doch genug im Augenblick. Wir werden die verlangten Dienste ausführen. Einstweilen sollten wir uns mit einem ausgiebigen Abendmahl stärken.«
    Cugel aß schweigend. Er hing seinen unerfreulichen Gedanken nach. Es war gefährlich, noch länger in Waddlawg zu verweilen. Er könnte allein fliehen und den Than seiner chevaleresken Neigung überlassen. Doch ohne Begleitung war seine Chance, nach Westen durchzukommen, gering. Andererseits, wenn er blieb, und es gelang ihnen tatsächlich, die Patientin zu heilen, nachdem Polderbag kein Glück gehabt hatte, würden sie zweifellos auch später noch eine gemeinsame Fluchtmöglichkeit finden.
    Die Erhabenen Standhaften wurden jedenfalls immer hysterischer. Allein die Vorstellung, ein Inkubus könne sich ihrer Frauen bemächtigen, trieb sie an den Rand der Verzweiflung. Das war verständlich, wenn man ihre ehelichen Gebräuche betrachtete, wie Polderbag sie geschildert hatte. Sollte eine Frau ein Kind bekommen, sammelte der Ehemann seinen Samen in einem Behälter, der dann zeremoniös und unter den feierlichen Gesängen von Mann und Weib in den Schoß der Gattin eingeführt wurde, ohne daß eine schamlose körperliche Vereinigung stattfinden mußte.
    Etwa zwei Stunden, nachdem Spurb Polderbag geholt hatte, betrat der Zauberer mit grauem Gesicht die Herberge. Er wandte sich verzweifelt an die beiden. »Ich konnte nur zurückkehren, weil ich behauptete, ein Amulett, das zur Austreibung unbedingt erforderlich ist, hier liegengelassen zu haben. Die gesamte Synode ist zur gemeinsamen Meditation im Erdgeschoß von Spurbs Haus zusammengekommen, während Grimba Salta, Spurbs Weib, im ersten Stock unter ...« Er zitterte am ganzen Leib und konnte nicht weitersprechen. Schließlich krächzte er: »Meine teuren Kollegen. Ich habe einen verhängnisvollen Fehler begangen. Ich muß irgendwo die Worte des Bannspruchs verwechselt haben. Der verfluchte Obszönophob ist verschwunden, doch auf andere Weise, als ich beabsichtigte. Er wurde als ein Happen von einer viel ärgeren Wesenheit verschlungen – von einem Inkubus! Und dieser hat nun Besitz von Grimba Salta ergriffen. Meine Freunde ... Meine Verbündeten ... Darf ich euch so nennen? Ich ...«
    »Wir bedauern natürlich Eure verzweifelte Lage«, begann Cugel, doch der Than unterbrach ihn.
    »Wir stellen Euch selbstverständlich unsere Hilfe zur Verfügung«, versicherte ihm Sull. »Faßt Mut, mein Freund, mir steht ein Zauber von nicht unbeachtlicher Kraft zur Verfügung. Nur etwas erstaunt mich ...«
    »Und was ist das, höchster aller Magier?«

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