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Reise in die Unterwelt

Reise in die Unterwelt

Titel: Reise in die Unterwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Shea
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dort eine Versammlung ab. Die auf seinen Aufruf hin herbeigeeilten Massen bauten die Straße. Als sie fertig waren, blieben sie und vermischten sich untereinander. Man findet deshalb jetzt in Millions Gather die kuriosesten Hybriden. Wie Simbilis beabsichtigt hatte, herrschte bald reger Handel zwischen der Ober- und der Unterwelt. Doch nachdem der Erzzauberer weitergezogen war, setzte steigender Betrug durch die Unterwelt ein, bis die Straße kaum noch von anderen als den Dämonenmyrmidonen benutzt wird, die herbeiströmen, um Böses zu tun, oder Gefangene, die ihnen durch List oder eigene Dummheit in die Falle gegangen sind, in die Tiefe zu verschleppen.
    Doch aus dem Tor zur Unterwelt, am Felsen Steeps Jaw, dringen auch ständig unsichtbare Wesenheiten, Ektoplasmen, die mutwillig obszön bis ausgesprochen bösartig sind. Dieser schier pausenlose Strom wird in Millions Gather selbst noch am wenigsten bemerkt, denn die Menschen dort sind so an Zauberei und Heimtücke gewöhnt, daß die Ektoplasmen sie sich selten als Opfer erwählen. Ihr müßt wissen, daß Wesen wie Sukkuben, Inkuben und selbst die unbedeutenderen wie Obszönotroben – es ist einer von letzteren, der uns hier zu schaffen macht – Gastpsychen bevorzugen, die mehr oder weniger jungfräulich sind und nicht an Übernatürliches glauben und deren Reaktion deshalb um so hysterischer ist, wenn sie besessen werden. Diese Ektoplasmen verbreiten sich in immer größeren Kreisen über das Land.« Polderbag hielt mit düsterer Miene inne.
    »Diese Kreatur, die wir exorzieren sollen, gehört demnach zu dieser Invasion?«
    »Ja. Sie allein ist eine unbedeutende Wesenheit, aber wie gesagt, sie ist lediglich ein Teil des großen Ganzen. Vielleicht versteht Ihr jetzt die Wichtigkeit einer Zusammenarbeit, eines Austauschs von Bannsprüchen. Einzeln können wir zwar durchaus etwas leisten, aber gemeinsam wären wir imstande, eine ganze Meute dieser Sukkuben ohne großen Kraftaufwand auszutreiben.«
    Cugel ging nicht darauf ein, gestand jedoch auch nicht, daß er in Wirklichkeit überhaupt kein Zauberer war.
    Die Tür wurde aufgerissen. Spurb kam hereingestürzt. Obwohl er sich bemühte, ruhig zu sein, sah man ihm doch an, wie erregt er war. Er wandte sich an Polderbag. »Eure Dienste werden sofort benötigt. Diesmal ist die Besessene mein Weib. Wir hatten diese Manifestationen bereits als von Euch ausgerottet gehalten.«
    Polderbag verbeugte sich. »Ich deutete an, daß aufgrund ihrer Mannigfaltigkeit jede einzelne dieser schrecklichen Kreaturen getrennt verbannt werden müßte. Deshalb auch die Notwendigkeit eines ständig ansässigen Zauberers.«
    »Wir hatten zumindest mit einer längeren Ruhe gerechnet«, erwiderte Spurb streng. »Macht Euch sofort ans Werk!« Der Erhabene Standhafte verließ den Raum.
    Polderbag bemühte sich, schnell noch Cugel zur Unterstützung zu überreden, doch als letzterer weiterhin auswich, eilte er Spurb nach. Er war auch nach einer Stunde nicht zurück, als Cugel sich zurückzog.
    Am nächsten Morgen erschien Polderbag sehr bedrückt zum Frühstück. Seine Stimmung hob sich erst, als der Than erwähnte, daß sie den Auftrag der Standhaften annehmen würden. Zu Cugels Erstaunen hatte er sich dazu entschlossen – offenbar waren das weiche Bett und die gute Verpflegung ausschlaggebend dafür gewesen –, unter der Bedingung, daß sein Lehnsmann sich falscher Angaben enthalten würde.
    Als deshalb Spurb und zwei Begleiter wegen der Antwort kamen, erklärte Cugel ihnen zeremoniös: »Ich mache es kurz. Mein Herr und ich stellen jegliche Zauberkraft, über die wir verfügen, in Eure Dienste, vorausgesetzt, der Entgelt ist zufriedenstellend.«
    Spurb verbeugte sich und brachte zwei wohlgefüllte Beutel zum Vorschein. »Das entspricht eurem täglichen Honorar. Die Annehmlichkeiten der Herberge stehen euch weiterhin zur Verfügung. Ich möchte nur noch darauf aufmerksam machen, daß bei unterbliebener Hilfeleistung eurerseits die Streckbank auf euch wartet. Wir wünschen euch einen guten Tag. Ihr seid frei, zu tun oder zu lassen, was ihr wollt, bis wir gezwungen sind, eure Hilfe in Anspruch zu nehmen.« Als er sich zum Gehen wandte, blickte er Polderbag an. »Mein Weib schläft noch.«
    »Die Austreibung war sehr anstrengend«, erwiderte Polderbag. »Sie braucht viel Schlaf, um sich ganz zu erholen.« Spurb nickte und ging. Cugel bemerkte dicke Schweißtropfen auf des Zauberers Stirn.
    Den ganzen Morgen und auch Nachmittag, während das Trio

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