Reise in die Unterwelt
befand. Der vorderste des Komitees verneigte sich steif. Sein Gesicht wirkte noch strenger als das seiner Genossen.
»Seid gegrüßt«, begann er mit kühler Stimme. »Ich bin Spurb, der Vorsitzende der Synode der Standhaften. Es wurde uns berichtet, daß ihr die Zauberei des Mautners von Yawrn besiegt habt. Wir sind hier, um uns dessen zu vergewissern.«
Cugel verbeugte sich. »Wie interessant. Ihr seid deswegen hier? Ist eine solche Vergewisserung denn so wichtig für euch? Das widerspricht, was wir über eure Ansicht, die Zauberei betreffend, gehört haben.«
Nicht nur Spurbs, sondern auch die Gesichter der anderen Synodemitglieder liefen rot an. »Es stimmt, daß wir tiefe Abscheu für jene empfinden, zu denen, wie wir annehmen, auch ihr gehört, Zauberer nämlich. Doch bestimmte Überlegungen zwingen uns, Beziehungen mit euch anzustreben, die sehr lohnend für euch sein können, falls ihr wahrhaftig gute Magier seid. Doch zuerst: Stimmt es, daß ihr den Zauber des Mautners besiegt habt?«
Cugel warf einen schnellen Seitenblick auf Mumber Sull und erwiderte: »Nichts liegt uns ferner als zu prahlen. Darum nur kurz: Ja, wir haben das wahre Wesen des Mautners aufgedeckt, und es gelang ihm nicht, uns unserer Würde zu berauben oder uns aufzuhalten. Mehr brauche ich wohl nicht zu sagen.«
Spurb nickte. »Wenn ihr uns begleiten wollt, werden wir für eine standesgemäße Unterbringung und Verpflegung sorgen und einen Vertrag zwischen uns ausarbeiten.«
Die Synode der Standhaften eskortierte Than und Lehnsmann in die Stadt. Schon nach wenigen Schritten mußten sie jedoch anhalten, denn eine Gruppe Frauen, ähnlich vornehm gekleidet wie die Synodenmitglieder, kam auf sie zu. Die Damen, von unvorstellbarer Korpulenz, mit ebenfalls glattrasierten oder kurzgeschorenen Köpfen, nickten ihnen mit unbewegten Gesichtern zu, dann drehten sie sich wieder um.
»Wie ihr seht, versicherten euch die Matronen-Standhaften von Waddlawg ihres Dankes«, erklärte ihnen Spurb auf dem Weiterweg. »Eure Tat, so hoffen wir zumindest, setzt der abscheulichen Fleischlichkeit ein Ende, von der unser Osttor heimgesucht wurde und dafür verantwortlich war, daß die hochverehrten Matronen sich von diesem Stadtteil fernhielten.«
Die Prozession ging über verschiedene Brücken mit kunstvollen Steinreliefs und über eine große Zahl der Steininseln, bis sie eine gepflegte Herberge erreichten, wo sie in einen privaten Bankettsaal gebracht wurden, in dem ihnen ein einzelner Mann neugierig entgegenblickte.
Spurb trat nur ein paar Schritte in den Raum, der Rest der Synode blieb vor der Tür stehen. »Die beste Unterkunft und Verpflegung, die diese Herberge zu bieten hat, steht euch zur Verfügung. Der Zauberer Polderbag ...«, er deutete auf den einsamen Mann, »kann euch über Einzelheiten einer eventuellen Anstellung unterrichten. Ihr habt die ganze Nacht, euch zu entscheiden. Wir erwarten eure Antwort morgen früh.« Er verneigte sich kurz und verließ den Saal.
Polderbag bestellte eine reichhaltige Mahlzeit für sich und die Neuankömmlinge und bat sie, sich zu ihm an einen Ecktisch zu setzen.
»Ich würde einen weniger dunklen Tisch vorziehen, vielleicht neben dem Fenster«, meinte Cugel. »Weshalb habt Ihr Euch in diese Ecke zurückgezogen?«
»Um das Fenster nicht sehen zu müssen«, gestand Polderbag ein wenig verlegen. »Es bietet einen Ausblick auf den Innenhof, wo sich mehrere Streckbänke der Synode befinden.« Ein Blick aus dem Fenster bestätigte es. Auf zwei der Bänke waren noch die Spuren kürzlicher Benutzung deutlich erkennbar. Sull und Cugel wandten sich schaudernd ab und folgten dem Zauberer in die Ecke.
»Ein ungutes Vorgefühl des Geschicks, das jeden treffen kann, wenn er die Ehrenwerten Standhaften nicht zufriedenstellt«, erklärte Polderbag düster. Sein Gesicht hellte sich jedoch schnell auf, als der Wirt ein reichhaltiges Mahl servierte, über das Sull und Cugel ausgehungert herfielen.
»Ich möchte betonen«, sagte Polderbag schließlich, als alle satt waren, »daß ich von Herzen hoffe, wir werden in Zukunft fruchtbar zusammenarbeiten und nicht gegeneinander. Ich muß gestehen, daß ich über eure Ankunft ungemein erleichtert bin.«
Cugel musterte Polderbag. Der Zauberer hatte ein rundes bleiches Gesicht mit schwarzem Haar um eine Mittelglatze. Er trug eine einfache Pilgerkutte. Sie wurde von einem geflochtenen Gürtel zusammengehalten, von dem Amulette aller Art herunterhingen.
»An welche Art von
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