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Reise in die Unterwelt

Reise in die Unterwelt

Titel: Reise in die Unterwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Shea
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zischte sie einem neben ihr gaffenden Sklaven zu.
    Der Sklave sprang wie eine Heuschrecke auf das Frachtdeck und kehrte umgehend mit einem kleinen Stab zurück. Slog riß ihn ihm aus den Zangen und richtete ihn in die Höhe. Die Blase mit dem Haus zischte ein wenig, während ihre Oberfläche sich gleichzeitig einen weiten Spalt öffnete.
    Die drei Flüchtlinge sahen, daß das Hausdach plötzlich frei lag. »Paßt auf!« sagte Cugel drängend. »Wenn wir uns die paar Meter fallen lassen, können wir vielleicht vom Dach aus in das Haus eindringen.«
    »Aber gerade dadurch geben wir uns doch in Slogs Hände«, protestierte Polderbag.
    »Unsere Flucht war improvisiert, niemand ahnte auch nur davon, als das Haus hierhergehängt wurde. Vielleicht finden wir in seinem Innern etwas, das uns weiterhelfen könnte. Waffen, eventuell, von denen dieses Zombie-Ungeheuer da unten nichts weiß.«
    »Mein Lehnsmann hat recht«, pflichtete Mumber Sull ihm bei.
    »Also gut«, resignierte Polderbag seufzend, folgte jedoch sofort, als Kylops' Schritte noch näher kamen, Cugels Beispiel, der das Ledergeschirr hinunterkletterte. Auch der Than tat es ihnen gleich. Als sie genau über der Öffnung waren, sprangen sie.
    Kalte Luft pfiff kurz um sie, und schon landeten sie unverletzt auf dem Dach. Slog beobachtete sie mit gierigen Blicken und richtete sofort, als sie sich innerhalb der Blase befanden, den Stab erneut in die Höhe. Zischend schloß der breite Spalt sich wieder. »Kranvormann!« donnerte sie. »Laß die Blase herunter!«
    Doch als sie sich umdrehte, um die Ausführung ihres Befehls zu überwachen, verwandelte sich ihr triumphierendes Grinsen zu einem Ausdruck des Entsetzens. Kylops VII, von den Schreien seiner Herrin noch angetrieben und verwirrt über das Verschwinden seiner Beute, machte einen heftigen Sprung. Einer seiner Klauenfüße blieb jedoch an einem Querbalken hängen. Mit voller Wucht plumpste die schwere Kreatur auf das Auslegerende.
    Das hatte zweierlei zur Folge: Als der flexible Metallträger unter dem Gewicht nachgab, löste sich der Haken aus dem Ledergeschirr, und die Blase stürzte in die Tiefe. Beim Zurückschnellen schleuderte der Ausleger Kylops VII in hohem Bogen in die Luft.
    Ohne auch nur das geringste Gefühl des Fallens, sahen Sull, Cugel und Polderbag, wie das Frachtdeck auf sie zuraste. Sie duckten sich unwillkürlich und klammerten sich an die Bleischindeln des Hausdachs. Ein wenig über ihnen und seitlich entdeckten sie den verzweifelt rudernden Kylops.
    Unter ihnen schien das Frachtdeck zu explodieren. Einen kurzen Moment sahen sie alles in normaler Größe, doch schon im nächsten schrumpfte das Ganze, als die ungemein elastische Blase wie ein Gummiball wieder in die Höhe hüpfte. Flüchtig bemerkten sie den zerschmetterten Leib Kylops' zwischen den Trümmern, die die aufschlagende Frachtkugel verursacht hatte.
    Nicht nur war die Blase nun über die Höhe des Krans gehüpft, sie fiel auch tiefer und hinterließ diesmal auf der Frachtplattform ein Trümmerfeld. Verzweifelt klammerten die drei Gefährten sich an das Dach, obwohl sie auch jetzt in der Kugel weder ein Gefühl des Fallens noch des Fliegens empfanden. Aber allein der Anblick des hoch und tief sausenden Panoramas drehte ihnen den Magen um.
    Noch höher schnellte die Blase von der zerstörten Frachtplattform, vorbei an dem riesigen, glockenblumenförmigen Lichtkörper, und noch tiefer fiel sie danach. Entsetzt schlossen die drei die Augen, als das purpurfarbige Naß der vereinten Flüsse über der Blase zusammenspritzte.
    Doch es dauerte nicht lange, und ihre Kugel trieb friedlich inmitten vieler anderer den breiten Strom abwärts.
    Mumber Sull, als einziger der drei, sah die Situation rosig, hatte die Kugel doch genau die Richtung zu Simbilis eingeschlagen. Das erklärte er auch den anderen, während sie versuchten, sich ein Bild ihrer Lage zu machen. Polderbag, der in der unnatürlich kalten Luft innerhalb der Blase genau wie Sull und Cugel fröstelte, hatte wenig Verständnis für des Thans optimistische Einstellung.
    »Angenommen, Simbilis ist in der Tat in der Lage, jenen zu helfen, die ihm dienen«, brummte er. »Welche Chance haben wir denn, ihn überhaupt je zu erreichen? Haben wir nicht selbst erlebt, daß diese Frachtblase unzerstörbar ist? Wie wollen wir uns aus ihr befreien, ehe sie an ihrem Ziel angelangt, wo man uns aufs neue gefangennehmen wird? Doch selbst gesetzt den Fall, es gelingt uns, aus ihr zu entkommen, wie

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