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Reise in die Unterwelt

Reise in die Unterwelt

Titel: Reise in die Unterwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Shea
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hatte, fegte durch die Luft. Der Miniatursturm griff nach Tors Mütze und einer Vase mit verwelkten Blumen und zog auch sie in die Windhose mit ein, und begann bereits an der Bettdecke zu zerren.
    Tor Anderbastor sprang auf, mehr erfreut als erschrocken. »Kann es sein, daß Karf wahrhaftig so verzweifelt ist, auf so primitive Tricks zurückzugreifen? Ich bin bereit. Schon lange habe ich eine Gegenattacke für den Poogschen Wirbel vorbereitet.«
    Er führte einige flinke Handbewegungen aus, da schlüpfte aus seinen Ärmeln ein Strom grüner Ratten, die in den Wirbelsturm einbezogen wurden. Und plötzlich versank die nun von Hunderten von Nagern gespeiste Windhose im Fußboden. Kurz darauf ertönte unten ein Entsetzensschrei, und dann hörte man Stampfen und Umsichschlagen.
    Tors Triumph wurde allerdings dadurch geschmälert, daß er in seinem Eifer die Verteidigung übertrieben hatte. Es hörte nicht auf, grüne Ratten zu regnen, die allmählich den Wirbelsturm zum Stillstand brachten und das Loch im Boden verstopften. Als Tor dem Strom endlich ein Ende machten, hatten sich bereits Dutzende und mehr im Zimmer der Gebärenden verkrochen.
    Aufseufzend ließ Tor sich wieder in seinen Sessel sinken. Er winkte eine Flasche und vier Gläser herbei, letztere reichte er gefüllt den Gefährten, dann verbeugte er sich knapp vor Polderbag. »Ihr habt Euch bereits als nützlich erwiesen. Euer Aufschrei warnte mich rechtzeitig. Ich bitte Euch und Eure Kollegen, auch weiterhin die Augen offenzuhalten, bis meine Frau entbunden hat. Wie schon gesagt, ich werde mich nicht als kleinlich erweisen.«
    »Wir werden unser Bestes tun«, versicherte ihm Polderbag. »Doch dürften wir nun Euch bitten, uns vielleicht zu erklären, worum diese grimmige Auseinandersetzung zwischen Euch und diesem Karf Klartbodd geht?«
    Tor lächelte geheimnisvoll. »Die Erklärung liegt dort«, erwiderte er und deutete auf die Frau. Er kicherte. »Aber ich will euch nicht länger auf die Folter spannen. Karf versucht, mir wegzunehmen, was bald mein sein wird. Aber es wird ihm nicht mehr gelingen. Poogs Wirbel! Pah!«
    »Und was ist es, worum dieser heiße Kampf wütet, und das, wie Ihr andeutet, Eure Frau bald in Eure Hände spielen wird?« erkundigte sich Sull gespannt.
    »Nun, das ist der Kobold von Ka. Er wird es mir auch ermöglichen, euch jeglichen Wunsch zu erfüllen. Dafür, daß ihr die Augen offenhaltet, soll nämlich jeder von euch je einen Wunsch frei haben. Und seid versichert, daß ihr euch alles erbitten könnt, denn wenn sich der Kobold von Ka erst in meiner Macht befindet, muß er tun, was ich ihm befehle. Er also ist, was mein Weib gebären wird.«
    Die drei Pilger bemerkten, daß die Frau sich trotz des Beruhigungsmittels nun auf dem Bett herumwarf und am ganzen Leib zitterte. Es waren absolut keine normalen Geburtswehren.
    »Wie kam Euer Eheweib zu dieser – dieser eigenartigen Leibesfrucht?« fragte der Than neugierig, aber auch leicht verlegen.
    Tor rieb sich die Hände und lächelte nun selbst wie ein Kobold. Dann machte er durch einen Wink Feuer im Kamin und reichte jedem die gefüllten Gläser.
    »Der Kobold ist uralt, älter als alle Dämonen, die in den Waben des Erdkerns schlafen. Und da er älter als sie ist, ist er auch älter als jegliche Zauberei. Es gibt keinen Zauber, den er nicht abwehren oder hervorrufen kann. In all den Äonen seiner Existenz ist es keinem der unzähligen Magier, die es versuchten, gelungen, den Kobold von Ka zu unterwerfen, im Gegenteil, sie verstärkten nur seine thaumaturgischen Kräfte. Auch wenn es manchem von ihnen glückte, ihn heraufzubeschwören, konnten sie ihn doch nicht halten. Doch diesmal wird es anders sein. Denn ich habe das Mittel gefunden, ihn an mich zu binden.«
    »Einen unwiderstehlichen Bannspruch?« fragte Polderbag mit großen Augen.
    »Ich habe Voonboods dreifache Formel entdeckt«, erklärte Tor stolz. Polderbag nickte ehrfurchtsvoll. »Die Entdeckung dieser Formel«, fuhr Tor fort, »führte überhaupt erst dazu, daß mein Partner und ich den Kobold suchten. Wir wußten natürlich schon lange von ihm, hätten jedoch nie auch nur gewagt, daran zu denken, ihn gefangennehmen zu wollen.«
    »Ihr und Euer jetziger Gegner wart Partner?« fragte Mumber Sull. »In welchem Geschäftszweig?«
    Tor winkte ab. »Eine sehr komplexe Sache. Es genügt, wenn ihr wißt, daß wir beschlossen, den Kobold zu suchen, und es uns auch gelang, ihn zu finden, nachdem wir das Glück hatten, in den Besitz

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