Reise in die Unterwelt
könnten wir je hoffen, zu Simbilis durchzudringen, von dem wir ja annehmen müssen, daß er völlig von den ihn belagernden Legionen der Dämonen eingeschlossen ist.«
Der Than winkte diese Einwände ab. »Glaubt Ihr denn tatsächlich an diese Lügen der Feinde des großen Simbilis? Meint Ihr wirklich, seine Zauber wären immer noch wirkungsvoll, wenn er tatsächlich schon so gut wie besiegt wäre, wie hier behauptet wird? Und wie wir uns aus dieser Hülle befreien können? Nun, laßt uns erst einmal das Haus betreten und uns darin umsehen. Es wäre leicht möglich, daß wir etwas Nützliches finden.«
»Ja, das scheint mir auch das Vernünftigste«, fiel Cugel ein. »Wie immer es auch um Simbilis steht, wir müssen einen Weg aus diesem Gefängnis finden, ehe die Frachtblase wieder von den Unterweltkreaturen übernommen wird, die sie am Ziel ihrer Reise zweifellos erwarten.«
Nachdem sie sich also einig waren, sahen sie sich um und fanden ein Dachfenster. Mumber Sull rutschte vorsichtig darauf zu, denn das Dach war ziemlich steil. Das Fenster ließ sich glücklicherweise ohne Schwierigkeiten öffnen. Der Than kletterte als erster hinein, seine beiden Gefährten folgten ihm dichtauf.
Sie befanden sich in einem mit alten Möbelstücken und aufgestapelten Truhen und Kisten überfüllten Speicher. Das purpurfarbige Glühen des Flusses, drei Stockwerke unter ihnen, trug wenig zur Beleuchtung bei und sorgte zudem noch für irreführende Schatten. Mumber Sull, der deshalb die Entfernung unterschätzte, rannte heftig gegen einen der höchsten Stapel. Kisten polterten auf den Boden, es regnete Bilderrahmen und alle möglichen Gegenstände. Der Krach war geradezu ohrenbetäubend.
Die Gefährten – alle drei waren halb unter dem Kram begraben – erstarrten, als sie eine schrille Stimme aufgebracht kreischen hörten:
»Was? Du hinterlistiges Scheusal! Du versuchst also einen Angriff von oben? Gib dir keine Mühe!« Mit der Stimme vernahmen sie nun auch Schritte, die die Treppe herauftrampelten. Obgleich die keifende Stimme zweifellos einem nicht sehr kräftigen Mann gehörte, erschreckte sie die drei, die das Haus für leer gehalten hatten, doch sehr. Sie versuchten, sich unter dem Gerümpel hervorzuarbeiten, warfen dabei jedoch nur noch mehr um. Das Kreischen kam bereits vom Fuß der Speichertreppe. »Dieser sinnlose Trick ist dein Untergang. Du bist gefangen und dadurch in meiner Gewalt!«
Bei diesem letzten Schrei strömte von allen Seiten eine grüne gelatineartige Substanz auf die hilflosen Flüchtlinge ein, die jeden Laut verschluckte und alle Sinne betäubte, ja sie sogar in einem Maße lähmte, daß sie nicht mehr atmen konnten. Als sie völlig in die grüne Gallerte gepackt waren, hob etwas sie durch die Luft und trug sie die Treppe hinunter. Wie Fische auf dem Trocknen standen sie einem kleinen weißhaarigen Mann in Pelzumhang gegenüber, der sie verblüfft betrachtete.
Nachdem er seine Verwirrung überwunden hatte, machte er eine flinke Handbewegung, und die Gallerte löste sich von ihnen. Die drei Pilger stürzten auf den Boden, daß die grüne Masse, die nun knöcheltief den Boden bedeckte, hoch aufspritzte. Daran hatte der Kleine offenbar nicht gedacht, denn er hüpfte eilig in Sicherheit, während die drei sich erhoben.
»Zweifellos seid ihr keine Dämonen, die gekommen sind, sich unserer zu bemächtigen, noch erkenne ich in euch Verbündete des verdammungswürdigen Karf Klartbodd. Im Gegenteil, ich weiß nun, daß mein Bannspruch noch wirksam ist und der Unhold im Parterre gefangensitzt. Doch wer seid ihr, und woher kommt ihr?«
Cugel, der die nervliche Belastung und Ungeduld des anderen sah, kam einer langen zeremoniösen Vorstellung des Thans zuvor. »Wir waren Gefangene der Dämonenmyrmidonen, doch gelang es uns, ihnen zu entkommen. Wir gelangten durch eine Reihe verschiedener Zufälle hierher, die zu komplex sind, sie in wenigen Worten zu schildern.«
»Eure abgespannten Züge und euer heruntergekommenes Äußeres scheinen die Wahrheit eurer Worte zu bestätigen«, erklärte der Fremde. »Ich muß im Augenblick leider auf Einzelheiten eurer Erlebnisse verzichten, da die Zeit drängt. Ich biete euch gute Bezahlung, wenn ihr sofort in meine Dienste tretet. Ich werde euch nicht lange benötigen. Weigert ihr euch, dann muß ich euch zur Reglosigkeit erstarrt in dieser Substanz zurücklassen, aus der ich euch soeben erst befreit habe.«
Mumber Sull verärgerte die herablassende Art des
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