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Reise mit Hindernissen nach England und Schottland

Reise mit Hindernissen nach England und Schottland

Titel: Reise mit Hindernissen nach England und Schottland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Katrine und die Berge nach Edinburgh zurück.«
    »Topp!« sagte Miss Amelia, »diesen Ausflug läßt sich kein Tourist entgehen, er ist großartig, und zwei Tage genügen, um unerhörte Dinge zu sehen. Ich übernehme es, Ihre Marschroute festzulegen, damit Sie keine Stunde verlieren und keinen Aussichtspunkt versäumen.«
    »Abgemacht«, riefen die zwei Pariser, »wann brechen wir auf?«
    »Montag früh«, mischte Mister B. sich wieder ins Gespräch, »und vergessen Sie nicht, daß ich morgen, am Sonntag, für eine Besichtigung Edinburghs zu Ihrer Verfügung stehe, und anschließend essen Sie mit uns zu Abend. Im übrigen reisen wir selbst im Laufe des Montags ab und werden Sie vermutlich bei Ihrer Rückkehr von den Seen leider nicht wiedersehen.«
    Jacques und Jonathan bedankten sich herzlich bei ihrem Gastgeber und verließen sich ganz auf ihn, um alles zu ihrer größten Zufriedenheit zu regeln.
Vierundzwanzigstes Kapitel
Von der schottischen Küche
    Das Abendessen verlief mit interessanten Gesprächen, bei denen Jonathan sein reinstes Englisch zur Entfaltung brachte. Große gebratene Fleischstücke, riesige Roastbeefs tauchten unter silbernen Glocken auf. Das Gemüse, nur in Wasser gekocht und ohne jedes Gewürz, mischte sich auf den Tellern der Tischgenossen unter die Rinderbraten-und Schinkenscheiben. Jonathan, dem eine herrliche, faustdicke portugiesische Zwiebel kredenzt worden war, hatte Mühe, mit ihr fertig zu werden, und es kostete ihn einige Anstrengungen und diskret unterdrückte Grimassen, um seine Ehre zu retten, die er in diesem Kampf aufs Spiel gesetzt hatte. Der zweite Gang bestand aus
grouses,
einer Art Rebhuhn mit einem frischen und nach wildem Heidekraut schmeckenden Fleisch. Jeder schnupperte von Zeit zu Zeit an einem kleinen Glas Sherry oder Portwein. Doch als Mister B. bemerkte, daß die Pariser Mägen sich nicht so recht in diese Diät schicken wollten, ließ er mehrere Pinten eines höchst wohlschmeckenden Bieres servieren, das unter dem Namen
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bekannt ist. Zum Dessert kam die unentbehrliche Obsttorte auf den Tisch, dann machte sich jeder Tischgast an die Zubereitung eines seltsamen Getränks, das den Abschluß der Mahlzeit bilden sollte. Die Pariser ahmten, so gut es ging, ihren Amphitryon nach und gaben in ein hohes Glas, das für diesen Zweck vorgesehen war, einige Löffelvoll Tamarindengelee, darüber gossen sie heißes Wasser und Rum. Dieses Gebräu wurde mit einem ganz besonderen, langen Löffel umgerührt und anschließend in ein kleines, für diese Zeremonie bestimmtes Glas umgeschüttet. Dieses kleine Glas diente dazu, das obengenannte Getränk zu sich zu nehmen, und man mußte es mehrere Male füllen und austrinken, was Jacques um seinen nicht übermäßig strapazierfähigen Kopf fürchten ließ. Nachdem das Essen schließlich beendet und das Dankgebet gesprochen war, kehrten alle in den Salon zurück.
    Reverend S. verabschiedete sich auf der Stelle, denn er mußte noch am selben Abend wieder nach O. fahren; er erinnerte die Reisenden an ihr Versprechen, überließ Miss Amelia die Sorge, ihnen Weg und Transportmittel zu erklären und vereinbarte, sie am Montag gegen elf Uhr auf der Mole von Cramby Point zu erwarten.
    Obwohl das Essen höchst üppig gewesen war, mußte man sich in spätestens zwei Stunden wieder zu Tisch begeben, um den abendlichen Tee einzunehmen. Um sich währenddessen ein wenig zu beschäftigen, schlug Miss Amelia einen neuerlichen Spaziergang vor; Jacques und sein Freund waren einverstanden, als wäre ihr Tag nicht schon mehr als ausgefüllt gewesen, aber das Vergnügen ließ die Müdigkeit verfliegen. Mister und Mistress B., Miss Amelia und ihre Gäste verließen also das Haus und spazierten die Inverleith Row hinauf. Sie kamen bis Newhaven, ungefähr eine Meile vom Hafen Leith entfernt: ein Haufen kleiner Häuser am Meeresufer, die ein Fischerdorf von recht trostlosem Aussehen bilden. Es herrschte gerade Ebbe, und vor ihnen lag ein schwärzlicher, steiniger Strand; ein Landungssteg, der wie eine Hängebrücke von Eisenketten getragen wurde, reichte weit ins Meer hinaus, und ein paar auf dem Trockenen liegengelassene Kähne neigten sich hier und da auf die Seite. Weiter links, ungefähr eine Meile entfernt, ermöglichte eine wunderschöne Steinmole, Granton Pier, die Zufahrt für jene Schiffe, die im Firth of Forth verkehren.
    »Also, meine Herren«, sagte Mister B., »da, wo Sie sich nach O. einschiffen werden, laufen auch die Passagierdampfer aus,

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