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Reise mit Hindernissen nach England und Schottland

Reise mit Hindernissen nach England und Schottland

Titel: Reise mit Hindernissen nach England und Schottland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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an, den sich die liberale Partei Englands angeeignet hat. Der Name der Tories, also der Royalisten, kommt dagegen von
tory me, gib her,
was dem »Geld oder Leben« der französischen Diebe entspricht.
    Wenn diese würdevollen Bauern Westschottlands vor einem schwarzen Rinnsal standen, ließen sie sich dadurch nicht aus der Fassung bringen; sie zogen ihre Schuhe aus, nahmen sie in die Hand und durchschritten wacker diesen schlammigen Schmutz.
    »Gewiß«, sagte Jonathan, »um durch ein Rinnsal zu gehen, sind Schuhe überflüssig; dennoch möchte ich mich an meine üblichen Manieren halten.«
    Die Kathedrale von Glasgow ist dem heiligen Mungo geweiht, sie gehört zu verschiedenen Epochen der gotischen Architektur und reckt einen hohen, etwas schwerfälligen Glockenturm in die Lüfte; sie ist das einzige religiöse Bauwerk Schottlands, das die Anhänger der Reformation verschont haben, und unter diesem Gesichtspunkt ist sie sehenswert. Zu seinem großen Bedauern konnte Jacques das Innere jedoch nicht besichtigen; das Eingangstor war verschlossen und hielt allen Schlägen stand, denn es scheint, daß die protestantische Religion das »Klopfet an, und euch wird aufgetan werden« nicht befolgt. Er mußte sich damit begnügen, die auf dem Nachbarhügel liegende Nekropole zu besichtigen und die unvergleichlichen Beschreibungen des großen Romanciers in seiner Erinnerung wachzurufen. Hierher gingen Osbaldistone und Andrew Fairservice, als sie in Glasgow eintrafen, wo Rob Roy sich hingeflüchtet hatte. Das also war der einsame Friedhof, auf dessen Gräbern Walter Scott die Worte des Propheten zu lesen glaubte: »Wehklagen, Jammer und Elend!«
Einunddreißigstes Kapitel
Wo von Würsten und Regenschirmen die Rede ist
    Nachdem die Touristen diesen verlassenen und trübseligen Ort betrachtet hatten, machten sie sich auf die Suche nach einem Wagen, denn sie mußten in kurzer Zeit viel sehen. Eine geräumige, mit Utrechter Samt ausgeschlagene Karosse bot ihnen schon bald einen erholsamen Unterschlupf; Jonathan erklärte dem Kutscher, daß er sein Gefährt zum Hafen lenken und anschließend durch die Straßen und Parkanlagen der Stadt fahren sollte. Der Coachman kam diesem Wunsch nach und ließ sein Pferd in Richtung Glasgow Bridge traben.
    Die Straßen im Geschäftsviertel der Stadt sind in Wirklichkeit sehr schön, und Banken, Hallen, Museen, Asyle, Betreuungsheime,
municipal buildings,
Krankenhäuser, Börse, Athenaeum,
assembly rooms und club houses
sind im Überfluß vorhanden. All diese Bauwerke machen einen verschwenderischen Gebrauch von recht plumpen und häufig schlecht arrangierten Säulen; vielleicht haben die Engländer eine noch größere Vorliebe für Säulen als für Pferde, doch zuweilen geschieht es auch, daß sie die einen in Bronze auf jene anderen aus Stein stellen, was der Anmut des Denkmals nicht gerade zuträglich ist. Der Hafen ist von einer regen Handelstätigkeit geprägt; riesige Lagerhäuser liegen auf den Quais des Clyde und enthalten Millionen von Waren. Aber nach Liverpool schien ihnen Glasgow keine genaueren Beobachtungen zu verdienen, und so ratterte die Droschke geschwind vorüber.
    Und wohin brachte der kluge Kutscher seine Fahrgäste nun? In welchen Stadtvierteln ließ er sie ihre Nachforschungen anstellen? In welche Vororte fuhr er mit ihnen? Genau das konnten sie niemals herausfinden. Sie erinnerten sich nur, daß sie über die schönen, in Kreisform angelegten Alleen eines leicht hügeligen Parks gerollt waren, auf dessen höchstem Teil prachtvolle und fast neue Gebäude stufenförmig anstiegen; doch als Jacques später einen Plan von Glasgow studierte, gelang es ihm nicht, seinen Park wiederzufinden. Also reihte er ihn in jene wundervollen Gefilde des Traumlandes ein, wo die Einbildungskraft in den herrlichen Nächten der Jugend lustwandelt.
    Wie dem auch sei, zwei Stunden später trafen sie wieder auf dem George Square ein, Jonathan entlohnte den freundlichen Automedon großzügig und erkundigte sich nach einem
coffee room,
denn er wollte zu Mittag essen. Er wurde in der Gordon Street fündig, unweit der Börse; die Mahlzeit hatte nichts Besonderes an sich, außer daß der kalte Lachs mit Essig serviert wurde, ohne den kleinsten Tropfen Öl. Nach diesem Festschmaus flanierten die Reisenden bis zu ihrer Abfahrt durch die Straßen in der näheren Umgebung des Bahnhofs, wobei Jacques nach wie vor die Firmenschilder zu entziffern suchte und sonderbare Überlegungen dazu anstellte, die

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