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Reise nach Genf

Reise nach Genf

Titel: Reise nach Genf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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hineinfahren.
    Dann sah ich die Katze.
    Sie hatten sie an einem Draht am Schwanz aufgehängt. Der Draht führte durch einen Eisenhaken an der Decke, in dem ich meistens einen Holzrechen eingefädelt habe. Die Katze war grau, sie sah aus wie Krümel, und eine Sekunde lang hatte ich ein Würgen im Hals und wollte den Rückwärtsgang einlegen, um wieder zu verschwinden. Ich stieg aus und ging zu dem Tier.
    Es war steif, es war lange tot, es sah so aus wie Krümel, aber es war nicht Krümel. Es war der Kater, den ich immer den Freundlichen nannte, weil er so unermüdlich an das Gute im Menschen glaubte und seinen Kopf an den Beinen jedes Vorübergehenden schabte und dazu schnurrte. Der Freundliche war der Vater der Babys gewesen, die Krümel zwei Jahre zuvor auf meinem Schreibtisch bekommen hatte.
    »Scheiße«, sagte ich laut.
    Dann fuhr ich den Wagen ein paar Schritte zurück und machte das Garagentor wieder dicht. Ich schloß das Haus auf und lauschte eine Weile in die Dunkelheit. Dann hörte ich Krümel. Sie kam die leicht knarrende Treppe hinunter, und sie bewegte sich nervös und unruhig. Ihr Schwanz ging aufgeregt hin und her.
    »Schöne«, sagte ich, »was war los?«
    Sie kam heran und verlor etwas von ihrer Aufgeregtheit. Sie rieb sich an meinen Beinen, und ich ging voraus in die Küche und machte ihr eine Dose Seelachs auf. Während sie fraß, rief ich Dr. Schneider in Gerolstein an. Ich sagte: »Es ist mir wurscht, ob Sie mich für verrückt halten, aber Sie müssen jetzt sofort hierherkommen.«
    »In der Nacht? Ist was mit Krümel?«
    »Nein. Es ist nicht Krümel, es ist Krümels Exmann. Es ist wichtig.«
    »Na gut«, sagte er nicht sehr begeistert.
    »Ist jemand im Haus, der nicht ins Haus gehört?« fragte ich meine Katze.
    Sie antwortete nicht, sie ließ sich nicht vom Fressen abhalten. Also waren wir allein. Ich ging hinauf und machte das Fenster meines Schlafzimmers auf. Es war stickig im Haus. Ich ging auf den Dachboden und sah sicherheitshalber nach, ob sich hier irgendwo jemand versteckt hatte. Ich entdeckte nichts. Dann ging ich wieder hinunter und rief Alfred an.
    »Kannst du kommen?«
    »Wann? Morgen früh?«
    »Nicht morgen, jetzt.«
    »Was ist los? Ich glaube, mein Schwein pfeift.«
    »Komm schon«, sagte ich ungeduldig und legte den Hörer auf.
    Sie kamen nahezu gleichzeitig. Schneider ließ seinen Wagen auf dem Hof ausrollen und fragte aus dem Fenster heraus: »Feiern Sie Geburtstag oder so was?«
    »Nein«, sagte ich. »Sie müssen eine Leiche untersuchen.«
    »Ich bin Tierarzt.«
    »Ja, eben.«
    Alfred stoppte hinter ihm. »Was ist los?«
    »Fahr mal so, daß deine Scheinwerfer in die Garage leuchten«, sagte ich. Ich zog das Tor auf.
    »Ach du lieber Gott«, sagte Schneider.
    »Das ist ja irre«, sagte Alfred.
    »Ich muß wissen, wie lange das Tier schon tot ist. Ungefähr. Hast du irgendwen im Dorf oder hier auf dem Hof gesehen?«
    »Nein. Aber heute morgen, vor dem Melken, waren Fremde im Dorf. Sie haben unten bei Mechthild Zigaretten gezogen. Das ist alles. Aber ich weiß nicht, wer das war.«
    »Wer hat sie gesehen?«
    »Ludwig ist losgefahren, um den Milchwagen zu holen. Das muß um fünf Uhr gewesen sein oder früher. Ist jemand hinter dir her?«
    »Sie haben die Katze wahrscheinlich mit Krümel verwechselt«, sagte ich.
    Schneider ging los und sah das Tier aufmerksam an. Dann faßte er es an und tastete es ab. Er schüttelte den Kopf. »Ich nehme es mal ab.« Er legte sie in die Schubkarre und tastete sie erneut ab. »Das muß so zwischen achtzehn Stunden und einem vollen Tag her sein.«
    »Haben sie ihr das Genick gebrochen?«
    »Weiß ich nicht. Die Schweine haben das Tier wahrscheinlich lebend an dem Draht aufgehängt. Es hat sich zu Tode gestrampelt. Sehen Sie mal, rechts von dem Haken. Da hat es versucht, die Krallen in den Beton zu schlagen.«
    »Heilige Scheiße«, sagte Alfred rauh. »Ich hole mal Ludwig raus, er muß mir sagen, was das für Kerle waren. Was für Vögel sind denn hinter dir her?«
    »Das weiß ich nicht so genau«, sagte ich.
    »Erstatten Sie Anzeige?« fragte Schneider.
    Ich schüttelte den Kopf. »Es war einfach. Sie konnten von hinten in die Garage. Durch die alte Stalltür.«
    »Was sind das denn für Leute?« fragte er unruhig.
    »Ich weiß es nicht«, log ich. »Vielen Dank noch einmal.«
    Er fuhr vom Hof, und Sekunden später fuhr auch Alfred. Ich ging hinein und fand es elend leer und still. Ich hörte eine Weile Manhattan Transfer, aber das konnte

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