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Reise nach Genf

Reise nach Genf

Titel: Reise nach Genf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Wenn es soweit ist, lasse ich das Telefon dreimal klingeln. Sie gehen dann rüber auf den Boden, dann runter in den Stall.«
    »Gut. Und sagen Sie ihnen, sie sollen schnell machen. Diese Warterei ist furchtbar.«
    Sie kamen um drei. Das Telefon schrillte dreimal, ich ging hinauf auf den Dachboden und schloß die Tür hinter mir ab. Ich hatte überlegt, daß es schlecht war, gar nichts mitzubekommen. Deshalb hatte ich drei Dachpfannen in bequemer Höhe herausgenommen und steckte jetzt meinen Kopf durch die Lücke.
    Sie kamen zu viert in grader Reihe auf die Rückfront zu. Als sie noch etwa zehn Meter entfernt waren, hörte ich die Türklingel schellen. Also waren jetzt zwei oder drei vor dem Haus. Einer von den Vieren hinten trug eine Leiter bei sich, lehnte sie jetzt routiniert gegen die Hauswand und stieg sofort zum rückwärtigen Fenster meines Arbeitszimmers hoch. Die Scheibe knallte, als er sie einschlug.
    Das war das Signal. Plötzlich waren überall Scheinwerfer, und jemand sagte sehr ruhig durch ein Megaphon: »Nehmen Sie die Hände hoch. Alle. Die Waffen weg! Los, die Waffen weg. Westphal! Sie auch!«
    Drei von ihnen blieben stehen und drehten sich herum. Irgend etwas fiel auf den Boden. Der, der längst auf der Fensterbank des Arbeitszimmers hockte, schrie: »Wenn ihr irgendwas macht, irgendwas, lasse ich die Bude hochgehen!«
    »Machen Sie keinen Quatsch, Blum. Sie haben keine Chance.«
    »Reden Sie kein dummes Zeug«, schrie er zurück.
    »Blum, seien Sie doch vernünftig. Hier ist überall Polizei. Wenn Sie sich wehren, sind Sie ein toter Mann.«
    »Ich lasse die Bude hochgehen«, schrie er.
    Ich hörte ihn durchs Haus poltern, er erreichte den Flur, er kam die Treppe hoch.
    Kröner sagte in sein Megaphon: »Blum, Baumeister ist gar nicht im Haus.«
    Blum antwortete nicht.
    Ich hörte, wie er an der Tür zum Dachboden vorbeiging, dann zurückkehrte, dann die Klinke herunterdrückte. Ich rutschte durch die alte Holztür auf den Heuboden und glitt so schnell ich konnte zur Luke nach unten. Ich zog sie hoch, nahm den Rand und ließ mich hinunter. Ich hörte, wie er auf dem Dachboden die Tür eindrückte und dann hineinkam.
    »Blum, kommen Sie heraus!« dröhnte Kröner.
    »Scheiß dir was!« sagte Blum unterdrückt.
    Ich nahm den Griff des Garagentors und hebelte ihn aus. Ich drückte die Tür auf und verfluchte zum x-ten Mal, daß ich seit zwei Jahren Mennige draufschmieren wollte. Es kreischte wie in einem Horrorfilm. Aber ich war draußen.
    »Kommt er jetzt?« flüsterte eine Stimme neben mir.
    »Er kommt«, antwortete ich und glitt neben ihn.
    Blum hing wie ein tiefdunkler Schatten in der Luke und ließ sich fallen. Er begann sofort zu schießen.
    »Blum!« schrie Kröner. »Sie sind wahnsinnig!«
    »Halt die Schnauze, Bulle!« keuchte Blum. Dann erschien er in dem großen Viereck.
    Der Mann neben mir schoß. Er sägte Blum buchstäblich die Beine weg. Blum keuchte und beugte sich vor. Dann fiel er.
    Der Mann neben mir rief: »Alles klar. Krankenwagen, bitte!«
    Blum war besinnungslos.
    »Ich brauche eine Zigarette«, sagte ich.
    Jemand reichte mir eine Schachtel und gab mir Feuer.
    »Nur die Ruhe«, sagte er gutmütig, »es ist alles vorbei.«
    Ich sah verständnislos zu, wie Männer vorwärtsgestoßen wurden, wie man sie in einen grünen Laster verfrachtete, wie Kröner eilig hin- und herlief und Befehle gab, die ich nicht verstand.
    Eine Frau hinter mir sagte atemlos: »Baumeister, du bist ein leichtsinniger Arsch!«
    »Ach«, sagte ich, »das ist gut, daß du da bist. Wie teuer ist denn so ein Taxi von Ulm in die Eifel? Ich muß dir übrigens noch die beiden Glockenunken im Garten vorstellen. Ich habe sie Kastor und Pollux genannt, weil ich nicht weiß, wer das Weibchen ist.«

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