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Reise ohne Ende

Reise ohne Ende

Titel: Reise ohne Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Mühe, auf den Füßen zu bleiben. Wenn er hinfiel, war er verloren, dann würden sie ihn zertrampeln …
    »Bringt ihn um, den dreckigen Späher! Der raubt hier keine Kinder mehr und bringt sie auf seinem Schiff um!«
    »Zurück!« Ein Hitzegewehr knisterte. Gildoran spürte, wie die Menge sich beruhigte und zurückzog, bis er auf einem freien Platz einem dunkelhäutigen jungen Mann in einer Art Uniform mit Schulterstücken und einem Koppel mit einem unbekannten Emblem gegenüberstand. Er hielt das Hitzegewehr in offensichtlich bedrohlicher Haltung in der Hand. Der Mob sah sich in seiner Absicht enttäuscht und drängte und murrte, ließ den dunkelhäutigen Mann jedoch zu Gildoran durch.
    Der Fremde sagte in Universal: »Komm mit, Späher. Das machen wir legal.« Seine Stimme peitschte über die Menge wie sein Gewehr: »Laßt ihn in Ruhe! Ich erledige das!«
    Gildoran richtete sich auf. Es gelang ihm, Reste seiner üblichen Arroganz zusammenzukratzen, obwohl ihm klar war, daß seine Kleider zerrissen waren und er von einem Schlag im Gesicht blutete. »Ich protestiere. Sie haben keine Autorität über mich. Ich bin durch eine Computerschaltung hierher umgeleitet worden, und alle Bestimmungen über Schmuggelgut sind legal außer Kraft gesetzt. Ich verlange sofortige Benachrichtigung der Zentrale.«
    »Du verlangst gar nichts. Komm mit.«
    »Sie haben keine Autorität …«
    »Das hier ist meine Autorität«, sagte der junge Mann und machte eine knappe Geste mit seinem Hitzegewehr. »Ich möchte das hier lieber nicht gebrauchen. Komm mit.« Er sagte leise mit zusammengebissenen Zähnen: »Verdammt noch mal, Mann, los, lange kann ich sie nicht zurückhalten – wollen Sie vielleicht gelyncht werden? Sie haben hier heute schon einen von euch umgebracht!«
    Gildoran setzte sich in Bewegung. Er hörte, wie sich die Stimmen der Menge erhoben, und wußte, daß das, was der junge Fremde sagte, die Wahrheit war. Gilmarin! War er hier gestorben? Gildoran spürte, wie ein Schluchzen ihm die Kehle zusammenzog, und biß die Zähne zusammen. Stirb wie ein Späher. Genau das hätte Marin getan. Auch er würde das fertigbringen, wenn es sein mußte. Er ging mit hoch erhobenem Kopf neben dem Fremden aus der Station heraus.
    Sie traten in das gleißend helle Licht einer blauweißen Doppelsonne hinaus. Gildoran kniff die Augen zusammen und sah durch die Lider zu seinem Wächter hinüber. Der Fremde in Uniform war mehr als einen ganzen Kopf kleiner als er, hatte einen dünnen Bart, aber er sah nicht älter als Gildoran selbst aus. Haut und Haare waren von glänzendem Schwarz, aber seine Augen leuchteten in einem warmen Braun, als gehörten sie einem Tier. Er ließ das Hitzegewehr leicht sinken und sagte: »Ich hab’ schon gedacht, ich würde Sie nie da rausbringen. Warum haben Sie versucht, sich gegen mich zu stellen? Wenn ich Sie verhafte, sind Sie doch sicherer als in der Menge. Ich tu Ihnen nichts.« Seine dicken Lippen öffneten sich zu einem Grinsen. »Dazu habe ich sowieso keine Autorität. Mein Job ist es, Schlangen, die aus dem Reservat geflohen sind, zu erschießen – deshalb habe ich die Uniform und die Waffe –, aber das hat der Mob glücklicherweise noch nicht gemerkt. Das war Glück, daß ich gerade in der Station war. Sind Sie hergekommen, um den armen Teufel zu retten, den sie heute erwischt haben?«
    Gildoran schüttelte den Kopf. Sein Gesicht mußte etwas verraten haben, denn der Mann sagte mitleidig: »Freund von Ihnen?«
    »Er war mit mir auf dem Schiff. Mein bester Freund.«
     
    Wie auch immer, Ramie mit den Kindern hatte es geschafft; selbst wenn er nicht durchkam, würde die Lücke in der Schiffsmannschaft nicht gefährlich sein.
     
    Er nahm seine ganze Autorität zusammen und sprach, als stünde er im Navigationsstand auf der Brücke der Samtfalter : »Ich bin Ihnen sehr dankbar, daß Sie mich aus den Klauen dieses Mobs befreit haben, der mich lynchen wollte. Ich muß jetzt wirklich darauf bestehen, daß Sie mich ohne Verzögerung mit der Zentrale verbinden. Ich muß sofort wieder zu meinem Schiff.«
    Selbst wenn sie mich nicht umbringen … nur vier Stunden Verzögerung, und für die einzige Welt, auf die es ankommt, bin ich tot …
    Der junge Mann machte ein besorgtes Gesicht. Er hängte sich seine Waffe über die Schulter und sagte: »Stimmt ja – ihr Späher dürft nie ein Schiff verpassen, nicht? Ich habe alles gelesen, was ich über euch finden konnte … das interessiert mich. Hören Sie, hier können

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