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Reise ohne Ende

Reise ohne Ende

Titel: Reise ohne Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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öffnete die Fahrstuhltür mit einem vorsichtigen Blick in den Gang und schob Gildoran hastig in seine Wohnung. Er sagte: »Aber sieh das mal so: Wir leben unser gesamtes biologisches Leben in absoluter, objektiver Zeit. Ich bin vor neunzehn Jahren geboren worden, und in ungefähr achtzig Jahren werde ich sterben, nachdem ich die Zeit gelebt habe, die der Mensch normalerweise lebt. Ich habe keine Ahnung, außer durch Lektüre und Studien, wie das Universum hundert Jahre, bevor ich geboren war, ausgesehen hat, und ich werde es nie – nie – nie wissen, wie das Universum in fünfhundert Jahren aussehen wird. Du aber, du wurdest vielleicht vor fünfhundert Jahren geboren, du hast in einer Zeit gelebt, die für mich nur Geschichte ist, und du kannst in Tausenden von Jahren noch leben, und all das in der gleichen Zeit, die dem Menschen normalerweise zugemessen ist!«
    So hatte Gildoran es noch nie gesehen. Merrik kramte in Wandschränken herum und zerrte Kleider heraus. »Für Hosen bist du zu groß, aber ich habe hier einen Reiseumhang, den ich mir mal auf Rigel III gekauft habe, den tauschen wir gegen deinen aus. Hier, das ist für deine Haut und dein Haar.« Er setzte Gildoran auf einen niedrigen Hocker und fing an, ihn geschickt mit einer grünlichen Paste einzureiben, die auf seiner Haut überraschenderweise schwarz mit einem Rotton trocknete. Auf sein Haar sprühte er etwas aus einer Spraykugel. »Jetzt siehst du aus wie ein etwas zu groß geratener Bewohner von Lasselli. Hier, reib dir die Hände bis zu den Ellbogen damit ein und die Füße bis zu den Knien. Den Rest bedeckt der Umhang. Was für eine Rasse seid ihr Leute eigentlich, von welcher Welt kommen denn die Späher?«
    Gildoran sah ihn überrascht an. Er hatte gedacht, das wüßte jeder.
    »Von allen Welten«, sagte er. »Wir haben Männer von überall und Frauen auch.«
    »Du machst doch sicher Witze? Ihr habt alle die gleichen Farben, den gleichen Körperbau …«
    »Das kommt von der Strahlung im Raum und von der niedrigen Schwerkraft auf den Schiffen. Es ist gut möglich, daß ich so schwarz wie du war, als ich noch ein kleines Kind war.«
    Merrik grinste halbherzig. Er sagte: »Willst du mir weismachen, wir seien so etwas wie Brüder unter der Haut? Na ja, zur Zeit sehen wir ja so aus, nur daß deine Augen blau sind. Von der Strahlung kommt das also, was? Wirkt sich das aber nicht auf eure Kinder aus? Oder ist das eine echte erbliche Mutation?«
    Gildoran sagte erstaunt: »Kinder können wir nicht bekommen. Die Späher sind alle steril. Mensch, was glaubst du denn, warum wir sie kaufen und früher sogar stehlen mußten?«
    Merrik stand mit offenem Mund da. »Das scheint aber niemand zu wissen – die meisten Leute glauben, daß ihr sie für irgendeine religiöse Zeremonie braucht …«
    »Nein«, sagte Gildoran ungeduldig. »Sie werden einfach unsere … unsere Kinder. Die einzigen Kinder, die wir haben. Meine Freundin und ich hatten gerade sechs von einer Brutstation abgeholt. Eines von ihnen könnte in dreißig Jahren unser Kapitän sein.«
    Merrik sah ihn mit tiefem Mitgefühl an. »Warum sagt ihr das den Leuten nicht?«
    »Wir haben es ihnen gesagt«, sagte Gildoran müde. »Immer wieder haben wir es ihnen gesagt, aber Tausenden und Abertausenden von Welten mit einer Million Einwohner auf jeder können wir es nicht sagen, und offensichtlich sind Legenden beständiger als Fakten.«
    »Wir haben hier ein Sprichwort«, sagte Merrik. »Die Wahrheit kriecht mit Lichtgeschwindigkeit, Lügen benutzen den Transmitter.« Er lächelte und stand auf. »Trink ein Glas mit mir, mein Freund, und dann, da wir gerade von Geschwindigkeit sprechen, beeilen wir uns vielleicht besser etwas. Ich habe einen Oberflächenschlitten, ein kleines Luftkissenfahrzeug. Er gehört zwar meiner Schwester, aber die ist gerade auf einem anderen Planeten auf ihrer Hochzeitsreise, und sie hat ihn mir geliehen. Ich kann dich zu der Transmitter-Station bringen, die fünfzig Kilometer entfernt ist. Da erwarten sie dich nie, und wenn sie es doch tun, dann erkennen sie dich nicht. Ich bezweifle, daß deine eigene Mutter dich – nein, Mütter habt ihr wohl nicht, oder? Deine Freunde von dem Schiff würden dich nicht erkennen. Wahrscheinlich könntest du in deiner Verkleidung direkt zur Transmitter-Station zurückgehen, von der wir gerade getürmt sind, aber vielleicht warten sie einfach auf einen besonders großen Mann.«
    Gildoran trank die prickelnde Flüssigkeit, die Merrik ihm

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