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Reise ohne Ende

Reise ohne Ende

Titel: Reise ohne Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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verarztet ist, dann bleibt von dem Ganzen hier nicht einmal eine Narbe zurück.“
    Rae sagte mit einem unsicheren Lachen: „Eigentlich ist es ja so vorgesehen, daß ich auf euch beide Neulinge aufpassen soll.
    Kapitän bin ich sogar! Und jetzt liege ich hier…“ Sie lächelte zu Gildoran hoch, der sie noch immer in den Armen hielt. Er wußte nicht, was er sagen sollte, und drückte sie fester an sich.
    Rae war schon immer ein Teil seines Lebens gewesen, und nun sah er sie zum erstenmal ganz anders, als eine Frau, die den gleichen Zwängen und Sorgen und Ängsten wie er selbst unterworfen war. Es schien ihm, als schaute er sie zum erstenmal seit Monaten an, ohne ihr innerlich Vorwürfe für ihre Treulosigkeit Giltallen gegenüber zu machen. Er sah, daß sie allein und verwundbar war und Trost und Hilfe wie jeder andere Mensch brauchte – und nicht ein Felsen an Stärke, der alle anderen Menschen leitete.
    Rae hatte bei dem Sturz ihre Tasche verloren, und das hatte sie ihren Scheinwerfer gekostet. Ramie und Gildoran aber hatten ihre Ausrüstung noch, und sie wickelten Rae, die noch immer zitterte und unter Schockeinwirkung stand, in eine dünne Folie ein, die zusammengefaltet in eine Hand paßte, die Körperwärme jedoch perfekt isolierte. Nachdem sie es ihr mit Gildorans Tasche unter dem Kopf so bequem wie möglich gemacht hatten, leuchtete Gildoran mit seinem Scheinwerfer um sie herum.
    „Schaut euch das an!“ rief Ramie. „Das ist eine ganze… eine ganze unterirdische Stadt! Und Reliefs, Bilder… Rae, das ist eine Schatzkammer. Das ist unbezahlbar!“
    „An der Oberfläche hätten wir tagelang herumlaufen können, und wir hätten nichts gesehen“, meinte Gildoran. „Vielleicht haben wir mit dem Sturz doch Glück gehabt – wenn Rae sich nur nicht verletzt hätte!“
    Rae setzte sich auf und lehnte sich an die Wand. Die Folie hatte sie eng um sich gewickelt. Sie sagte: „Ich bin ja nicht schwer verletzt. Und die Belohnung für die Samtfalter wird für eine Welt, die so reich an archäologischen Schätzen ist, größer sein als für eine öde Wüste mit ein paar Spuren von Reliefs, die so abgeschliffen sind, daß man sie kaum noch erkennen kann.
    Gildoran! Ist dir klar, was das bedeutet? Daß wir hier mehr schaffen, als nur aus unseren Schulden herauszukommen?
    Archäologen zahlen zwar nicht soviel wie die Leute vom Bergbau oder andere, aber das hilft uns wirklich weiter!“ Gilramie war vor Aufregung angespannt. Die Pflicht hielt sie nahe bei der verletzten Rae, aber Gildoran sah deutlich, daß sie vor Aufregung fast platzte. „Rae, hast du etwas dagegen, wenn wir uns hier ein wenig umsehen?“
    „Ihr braucht mich nicht um Erlaubnis zu fragen“, sagte Rae sanft, da sie spürte, was mit der Frage gemeint war. „Es geht um das Wohl des Schiffs, aber wenn ihr wissen wollt, ob ich hier allein bleiben kann, ja, auf jeden Fall. Aber…“ Plötzlich zitterte ihre Stimme wieder. „Geht nicht zu weit weg.

    Vielleicht gibt es noch… andere Gefahren. Vielleicht noch mehr Einbrüche oder ein Erdrutsch.“
    Gildoran schüttelte den Kopf. „Keine tektonische Aktivität; was den Einsturz hier ausgelöst hat, das war das Gewicht auf dem unterirdischen Dach, das einfach im Lauf der Zeit brüchig geworden ist. Der lose Sand ist mitgerutscht und hat euch hineingezogen.“
    Sie gingen vorsichtig durch das große unterirdische Gewölbe und sahen die reichgeschmückten Wände an. Hier, wo die Luft seit Jahrhunderten, vielleicht Jahrtausenden, nicht eingedrungen war, waren die Reliefs von der Erosion durch Sand, Wind und Wetter unberührt. Es waren Basreliefs, wie Ramie entdeckte, als sie leicht mit den Fingern über sie strich.
    Gildoran richtete den kleinen, starken Scheinwerfer auf die Reliefs. „Da ist unser Freund von oben“, war sein Kommentar.
    Das Gesicht, das ihn von der Wand anstarrte, war das gleiche wie das der Statue, die sie gesehen hatten, die gleiche machtvolle Stirn, weit auseinanderliegende, katzenähnliche Augen und der kräftige Hals.
    „Ozymandias“, sagte Ramie, und erklärte es ihm auf seinen verständnislosen Blick hin. „Das Gedicht, aus dem Rae zitiert hat. König der Könige in uralter Geschichte oder in einer Legende von irgendwoher; eine Welt, die er gebaut hat, und von der er glaubte, sie sei für die Ewigkeit…“
    „Das ist der Name, den ich dieser Welt geben werde“, sagte Rae hinter ihnen. „Privileg des Kapitäns… Sonst ist davon so gut wie nichts mehr übrig. Ah, dieser

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