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Reise ohne Ende

Reise ohne Ende

Titel: Reise ohne Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Pelztiere zu einem Haufen zusammen… ruhig, warm, träge. Trotzdem war Gildoran beunruhigt.

    Es war schon schwer genug, sich klarzumachen, daß Ramie, seine gleichaltrige Spielkameradin, zur Frau geworden war. Er war mit der Erinnerung an Janni so beschäftigt gewesen, daß er an andere Frauen nicht gedacht hatte. Außerdem stand ihm Ramie sowieso zu nahe, und nun, da er wußte, daß sie, wenn auch nur kurz, seinem verlorenen Freund gehört hatte, war sie für ihn tabu. Im Augenblick aber beunruhigte ihn der Gedanke an Raes Nähe. Bisher war sie ihm immer weit entfernt vorgekommen, viel älter, wie jemand, der sich um ihn kümmerte und für ihn sorgte, ihm Befehle gab, wie der Kapitän oder ein älterer Offizier einem jüngeren Mannschaftsmitglied Befehle geben würde. Jetzt aber hatte er ihre Verwundbarkeit gesehen, ihre menschlichen Bedürfnisse und ihre Fraulichkeit.
    Plötzlich drängte sich der Gedanke, den er die ganze Zeit unterdrückt hatte, in sein Bewußtsein. Er wollte sie – er wollte sie so, wie ein Mann eine Frau will; er brauchte sie auf eine Weise, wie er Janni nie gewollt oder gebraucht hatte – Janni, von der er geglaubt hatte, er liebte sie so sehr.
    Und warum auch nicht, dachte er rebellisch. Wenn sie von Giltallen zu Gilhart wechseln konnte, warum sollte er dann nicht um sie werben, sie dazu bringen, ihn zu lieben?
    Er wußte, daß sie wegen der Wärme und als Trost in ihrem Schmerz und ihrer Einsamkeit die Arme um ihn gelegt hatte.
    Er jedoch fühlte mehr als das. Er fühlte Zärtlichkeit, ja, und Verlangen. Rae wußte das nicht. Sie würde sowieso in ihrem Schmerz wegen ihres gebrochenen Knöchels und ihrer Sorge wegen der Trennung von den anderen nicht mehr wahrnehmen als das, was er ihr schon immer entgegengebracht hatte: die Achtung eines jüngeren Mannschaftsmitglieds vor dem älteren und die enge Freundschaft des Bordkameraden. Jetzt war es auf jeden Fall nicht die rechte Zeit, ihr mehr aufzuzwingen, aber diese Zeit würde kommen – o ja, sie würde kommen.

    Getröstet von den Gedanken an diese Zeit, die kommen würde, und beruhigt von den regelmäßigen Atemzügen der Frauen, die in seine Decken eingewickelt waren, versank Gildoran in Schlaf. Da der Boden unter ihm jedoch hart war und die ungewohnte Schwerkraft ihm zu schaffen machte, schlief er unruhig und hatte seltsame Träume. Zuerst sah er die riesige Steinstatue, die sie oben gefunden hatten, wie sie drohend vor ihm stand, ein König oder Gott, umgeben von lebenden, atmenden Wesen seiner eigenen Rasse, als seien die Reliefs in der Felswand zum Leben erwacht und die vertrockneten Körper in den Steinsärgen auferstanden und hätten sich mit ihren katzenhaften Augen und ihren spitzen Gesichtsmasken zu einem fremden Jüngsten Tag versammelt. Dann sah er die Könige an der Wand, die von ihren Untertanen umringt waren.
    Sie warfen zu Fischzügen ihre Netze aus, zerlegten die Fische und stellten sie auf gigantische Tafeln, auf denen goldene und juwelenbesetzte Teller voll von den Luftknollen standen, die sie so viele tausend Jahre später geerntet hatten. Dann sah er, wie der König Hof hielt und wie hinter ihm eine lange Prozession seiner Nachkommen oder Vorfahren stand und sich in der Entfernung verlor, mit der Perspektive immer kleiner wurde, bis die einzelnen Körper nur noch Punkte waren, die am Horizont verschwanden. Hinter Königen, die schon lange tot waren, standen Könige, die noch länger tot waren, und verschwanden immer kleiner werdend im Nichts… „Nein“, sagte er laut in seinem Traum und wachte halb auf. „Die Perspektive stimmt nicht.“ Plötzlich sah er die Könige, die direkt vor ihm standen, wie durch ein umgekehrtes Fernglas sehr klein, und die anderen wurden immer größer, je weiter sie entfernt waren, wuchsen zu immer bedrohlicherer Größe, bis jene, die am weitesten entfernt, am längsten tot waren, riesenhaft dastanden und so groß wie die enorme Statue waren, die sie gefunden hatten…

    „Das ist die Antwort!“ rief er laut und wachte auf. Das dürftige Licht der erkaltenden Sonne schien auf sie herab, und die Luft im Licht der frühen Morgendämmerung war etwas feucht.
    Gilramie stieß einen unterdrückten Empörungsschrei aus und schützte ihre Augen vor dem Licht. Rae rührte sich in Gildorans Armen und sagte: „Was gibt’s Gildoran? Was ist los? Warum hast du eben so laut gerufen?“ Er setzte sich auf, rieb sich die Augen und versuchte, sich an den blasser werdenden Traum zu erinnern. Das

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