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Reise ohne Ende

Reise ohne Ende

Titel: Reise ohne Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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der Harfe vor.“
    „Dann leg du mich ins Bett. Nein, geh weg, böser Puh“, sagte das Kind ärgerlich zu dem Puhbär, der sie in das Bett legen wollte. „Dich hab’ ich nicht lieb. Gildoran hab’ ich lieb.“ Ramie sah von ihrem Platz zwischen den älteren Kindern auf.
    „Wie ich sehe, faszinierst du sie noch immer, Gildoran.“ Der Puhbär sagte ruhig: „Du brauchst dich um sie nicht zu kümmern, wenn du dazu keine Lust hast, Gildoran. Gilmarina muß lernen, daß sie nicht alles bekommen kann, was sie will.“
    „Nein, ich bringe sie ins Bett“, sagte er, hob Gilmarina in seine Arme und verstaute sie in ihrer Hängematte. Er beugte sich zu ihr herab und küßte das kleine, rosige, süße Gesicht und überlegte sich mit einer gewissen Trauer, daß sie im nächsten Jahr den letzten Rest dieser hübschen Farbe verlieren und so blaß wie er werden würde, wie das mit allen geschah. Auf der anderen Seite würde sie erst dann ein wahres Mitglied der Späher sein, eine von ihnen, ohne die geringste Spur einer Verbindung zu irgendeiner Heimatwelt, die sie für sich hätte beanspruchen können. Wirklich eine von ihnen, aber das war sie schon von dem Tag an gewesen, an dem sie sie an Bord der Samtfalter gebracht hatten.
    Er sagte so streng, wie er konnte: „Schlaf jetzt, Marina, und sei nicht dauernd so frech. Du bist jetzt ein großes Mädchen, kein Baby mehr.“ Als er ihren feuchten Kuß entgegennahm, dachte er aber, daß er sich ganz sicher war: Für ihn würde sie immer ein Baby bleiben, sein Baby. Hatte Raban ihm und Ramie gegenüber die gleichen Gefühle? Fühlte auch Rae so?
    Er dachte im stillen, denn niemand würde das laut sagen, daß er ein ganz klein wenig zu wissen glaubte, wie man sich als richtiger Vater fühlte.

    Vielleicht ist das der Grund, warum jeder von uns – vom Kapitän bis zu den Zwölfjährigen – jedes Jahr in der Kinderstation Dienst tun mußte? Damit wir das nicht vergessen?

    Ramie war mit den Siebenjährigen fertig. Sie rief ihm leise zu:
    „Nur noch einen Augenblick, Gildoran. Meine Schicht ist jetzt zu Ende, und wir können zusammen hinaufgehen.“ Ihr Lächeln verriet Gildoran, wie sehr sie die Aussicht darauf erfreute. Er wand sich innerlich. Aber was sollte er machen? Sie würden vielleicht Hunderte von Jahren lang auf der Samtfalter zusammenleben müssen.
    Er war in sie nicht verliebt. Er liebte sie, aber er liebte sie so, wie er alle liebte, all die Menschen, die schon immer da waren, aber er konnte sie nicht zurückweisen, Schwierigkeiten machen, Unglück heraufbeschwören. Er wartete.
    Als er den Puhbären zusah, machte er sich – zum hundertstenmal – Gedanken über diese fremden Wesen, die mit den Spähern zusammenlebten, aber nicht zu ihnen gehörten.
    Sie waren schon seit ewigen Zeiten da.
    Warum aber? Was hatten sie von ihrer Verbindung mit den Spähern?

    Es ist natürlich notwendig. Jeder von uns – wir leben so lange
    – ist ein potentieller Sexualpartner für jeden anderen Späher.
    Wir haben die Puhbären als Mütter und vermeiden so eine mütterliche Beziehung zu den anderen. Daher erhebt sich das Problem Inzest nie.

    Woher aber kamen die Puhbären? Gab es überhaupt jemanden, der das wußte?
    Er starrte das rätselhafte, pelzige, geliebte Gesicht des Puhbärs an, der hergekommen war, um Gilmarinas nackte kleine Schultern mit der Decke zuzudecken. Er machte das so liebevoll, daß Gildoran von einer Welle der alten, gewohnten Liebe und Zuneigung überschwemmt wurde. Es wurde ihm dabei aber auch klar, daß er nicht einmal den persönlichen Namen des Puhbärs kannte oder wußte, ob er überhaupt einen hatte. Oder, wie er sich schockiert überlegte, welches Geschlecht er hatte. Diese Überlegung schien ihm auf merkwürdige Weise unkorrekt, und er nahm an, daß man sich über das Geschlecht einer Mutter keine Gedanken machen sollte.

    Aber der Puhbär gehört nicht einmal meiner Art an! Trotzdem ist er meine Mutter. Verrückt!

    Ramie kam zu ihm und hakte sich gutgelaunt bei ihm unter.
    „Ich bin fertig. Komm, Gildoran, gehen wir hoch auf die Brücke, ich möchte mir den neuen Planeten ansehen. Ich nehme an, ich werde die meiste Zeit, die wir hier sind, Babysitter spielen müssen, aber ansehen kann ich ihn mir ja.
    Ich hoffe, es gibt genug Sonne, damit die Babys Sonnenbäder nehmen können.“
    „Bist du enttäuscht, daß du Dienst in der Kinderstation hast, während wir landen?“
    „Ich weiß es nicht“, sagte sie. „Ich hatte vielleicht gehofft, beim

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