Reise ohne Ende
Transmitterteam dabeizusein. Es ist aufregend, wenn er zum erstenmal eingeschaltet wird und man das Gefühl hat, daß eine neue Welt an ein Netz von hunderttausend Welten angeschlossen wird. Aber es gibt noch mehr Planeten, und ich bin sicher, daß ich früher oder später auch beim Transmitterteam dabei sein werde. Ich habe noch viel Zeit.“
„Ich wünsche, ich könnte mit der Lage so zufrieden sein.“ Verdammt. Es gibt so viele gute Dinge, die ich von Ramie sagen könnte. Es gefällt mir nicht, wenn ich mich so gegen sie stelle.
Sie sah ihn aus ihren seltsamen, schrägstehenden dunklen Augen von der Seite an und sagte tonlos: „Ich bin nicht immer so zufrieden, Gildoran. Ich werde nur nicht gern hysterisch über Dinge, die ich nicht ändern kann. Das heißt aber nicht, daß ich sie einfach… akzeptiere. Ich nehme an, du hast deine Meinung noch nicht geändert?“
„Nein“, sagte er. „Ich habe meine Meinung noch nicht geändert, Ramie.“
Ihre Stimme klang ein wenig bitter. Sie sagte: „Naja, ich denke, auch dafür wird es eine Zeit geben.“ Er sagte in bewußt hartem Ton: „Darauf würde ich nicht zählen, wenn ich du wäre.“
Ihre Hand auf seinem Handgelenk verkrampfte sich kurz. Sie sagte: „Gildoran, ich schwöre dir, daß ich nicht böse wäre oder… oder Eifersuchtsszenen machen würde, aber… ist es Lori, die du willst?“
Dieses Mal wurde er wirklich ärgerlich. „Das ist deiner nicht wert! Lori ist noch ein Kind. Wofür hältst du mich eigentlich?“
„Wenn ich mich richtig erinnere, hat sie vor ein paar Wochen Schiffszeit die Prüfung für die Klasse B gemacht. Ich erinnere mich dunkel, daß du und der arme Gilmarin äußerst indigniert wart, als jemand von unserer Gruppe als Kinder sprach.
Außerdem warst du im letzten Jahr ständig mit ihr zusammen.“ Gildoran nahm sich zusammen und wies sie darauf hin, daß er Lori während der Dienststunden in der Bedienung der Kommunikationskonsole unterwiesen hatte und daß er seine Freizeit nicht mit kleinen Mädchen zu verbringen pflegte, wenn er keinen Dienst in der Kinderstation hatte. „Du könntest ebensogut eifersüchtig auf Gilmarina sein – wenn ich außer Dienst bin, bin ich öfter bei ihr als bei Lori.“ Ramie seufzte. Sie sagte: „Es ist eigentlich nicht Eifersucht, Doran. Es ist nur…“ – sie machte eine hilflose Geste – „…ach, vielleicht Gewohnheit. An dich bin ich gewöhnt, vielleicht habe ich einfach nicht… ach, die innere Stärke, es mit jemand anders zu versuchen. Vielleicht gehe ich nur den Weg des geringsten Widerstands. Wenn ich sicher wüßte, daß du jemand anders gern hast, dann könnte das die Sache vereinfachen.“ Sie tat Gildoran sehr leid, aber trotz seines Mitleids war in ihm noch genug Abneigung, um ihn dazu zu bringen, sich ohne Antwort von ihr abzuwenden. Ramie seufzte und sagte: „Schon gut, vergiß, daß ich etwas gesagt habe. Ich habe nur in meinen eigenen Gefühlen geschwelgt. Komm, schauen wir uns den neuen Planeten an.“
Sie saßen zu zwölft in dem kleinen Landungsboot, das immer als erstes landete. Das war die Mindestzahl für die Erledigung der grundsätzlichen Vorarbeiten, ohne daß das Schiff dabei gefährlich unterbesetzt blieb. Hier lag immer der einzige echte Gefahrenpunkt, der erste direkte Kontakt mit einem völlig unbekannten Planeten. Als das Boot sich durch die dichte Wolkendecke herabsenkte, spürte Gildoran, wie sich seine Muskeln in einer merkwürdigen, kalten und auf seltsame Art aufmunternden Weise anspannten. Es war das erstemal, daß er für den Dienst in einer Landungsmannschaft eingeteilt worden war, aber er hatte schon viel davon gehört, was auf einem wirklich fremden Planeten passieren konnte. Als er noch Dienst in der Kinderstation tat, waren vier Mitglieder einer Landungsmannschaft in einen harmlos aussehenden, verlassenen Sumpf vorgedrungen. Innerhalb von Minuten waren alle vier von schnellfliegenden, fleischfressenden Vögeln aufgeschnappt und buchstäblich in Stücke gerissen worden. Es war von ihnen nicht einmal genug für ein Begräbnis übriggeblieben.
Die Tradition verlangte es, daß der Jahreskapitän jede Landungsmannschaft anführte. Das war die einzige Methode, diese gefährliche Aufgabe mit absoluter Fairneß zu vergeben.
Die Jahreskapitäne wurden durch das Los bestimmt, und jeder an Bord, der über einundzwanzig war, konnte davon betroffen werden, wenn er oder sie innerhalb der letzten sieben Jahre nicht schon einmal Jahreskapitän gewesen
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