Reise ohne Ende
war. Gilhart saß vorn neben dem alten Gildorric, der für die Navigation zuständig war. Die übrigen
Mitglieder der
Landungsmannschaft waren ausgesucht worden, weil entweder das Spezialgebiet gebraucht wurde, das ihnen in diesem Jahr zugeteilt worden war – oder weil sie so jung waren, daß man auf sie verzichten konnte. Gildoran wußte, daß er ebenso wie Gildori in diese Kategorie fiel. Das Mädchen saß neben ihm auf den Sitz gezwängt und plapperte aus reiner Nervosität pausenlos drauflos. Auch einer der Puhbären gehörte zu der Mannschaft. Er sollte das Klima auf Eignung für die Kinder überprüfen. Falls in dieser Richtung Zweifel bestehen sollten, würden sie in der Samtfalter bleiben; falls es gesund war, würde draußen sofort ein Lager aufgeschlagen werden, damit sich die Kinder wieder an Schwerkraft und Sonnenlicht gewöhnen konnten.
„Was wäre denn, wenn da unten schon ein Späherschiff steht?“ sagte Lori.
Gilrae drehte sich um und sah das Mädchen an. Sie sagte: „So etwas ist schon vorgekommen. Vor ungefähr dreißig Jahren haben wir uns mit der Vagabundenkönigin zusammengetan und ein großes System mit drei bewohnbaren Planeten erschlossen.
Dieses Mal aber haben wir auf unsere Rufe aus dem Raum keine Antwort bekommen – also keine Späher. Diese Welt hier gehört uns allein.“ Sie runzelte leicht die Stirn, und Gilhart sah über ihre Schulter auf ihre Instrumente und sagte: „Was ist los, Rae? Stimmt irgend etwas nicht ganz?“
Sie schüttelte den Kopf. „Eigentlich nichts Konkretes.
Vielleicht sieht das hier zu gut aus – vielleicht überlege ich mir, warum noch niemand diese Welt hier gefunden hat.“
„Eine Frage der Wahrscheinlichkeitsrechnung“, sagte Gilhart mit seinem freundlichen Lächeln. „Wir müssen ja schließlich auch einmal Glück haben. Mach jetzt bloß keine Geschichten und fang mit übersinnlicher Wahrnehmung an. Wenn du dich übersinnlich fühlst, dann heb’ das für… na, sagen wir mal…
eine intimere Gelegenheit auf.“ Er legte seine Hand auf ihren Nacken, und die Frau lächelte zu ihm hinauf und reichte, noch immer über ihre Instrumente gebeugt, mit ihrer freien Hand hoch und umschloß die seine.
Gildoran schaute weg.
Der Mist dabei ist, daß man nicht einmal die Befriedigung haben kann, Gilhart nicht leiden zu können. Er ist ein verdammt netter Kerl. Man kann sogar erkennen, was Rae in ihm sieht. Jeder hat ihn gern.
Es war eine Erleichterung zu hören, als Lori wieder mit ihrem Geplapper anfing. „Was ist, wenn es eines Tages keine Planeten mehr gibt?“
„Dann geht es uns dreckig“, sagte Gildoran scherzhaft, meinte dann aber ernsthaft weiter: „Aber das ist unmöglich. Das dort draußen ist ein sehr, sehr großes Universum. Selbst wenn nur einer von tausend Sternen Planeten hat und wenn von tausend Planeten nur einer bewohnbar ist, könnten wir noch eine Million Jahre weitermachen, ohne die Galaxis zu erschöpfen –
und dies ist nur eine Galaxis.“
„Das ist wie die alte Geschichte von den marschierenden Chinesen“, sagte Gilhart. „Fragt mich jetzt bloß nicht, was Chinesen sind, denn ich habe keine Ahnung. Aber es gab einmal eine alte Geschichte, wonach man sie nie in einer Reihe aufstellen und zählen konnte, weil es so viele Milliarden von ihnen gab, daß bis zu jenem Zeitpunkt, da man das Ende der Reihe erreicht hatte, eine neue Generation aufgewachsen war, die ihrerseits wieder Kinder hatte. Wie auch immer – bis wir –
theoretisch – alle Planeten erreicht haben, die jetzt existieren, haben sich neue Sterne und Planeten entwickelt und abgekühlt, und neue Spiralnebel haben sich gebildet und so weiter. Von uns würde natürlich niemand so lange leben – wahrscheinlich nicht einmal der älteste Späher in der ganzen Flotte –, aber zumindest theoretisch könnten die Späher bis in alle Ewigkeit weitermachen.“
„Wer redet jetzt mystisch daher?“ sagte Gilrae lachend.
„Dorric, hast du die Koordinaten von den Meteorologen? Wo setzen wir denn auf?“
„In der Nähe des Äquators“, antwortete der Navigator.
„Südliche Halbkugel, relativ nahe an der Küste, aber weit genug im Binnenland, um die Regenzone an der Küste zu meiden. In der nördlichen Halbkugel paßt mir das Muster der Winde nicht so recht. Dort ist die Gefahr zu groß, daß wir in einem Hurrikangürtel landen, wenn wir nicht eine ganze Saison warten können, um das zu beobachten. Ich kann nichts garantieren, aber diese Gegend dürfte das beste
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