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Reise Um Die Erde in 80 Tagen

Reise Um Die Erde in 80 Tagen

Titel: Reise Um Die Erde in 80 Tagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Gesicht, in deren Wäldern die schönsten Tiger der Welt hausen.
    Singapore ist noch ungefähr dreizehnhundert Meilen von der Insel Hongkong entfernt, einem kleinen Fleck englischen Landes, der von der chinesischen Küste getrennt ist. Phileas Fogg hatte nöthig, diese Strecke in höchstens sechs Tagen zurückzulegen, um zu Hongkong das Dampfboot benutzen zu [108] können, welches am 6. November nach Yokohama, einem der bedeutendsten Häfen Japans, abging.
    Der Rangoon war stark beladen. Es waren zu Singapore zahlreiche Passagiere eingestiegen, Hindu, Ceylonesen, Chinesen, Malayen, Portugiesen, welche zum größten Theil auf dem zweiten Platz fuhren.
    Die bisher ziemlich gute Witterung änderte sich mit dem letzten Mondviertel. Die See ging hoch und der Wind wehte manchmal stark, aber glücklicher Weise aus Südosten, wodurch die Fahrt gefördert wurde. Wenn es thunlich war, ließ der Kapitän die Segel aufspannen. Der Rangoon, als Brigg getakelt, fuhr oft mit seinen beiden Mastsegeln und dem Focksegel, und seine Schnelligkeit wurde durch die doppelte Wirkung des Dampfes und des Windes, verstärkt. Auf diese Weise fuhr man, auf gebrochenen Wellen, bisweilen mit Anstrengung längs den Küsten von Annam und Cochinchina.
    Aber der Fehler lag weit mehr am Rangoon, als am Meer, und dem Packetboot hatten die Passagiere, welche meist krank wurden, die Schuld dieser Beschwerden zuzuschreiben.
    In der That leiden die Schiffe der Peninsular-Compagnie, welche die Meere Chinas befahren, an einem ernstlichen Fehler im Bau. Das Verhältniß ihrer Wassertracht bei Beladung zu ihrem Hohl war nicht richtig berechnet, und daher bieten sie dem Meere nur schwachen Widerstand. Ihr geschlossener, dem Wasser nicht zugänglicher Raum ist unzureichend. Sie gehen zu tief im Wasser, und in Folge dieser Beschaffenheit reichen schon einige Wurf Meerwasser hin, um ihren Lauf zu ändern.
    Daher mußte man, der üblen Witterung wegen, große Vorsicht anwenden. Manchmal mußte man beilegen, bei geringem Dampf; ein Zeitverlust, welcher auf Phileas Fogg gar keinen Eindruck zu machen schien, während Passepartout dadurch äußerst aufgeregt wurde. Dann machte er dem Kapitän, dem Maschinisten, der Compagnie Vorwürfe.
    »Aber Sie haben doch gar zu sehr Eile, nach Hongkong zu kommen? fragte ihn einst der Detectiv Fix.
    – Ja wohl! erwiderte Passepartout.
    – Meinen Sie, daß Herr Fogg zu eilen hat, um auf das Packetboot nach Yokohama zu kommen?
    – Erschrecklich zu eilen.
    – Sie glauben also jetzt an die seltsame Reise um die Erde?
    [109] – Durchaus. Und Sie, Herr Fix?
    – Ich? Ich glaube nicht daran.
    – Possenreißer!« versetzte Passepartout und blinzelte mit den Augen.
    Dieses Wort machte dem Agenten Gedanken. Diese Bezeichnung beunruhigte ihn, ohne daß er recht wußte, weshalb. Hatte der Franzose ihn durchschaut? Er wußte nicht, was er davon zu halten hatte. Aber wie hätte Passepartout seine Eigenschaft als Detectiv, wovon Niemand sonst etwas wußte, entdecken können? Und doch mußte Passepartout, indem er sich so ausdrückte, sicherlich einen Hintergedanken haben.
    Es traf sich sogar, daß der wackere Junge ein andermal noch weiter ging; aber es überwältigte ihn, er konnte seine Zunge nicht bemeistern.
    »Sehen Sie, Herr Fix, fragte er ihn mit schelmischem Tone, werden wir, wenn wir zu Hongkong sind, so unglücklich sein, Ihre Begleitung zu verlieren?
    – Nun, erwiderte Fix in Verlegenheit, ich weiß nicht! ... Vielleicht, daß ...
    – Ah! sagte Passepartout, wenn Sie in unserer Gesellschaft blieben, das wäre für mich ein Glück! Sehen Sie, ein Agent der Peninsular-Compagnie könnte sich unterwegs nicht aufhalten! Sie wollten nur nach Bombay, und nun sind wir bald in China! Von da nach Amerika ist nicht weit, und aus Amerika nach Europa ist jetzt nur ein Schritt!«
    Fix sah seinen Genossen scharf an, und dieser zeigte ihm das liebenswürdigste Gesicht von der Welt, und er lachte mit ihm. Dieser aber, in guter Laune, fragte ihn, »ob ihm dieses Geschäft viel eintrage?«
    »Ja und nein, erwiderte Fix, ohne eine Miene zu verziehen. Es giebt gute und schlechte Geschäfte. Aber Sie begreifen wohl, ich reise nicht auf eigene Kosten!
    – O! in der Hinsicht, das glaub' ich wohl!« rief Passepartout, und lachte noch heller.
    Als diese Unterhaltung zu Ende war, begab sich Fix in seine Cabine und sann über die Sache nach. Offenbar war er durchschaut. Auf irgend eine Weise hatte der Franzose seine Eigenschaft als Detectiv erkannt. Aber

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